DIE FRAU IM NEBEL

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Wertung: ø 2.75 von 5
2 Rezensionen
-Die Mutter der Toten trug Schwarz, als sie zu den klagenden Klängen des Dudelsacks durch das Zimmer tanzte, im Kreise sich drehend.-
Kapitel 1
Zyklus/Band -
Autor Elizabeth Ann Scarborough
Original The Lady in the Loch
Erscheinungsjahr 1998, dt. 2003
Verlag Piper
ISBN 3-492-26518-9
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 320
Probekapitel -
Worum's geht:
Um das Jahr 1800: Der Schriftsteller Walter Scott hat gerade das Amt des Sheriffs von Edinburgh übernommen, da findet man die Überreste einer weiblichen Leiche im See Loch Nor'. Bald darauf verschwinden die jungen Kesselflickerinnen Bella und Leezie. Als auch noch Midge Margret und Geordie, zwei alte Bekannte Scotts, bei einem Überfall schwer verletzt werden, kommt der junge Sheriff einem grausigen Geheimnis auf die Spur.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte beginnt im Jahre 1789, doch um die Atmosphäre dieser Epoche widerzuspiegeln, ist Elizabeth Ann Scarboroughs Sprache eindeutig zu modern. Es ist schwer vorstellbar, daß der achtzehnjährige Walter Scott zu einem Kesselflicker gesagt haben sollte, er möge ihm ein paar Lieder langsam vorsingen "…damit ich die Worte oder etwaige Textabweichungen von anderen Versionen des Lieds niederschreiben kann,…". Aber auch Scarboroughs Kesselflicker befleißigen sich oft eines erstaunlich gepflegten Sprachstils. Diese anachronistische Sprache und der an vielen Stellen aufblitzende, manchmal auch unfreiwillige Humor, lassen zunächst keine Spannung aufkommen. Das ändert sich ungefähr in der Mitte des Buches. Dann dämmert dem Leser langsam, daß es nicht nur um die Aufklärung mehrerer Morde geht, sondern auch darum, weitere Verbrechen zu verhindern. Gleichzeitig beginnt man zu ahnen, wer der Täter sein könnte. Der Leser möchte erfahren, ob sich seine Vermutungen bestätigen und mit der Neugier steigt auch die Spannung, aber nur dann, wenn man nicht den Fehler begangen hat, die Inhaltsangabe auf der Rückseite und im Inneren des Buches zu lesen. Da findet sich nämlich die Auflösung des Rätsels. Es wird mir ewig verborgen bleiben, warum Verlage in ihren Klappentexten die Pointe einer Geschichte verraten, wenn der Autor sich über mehr als 250 Seiten alle Mühe gibt, das Ende des Romans kunstvoll zu verschleiern.
Über weite Strecken liest sich Die Frau im Nebel wie ein historischer Roman. Abgesehen von einer kurzen Episode am Anfang, finden sich die phantastischen Elemente erst im letzten Drittel der Geschichte. Dann aber kann sich der Leser über einen Mangel an übernatürlichen Phänomenen nicht mehr beklagen.
Liest man Die Frau im Nebel in der Erwartung, einen atemberaubenden, gruseligen Thriller vor sich zu haben, wird man enttäuscht sein. Betrachtet man das Buch aber als eine humorvolle Anspielung auf die Schauerromane des neunzehnten Jahrhunderts (auch wenn die Autorin es anders gemeint haben mag), dann bietet die Lektüre des Romans gute Unterhaltung.
(rezensiert von: Top Dollar)
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Fazit: Schauerliche Verbrechen im historischen Edinburgh, mit Augenzwinkern zu lesen.



weitere Rezensionen:

