DER FEUERTHRON

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1 Rezension
-Hannez sah, wie der Knoten des Taus aufging, mit dem das Segel eben neu aufgezogen worden war, konnte aber nicht mehr tun, als "Vorsicht!" zu schreien.-
1
Zyklus/Band -
Autor Diana Wolrath
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2008
Verlag Hanser
ISBN 978-3-446-23093-4
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 542
Probekapitel -
Worum's geht:
Mera lebt friedlich mit ihrer Mutter, einer Gasthausbesitzerin, auf der blauen Insel Ilyndhir. Doch als die finsteren Gurrländer von der schwarzen Insel, die unter der dunklen Macht eines magischen Artefakts – des Feuerthrons – stehen, immer aggressiver vorgehen und die Inselwelt erobern, findet dieser Friede ein jähes Ende.
Meras Ziehbruder Girdhan stammt von einer Insel, die dem schwarzen Reich zugeordnet wird. Als die gurrländische Flotte Ilyndhir angreift, wollen die Fischer und Kaufleute ihren Zorn an Girdhan auslassen, und Mera ist gezwungen, mit ihm zu fliehen. Da es auch mit der Regierung Ilyndhirs nicht zum Besten steht – Meras Großmutter, eine Magierin, und der Hofmagier sind von unbekannten Mächten entführt worden – machen sich Mera und Girdhan mit einem Boot auf die Suche und fassen schließlich den Plan, den Feuerthron zu zerstören, um dessen dunklen Einfluß auf das Volk der Gurrländer zu brechen. Zum Glück entdeckt Mera ihre magischen Fähigkeiten...

Bibliotheka Phantastika verleihtStern:
Was schon bei Tolkien funktioniert hat, kann so falsch nicht sein, und deshalb schicken Autoren nur allzu gerne kleingeratene (oder in diesem Fall kindliche) Helden auf heimlicher Mission mitten hinein ins Feindesland, wo das aus allen Völkern buntgemischte Trüppchen das finstere Artefakt vernichten soll. Dunkle Herrscher rechnen nicht mit solchen Kamikaze-Attacken und sind überhaupt schwer damit beschäftigt, ihre Eroberungsfeldzüge voranzutreiben, weswegen gewisse Erfolgschancen für die Eindringlinge existieren. Außerdem stehen den Helden die ätherisch-unsterblichen Runländer etwas widerstrebend zur Seite und dürfen ein wenig erhaben-elbisches Flair verbreiten.
Nun muß aber unoriginell nicht unbedingt auch uninspiriert heißen, und die Verlegung der Geschichte auf ein im wahrsten Sinne des Wortes kunterbuntes Inselarchipel verspricht erst einmal viele Farbtupfer und mit den bodenständigen jungen Helden ein solides (Seefahrt-)Abenteuer mitsamt dem Abbau von Vorurteilen, wenn sich die Mannschaftsmitglieder verschiedenfarbiger Nationen wider Willen zusammenraufen müssen.

Blaue, schwarze, violette, weiße, gelbe und grüne Nationen bevölkern das Archipel, ihre Kultur und ihr Charakter richten sich nach der Farbe des jeweils angebeteten Mondes und seiner zugeordneten Gottheit. Und das war es dann auch schon mit dem Weltenbau – auf der Insel der Blauen ist vieles blau, Mitglieder aus Völkern, die einer Gegenfarbe angehören, streiten sich zwangsläufig, bestimmte Charaktereigenschaften sind mit Farben verbunden, und auch die Magie hängt direkt mit der Farbzugehörigkeit der Charaktere zusammen.
Für eine plastische, lebendige Welt reicht das nicht aus – den Pinsel einmal tief in den Farbkasten zu tauchen und dann eine Runde Malen, pardon, Schreiben nach Zahlen zu veranstalten. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird man der farbigen Motivationen und Erklärungen für Ereignisse schneller überdrüssig, als man „Gegenfarbe“ lesen kann.

Ähnlich geradlinig wie der Weltenbau wird auch die Handlung abgespult, die schwierigeren Themen wie etwa die Deportation von Flüchtlingen in Lager und die Suche der bedrängten blauen Nation nach einem Sündenbock werden lediglich angerissen, was aber in einem Jugendbuch, das auch mit dem Einsatz von stark stereotypen Charakteren und einer sehr einfach gehaltenen Sprache wohl eher unerfahrene Leser ansprechen soll, soweit verständlich ist.
Wäre da nicht, nebst ein paar sprachlichen Schnitzern, die aus den unauffälligen Satzkonstrukten herausragen (z.B. falsch verwendeten Konjunktionen), das Ende. Wer sich wirklich nicht ganz sicher ist, ob die jungen Helden es schaffen werden, den finsteren Herrscher zu vernichten, sollte sich den nächsten Absatz aufgrund von leichter Spoilergefahr sparen – oder noch besser gleich das ganze Buch, das am Ende mit einer moralisch schlicht unvertretbaren Lösung aufwartet:

Da erobert also ein Haufen Kinder durch den Sturz des fiesen finsteren Kaisers, das übermächtige, böse Artefakt Feuerthron, mit dem man Menschen manipulieren kann (z.B. dazu, gegen die restlichen Nationen einen Eroberungskrieg zu führen). Anschließend wird dem Feuerthron der böse Geist ausgetrieben; was bleibt, ist ein überaus mächtiges Artefakt. Und im Friede-Freude-Eierkuchen-Schlußwort sitzen die Kinder auf dem Feuerthron und machen sich daran, das Insel-Archipel wieder in Ordnung zu bringen – und zwar mittels 'sanfter' Beeinflussung der Menschen durch die Macht des Artefakts, damit sie sich friedlich und geordnet dem Wiederaufbau widmen. Und das alles ohne die leiseste Kritik oder Frage, ob so eine Beeinflussung der Massen im Sinne der Herrscher wirklich eine gute Idee ist.

Da staunt man nicht schlecht, wenn ein Jugendbuch so offen dafür eintritt, andere zu ihrem 'Glück' zu zwingen, und es macht aus einem wenn auch nicht ganz durchschnittlichen, so doch sicher lesbarem Abenteuer ein unlesbares. Da werfen wir lieber noch einmal den Ring ins Feuer des Brennenden Berges...
(rezensiert vo: mistkaeferl)


Wertung
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Fazit: Zahme Fantasy-Farbenlangeweile mit verunglücktem Ende.


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