Worum's geht:
Mera lebt friedlich mit ihrer Mutter, einer Gasthausbesitzerin, auf der
blauen Insel Ilyndhir. Doch als die finsteren Gurrländer von der
schwarzen Insel, die unter der dunklen Macht eines magischen Artefakts
des Feuerthrons stehen, immer aggressiver vorgehen und die
Inselwelt erobern, findet dieser Friede ein jähes Ende.
Meras Ziehbruder Girdhan stammt von einer Insel, die dem schwarzen Reich
zugeordnet wird. Als die gurrländische Flotte Ilyndhir angreift,
wollen die Fischer und Kaufleute ihren Zorn an Girdhan auslassen, und
Mera ist gezwungen, mit ihm zu fliehen. Da es auch mit der Regierung Ilyndhirs
nicht zum Besten steht Meras Großmutter, eine Magierin, und
der Hofmagier sind von unbekannten Mächten entführt worden
machen sich Mera und Girdhan mit einem Boot auf die Suche und fassen schließlich
den Plan, den Feuerthron zu zerstören, um dessen dunklen Einfluß
auf das Volk der Gurrländer zu brechen. Zum Glück entdeckt Mera
ihre magischen Fähigkeiten...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Stern:
Was schon bei Tolkien funktioniert hat, kann so falsch nicht sein, und
deshalb schicken Autoren nur allzu gerne kleingeratene (oder in diesem
Fall kindliche) Helden auf heimlicher Mission mitten hinein ins Feindesland,
wo das aus allen Völkern buntgemischte Trüppchen das finstere
Artefakt vernichten soll. Dunkle Herrscher rechnen nicht mit solchen Kamikaze-Attacken
und sind überhaupt schwer damit beschäftigt, ihre Eroberungsfeldzüge
voranzutreiben, weswegen gewisse Erfolgschancen für die Eindringlinge
existieren. Außerdem stehen den Helden die ätherisch-unsterblichen
Runländer etwas widerstrebend zur Seite und dürfen ein wenig
erhaben-elbisches Flair verbreiten.
Nun muß aber unoriginell nicht unbedingt auch uninspiriert heißen,
und die Verlegung der Geschichte auf ein im wahrsten Sinne des Wortes
kunterbuntes Inselarchipel verspricht erst einmal viele Farbtupfer und
mit den bodenständigen jungen Helden ein solides (Seefahrt-)Abenteuer
mitsamt dem Abbau von Vorurteilen, wenn sich die Mannschaftsmitglieder
verschiedenfarbiger Nationen wider Willen zusammenraufen müssen.
Blaue, schwarze, violette, weiße, gelbe und grüne Nationen
bevölkern das Archipel, ihre Kultur und ihr Charakter richten sich
nach der Farbe des jeweils angebeteten Mondes und seiner zugeordneten
Gottheit. Und das war es dann auch schon mit dem Weltenbau auf
der Insel der Blauen ist vieles blau, Mitglieder aus Völkern, die
einer Gegenfarbe angehören, streiten sich zwangsläufig, bestimmte
Charaktereigenschaften sind mit Farben verbunden, und auch die Magie hängt
direkt mit der Farbzugehörigkeit der Charaktere zusammen.
Für eine plastische, lebendige Welt reicht das nicht aus den
Pinsel einmal tief in den Farbkasten zu tauchen und dann eine Runde Malen,
pardon, Schreiben nach Zahlen zu veranstalten. Im weiteren Verlauf der
Geschichte wird man der farbigen Motivationen und Erklärungen für
Ereignisse schneller überdrüssig, als man Gegenfarbe
lesen kann.
Ähnlich geradlinig wie der Weltenbau wird auch die Handlung abgespult,
die schwierigeren Themen wie etwa die Deportation von Flüchtlingen
in Lager und die Suche der bedrängten blauen Nation nach einem Sündenbock
werden lediglich angerissen, was aber in einem Jugendbuch, das auch mit
dem Einsatz von stark stereotypen Charakteren und einer sehr einfach gehaltenen
Sprache wohl eher unerfahrene Leser ansprechen soll, soweit verständlich
ist.
Wäre da nicht, nebst ein paar sprachlichen Schnitzern, die aus den
unauffälligen Satzkonstrukten herausragen (z.B. falsch verwendeten
Konjunktionen), das Ende. Wer sich wirklich nicht ganz sicher ist, ob
die jungen Helden es schaffen werden, den finsteren Herrscher zu vernichten,
sollte sich den nächsten Absatz aufgrund von leichter Spoilergefahr
sparen oder noch besser gleich das ganze Buch, das am Ende mit
einer moralisch schlicht unvertretbaren Lösung aufwartet:
Da erobert also ein Haufen Kinder durch den Sturz des fiesen finsteren
Kaisers, das übermächtige, böse Artefakt Feuerthron, mit
dem man Menschen manipulieren kann (z.B. dazu, gegen die restlichen Nationen
einen Eroberungskrieg zu führen). Anschließend wird dem Feuerthron
der böse Geist ausgetrieben; was bleibt, ist ein überaus mächtiges
Artefakt. Und im Friede-Freude-Eierkuchen-Schlußwort sitzen die
Kinder auf dem Feuerthron und machen sich daran, das Insel-Archipel wieder
in Ordnung zu bringen und zwar mittels 'sanfter' Beeinflussung
der Menschen durch die Macht des Artefakts, damit sie sich friedlich und
geordnet dem Wiederaufbau widmen. Und das alles ohne die leiseste Kritik
oder Frage, ob so eine Beeinflussung der Massen im Sinne der Herrscher
wirklich eine gute Idee ist.
Da staunt man nicht schlecht, wenn ein Jugendbuch so offen dafür
eintritt, andere zu ihrem 'Glück' zu zwingen, und es macht aus einem
wenn auch nicht ganz durchschnittlichen, so doch sicher lesbarem Abenteuer
ein unlesbares. Da werfen wir lieber noch einmal den Ring ins Feuer des
Brennenden Berges...
(rezensiert vo: mistkaeferl)
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