Die Frau im Nebel:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Er hatte vielversprechend angefangen, dieser Roman von Elizabeth Scarborough. Schaurig-schön mit einem toten Mädchen, das durch eine lyke-wake zum "Leben" erweckt und zu den Umständen ihres Todes befragt wird. Diese Eröffnungsszene war genau nach meinem Geschmack und ich freute mich schon, noch mehr Dinge dieser Art in Die Frau im Nebel lesen zu können. Nach diesem starken Auftakt verlor das Buch jedoch schnell an Esprit und die Handlung schleppte sich eher mühsam voran.
Zunächst bekam man nur zu lesen, daß der Winter in Schottland sehr hart werden würde, die Zigeuner nicht in ihren Wohnwagen überwintern, sondern in das verhaßte Edinburgh gehen mußten - und daß die Stadt fürchterlich stinkt. Letzteres hat die Autorin sehr ausführlich beschrieben, um nicht zu sagen: breitgetreten. Sie wurde es nicht müde, die genaue Zusammensetzung der Quellen der üblen Gerüche bis ins Detail zu schildern. Falls jemand über wenig Vorstellungskraft verfügt - nun - mit diesen Beschreibungen kann sich selbst der phantasieloseste Geist ausmalen, was man in einer Stadt ohne Kanalisation, Rußfiltern und mit der entsprechenden Wetterlage zu riechen bekommt.
Dazwischen wird die Handlung doch hin und wieder ein bisschen vorangetrieben: Ab und zu - zwischen diesen Berichten zur Wetterlage und der Geruchssituation - verschwindet mal hier ein Zigeunermädchen beim Holzsammeln, mal wird da eines von der Straße entführt. Von diesen Mädchen erfährt man kaum mehr als den Namen und einige körperliche Attribute, so daß einen ihr Schicksal, das auf ein, zwei Seiten kurz geschildert wird, nicht wirklich berührt. Das ist auch bei allen anderen Figuren, die in Die Frau im Nebel eine Rolle spielen, in gewisser Weise der Fall: Es wird wenig auf sie eingegangen, so dass man keinen Bezug zu ihnen herstellen kann und das Geschehen ähnlich distanziert verfolgt, wie das einer Opernaufführung, deren Libretto man nicht gelesen hat. Die einzige Ausnahme bildet hier das Zigeunermädchen Midge Margret, eine der Hauptfiguren der Geschichte und der Charakter, der die Handlung hauptsächlich vorantreibt.
Die geheimnisvolle schwarze Kutsche, die in den winterkalten Wäldern von Edinburgh auftaucht, ist ebenfalls weit nicht so unheimlich wie es sich auf den ersten Blick und dem Verlagstext zu Beginn des Buches nach anhört. Apropos Verlagstext: Bei diesem Buch sollte man darauf verzichten diesen zu lesen, denn wenn man das tut, weiß man von Anfang an, wer für die unheimlichen Vorfälle verantwortlich ist und alle geheimnisvollen Andeutungen der Autorin in den Ärztlichen Aufzeichnungen laufen mit ihrer düsteren Atmosphäre ins - beim solcherlei unfreiwillig vorgebildeten Leser - ins Leere.

Bei der Frau im Nebel handelt es sich meiner Meinung nach allerdings um ein fadenscheiniges Machwerk, das genauso zusammengeschustert daherkommt, wie die Hauptfigur des Romans, aus dem die Hauptinspiration für dieses Buch stammen dürfte.
Ich hatte einfach während der gesamten Lektüre das Gefühl eine Schmalspurversion von Mary Shelleys Frankenstein zu lesen.
Die Sprache dieser Geschichte ist zu modern und wirkt deshalb, obwohl eigentlich angenehm zu lesen, hier eher befremdlich. Sie will nicht so recht in die Zeit passen in der die Handlung spielt und auch die Zigeuner - die personelle Hauptbesetzung des Romans - sind äußerst eloquent, was mir bei der eher bescheidenen Bildungssituation, die seinerzeit bei dieser Minderheit geherrscht haben dürfte, doch sehr seltsam vorkam.
Die Handlung ist geradlinig, bestehend aus einem Handlungsstrang, der sich aus den augenblicklichen Erlebnissen der einzelnen Protagonisten, die in besagtem Abschnitt gerade den Hauptpart inne haben, zusammensetzt. Eine Handlung, die eher dahinplätschert, da es die Autorin, trotz aller Mühen, nicht schafft, den Spannungsbogen richtig aufzubauen:
Da besichtigt man die Neubauviertel von Edinburgh, sitzt in einer Taverne und lauscht eher belanglosen Gesprächen, sieht amourösen Geplänkeln und einer Gruppe von Zigeunern dabei zu, wie sie versucht, sich häuslich in einer verlassenen Wohnung in der Innenstadt von Edinburgh einzurichten und besucht Walter Scott in seiner kleinen Wohnung. Dazwischen findet sich mal eine Leiche im See oder es verschwindet eben ein Zigeunermädchen…
Walter Scott (1771-1832) ist die einzige historische Gestalt in dieser fadenscheinigen Schauermär und bald schon stellt sich die Frage, was der Verfasser des bekannten Romans Ivanhoe in dieser Geschichte zu suchen hat. Einige Ereignisse bzw. Umstände haben so wie Elizabeth Scarborough es beschreibt, in Scotts Leben stattgefunden, doch die Autorin versäumt es, diese historischen Daten stimmig in ihrer Romanhandlung einzubauen. Der von ihr in ihrem Nachwort erwähnte "freie Umgang mit der Person Walter Scott" tröstet nicht über das Gefühl hinweg, eine historische Person sei einfach - nur um irgendwie erwähnt zu werden - "verbraten" worden. Scotts Part hätte durchaus und ohne Verluste auch ein fiktiver Charakter übernehmen können…
Die Geschichte als solche hätte schon Möglichkeiten und Potential geboten, wenn Elizabeth Scarborough etwas selbständiger mit ihrer Idee umgegangen wäre, sie sich mit dem Einbau der Person Walter Scott mehr Mühe gegeben, bzw. ihn vollständig weggelassen, und auch nicht auf nahezu jeder Seite das Gefühl vermittelt hätte, Mary Shelleys Frankenstein wäre das von ihr grenzenlos bewunderte literarische Vorbild dem sie unbedingt nachzueifern versucht. So bleibt am Ende nur die wenig gelungene Adaption eines der größten Werke der Schauerliteratur…
(rezensiert von: Katerchen)

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Story

Fazit:
Muß man nicht gelesen haben.

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