Worum's geht:
Die Menschen auf Neuerde leben
ein einfaches und ärmliches Leben, und doch müssen sie all ihre
Zeit in das Fantasy-Computerspiel Epic stecken, denn wer auf Neuerde
etwas erreichen will - etwa neue landwirtschaftliche Geräte für
die eigene Pflanzung von der Regierung erhalten möchte - muß
in Epic Erfolge haben, seine Spielfigur muß Figuren der Regierung
besiegen können. Um so schwieriger wird das, da die Mitglieder der
Regierung das Spiel manipuliert haben und kaum zu schlagen sind. Als in
Eriks Familie wiederum ein solches lebenswichtiges Gesuch an die Regierung
scheitert, setzt Erik alles auf eine Karte und schafft eine neue Figur:
Ein Mädchen, das er einzig auf das Attribut Schönheit hin ausrichtet.
Auch wenn ihn am Anfang alle belächeln, kann er zusammen mit seinen
Freunden bald erste Erfolge verbuchen - und lenkt dadurch ungewollte Aufmerksamkeit
auf sich...
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Online-Rollenspiele sind zur Zeit ein boomender Sektor im Bereich der
PC-Spiele, da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Thematik auch auf
den Buchmarkt übergreift. Epic ist aber nicht einfach ein
Roman zur xten computergenerierten Rollenspielwelt, sondern einer, der
die Mechanik des Spielens selbst, die Interkation zwischen Spielwelt und
Realität zum Thema hat, noch dazu geschrieben von einem Autor, der
seit Jahren in der Entwicklungsszene dieser Spiele engagiert ist.
Dieser interessanten Ausgangsbasis hat Epic seine besten Aspekte
zu verdanken - Gedankenspiele über die Zukunft der Onlinespiele,
über mögliche Auswirkungen auf eine Gesellschaft, in der sie
sich vom Segen zum Fluch entwickelt haben. Die konsequente Umsetzung dieser
Inhalte für junge Leser dagegen ist nicht ganz gelungen. Zu Beginn
hagelt es Informationen, um den Stand der Dinge auf Neuerde zu vermitteln,
leider nicht eben geschickt - die Charaktere erklären sich gegenseitig
ausgiebigst Dinge, die sie ohnehin schon wissen. Außerdem schimmert
gerade bei den ersten Szenen, die im Spiel Epic stattfinden, die
Spielmechanik, wie man sie von den eingängingen Computerspielen her
kennt, stark durch. Leser, die gleichzeitig Computerspieler sind, werden
einiges wiedererkennen (auch wenn die Technik auf Neuerde sich von der
unseren unterscheidet) und den Stil vielleicht sogar ansprechend finden.
Man verbringt im Übrigen durchaus den Großteil der Lesezeit
auf der Ebene des Spiels, hin und wieder gibt es aber Szenen, die im realen
Leben auf Neuerde angesiedelt sind.
Conor Kostick hat versucht, verschiedene interessante Aspekte des Themas
auszureizen, zentral vor allem die Frage, wie eine Gesellschaft aussehen
könnte, die ihr Konfliktpotential online beim Spielen abbaut. Epic
hätte durchaus mehr Tiefgang haben können, aber da kam dem Autor
wohl die geringe Seitenzahl bei Jugendbüchern in die Quere, und statt
ausgereizt sind die meisten Dinge nur angerissen. Dafür findet man
plakative Bösewichte, deren einziges Attribut ihre Bosheit ist, fehlerlose
Helden und vor allem viele Handlungsfäden, die ins Leere laufen,
als hätte der Autor erst einmal zig Möglichkeiten für den
Plot und seine Lösung aufgebaut, sich dann für eine entschieden
und alle anderen in der Luft hängen lassen; etliche Szenarien werden
am Ende einfach abgewürgt. So spielt zum Beispiel Eriks phänomenaler
Schachzug, all seine Punkte für seine Figur in die Schönheit
zu investieren, statt in naheliegendere Kampffertigkeiten, nur am Anfang
eine kleine Rolle - denn glücklicherweise kann er am Ende doch kämpfen
wie kein zweiter und ist auch ein schlauer Bursche, so daß er die
Gegner eher mit Kampftaktik als mit Ausstrahlung zur Strecke bringt. Alles
in allem entsteht dadurch ein recht unausgegorener Gesamteindruck, und
selbst, wenn Kostick in einzelnen Szenen Erzähltalent beweist, wird
das Gesamtwerk wohl am ehesten die Online-Spieler unter den jungen Lesern
begeistern können, die ihr Hobby einmal aus Roman-Perspektive erleben
dürfen...
(rezensiert von: mistkaeferl)
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