Worum's geht:
Toturi I., Kaiser von Rokugan, gelingt es die Tore zu Jigoku, den Ort,
an dem die verehrten - und toten - Ahnen weilen, zu öffnen. Mit Hilfe
der Ahnen gelingt es ihm die Namenlose Dunkelheit zu besiegen. Mit den
Ahnen ist aber auch Hantei XVI. zurückgekehrt, ein Kaiser der nach
Jahren der Tyrannei von seiner eigenen Palastwache ermordet wurde. Hantei
kann nicht akzeptieren, daß ein dahergelaufener Ronin auf dem Thron
der Hantei sitzt und so plant er den Usurpatoren zu stürzen (und
seine Gören langsam zu Tode zu foltern samt der Hure die sie gebar).
Dazu zettelt der Tyrann einige Kleinkriege an und versammelt um sich die
Ahnen, die einen Treueeid auf die Hantei-Dynastie geleistet haben...
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Warum's so gut
ist:
Toturi I. ist der Kaiser von Rokugan - vereinfacht gesagt: Fantasy-Japan.
Die Samurai herrschen über das Land, es gibt acht große Klane
(Krabbe, Kranich, Drache, Löwe, Gottesanbeterin, Phönix, Skorpion
und Einhorn) und diverse kleine Klane (die hier keine große Bedeutung
haben). Das Leben der Samurai wird durch drei Maximen bestimmt: Loyalität
gegenüber den Herren, Ehre für die Familie und Ruhm für
das Schwert. Doch nicht alle sind Samurai; die Shugenja sind Priester,
die zu den Kami, den Seelen der Dinge, sprechen und mittels ihrer Hilfe
Magie wirken können; die Mönche sind auf Grund ihres spirituellen
Lebens zu außergewöhnlichen Leistungen fähig (man denke
hier an Shaolin-Mönche); Ninjas schleichen herum und tricksen jeden
Lebenden aus - Bauern etc. gibt es auch, sie spielen aber keine aktive
Rolle. Naga, Nezumi, Oger, Goblins und Oni - sie alle können einem
in Rokugan über den Weg laufen - aber nicht in dieser Geschichte;
dafür aber die "Spirits" - die Ahnen. Ningen-do, die Welt
der Lebenden, ist nur eines der zehn Reiche; stirbt ein Wesen, so gelangt
es je nach Lebensführung in eines der anderen Reiche - z.B. Jigoku
ist das Reich der bösen Wesen; Toshigoku das Reich der Schlachten
und Yomi das Reich der verehrten Ahnen. Die Ahnen dieser Geschichte stammen
allerdings aus Jigoku.
Die Handlung wird von einer Unzahl von Akteuren getragen: Hantei XVI.,
Hida Tsuneo, Hida O-Ushi, Kaede, Kitsu Motso, Shiba Tsukune und Toturi
I. um nur einige zu nennen. Doch mit Ausnahme von Hida Tsuneo, der rechten
Hand Hanteis, gelingt es nicht die Beweggründe und Fähigkeiten
plausibel darzustellen: Kaede, eine der mächtigsten Shugenja und
dazu das Orakel der Leere, plappert die Ansichten ihrer Hebamme über
die Ahnen nach, die Geister folgen Hantei, da sie auf sein Haus einen
Eid geschworen haben - sind denn wirklich alle sooo einseitig? Hantei
wird als Stümper dargestellt - wie es ihm gelungen ist, gegen Toturis
Truppen zu bestehen, bleibt im dunkeln. Warum ist Tsukune so halbherzig
- immerhin ist sie ein Veteran des Großen Klankrieges und des Krieges
gegen die Lebende Dunkelheit? Und wo ist der Elementar-Rat des Phönix-Klans?
Er wird nur einmal erwähnt! Warum sind Toturis Kinder alle so viel
fähiger als normale Menschen (inklusive ihrer Eltern)? Nein, die
Charaktere gefallen mir gar nicht!
Die Geschichte ist im Kern einigermaßen originell: Die Ahnen werden
zur Hilfe gegen ein Übel gerufen, besiegen es und beschließen
zu bleiben - und die Dinge wieder zu richten, d.h. die Uhr zurückzudrehen.
Die Ausführung dagegen ist schwach: Der erste Teil ist ein Intrigenspiel,
das auf Grund der schlechten Charaktere scheitert, und der zweite Teil
ist eine Kriegsbeschreibung, bisweilen werden Schlachten betrachtet, bisweilen
werden Zusammenfassungen der Ereignisse des Jahres geliefert; nicht überragend,
aber es könnte langweiliger sein.
Sprachlich ist das Werk durchschnittlich, es gibt kaum unangemessene Begriffe
und die einfache Sprache eignet sich auch für Anfänger.
Noch ein Wort zum Kontext: Legend of the Five Rings ist der Hintergrund
für ein Kartenspiel, ein Rollenspiel und ein Strategiespiel (mit
Zinnminiaturen), möglicherweise auch bald ein Computerspiel. Im Kern
der Geschichte steht die Familie Toturi. Anfangs war er der Daimyo (=
Familienoberhaupt) der Akodo (während des Scorpion Clan Coup), wurde
Ronin (= herrenloser Samurai) und schließlich Kaiser von Rokugan
(Clanwar). The Steel Throne ist das Vorspiel der Vier Winde
Saga, in der seine vier Kinder die zentralen Akteure sind. Die Welt
Rokugans ist eine erfrischend andere, Ehre & Loyalität stehen
einander häufig im Weg und sind hier wirklich von Bedeutung. Wer
sich entehrt, dem wird von der Umwelt (und in der Nachwelt) übel
mitgespielt. Intrigen sind häufig gegen die Ehre und nicht gegen
das Leben gerichtet - denn welche Bedeutung hat schon ein sozial Toter?
Ein physisch Toter dagegen kann als Märtyrer die Verbündeten
anspornen. Die Welt ist recht komplex: Die großen Klane bestehen
aus über 35 Familien, hinzu kommen die kleinen Klane, die kaiserlichen
Familien, Vasallenfamilien und Ronin-Familien; diese stellen eine Vielzahl
von Akteuren; der Ehrenkodex ist kompliziert, es gibt zehn Geisterreiche,
und drei Religionen; Doch man erhält kein Glossar, es wird nicht
erläutert, was ein Daimyo etc. ist und warum der Beidenpass wichtig
ist kann man keiner Karte entnehmen - es gibt nämlich keine. Kurzum:
Welt und Geschichte Rokugans sind spannend - doch dieses Buch ist es nicht.
Hinzukommen "faktische" Fehler, so steht nicht der gesamte Drachen-Klan
auf Hanteis Seite, sondern nur die Familie Agasha Tamoris etc. Dieses
Buch dürfte sich nur für fanatische Sammler der Legend of
the Five Rings-Geschichten lohnen. Wer einen Blick auf andere Geschichten
werfen mag, der kann dieses auf der Fiction-Website
der AEG tun.
(rezensiert von: Theophagos)
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