DR. JEKYLL UND MR. HYDE

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1 Rezension
-Mister Utterson, der Anwalt, war ein Mann mit einem charaktervollen Gesicht, das nie von einem Lächeln erhellt wurde; er war leidenschaftslos, unzugänglich, im Gespräch verlegen und jeder Gefühlsäußerung abhold, mager, lang, verstaubt und düster, und doch war er irgendwie liebenswert-
Die Geschichte von der Tür
Zyklus/Band -
Autor Robert Louis Stevenson
Original The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde
Erscheinungsjahr 1886, dt. 1924/27
Verlag Diogenes
ISBN 3-257-22868-6
Subgenre klassische Phantastik
Seitenzahl 115
Probekapitel -
Worum's geht:
Mr. Uttersons Mißtrauen wird geweckt, als sein geschätzter Freund Dr. Jekyll ein seltsames Testament zugunsten eine Mr. Hyde aufsetzt. Tatsächlich häufen sich die Berichte über den üblen Charakter von Mr. Hyde, der durch seine pure Anwesenheit schon Abneigung hervorruft, und trotzdem in Jekylls Haus ein gern gesehener Gast ist.
Uttersons Sorge um seinen Freund wird immer größer, zumal dieser jegliches Gespräch über Hyde ablehnt. Dann geschieht ein Mord, und Hyde muß untertauchen...

Warum's so gut ist:
Wer sich von diesem Klassiker der phantastischen und Schauer-Literatur einen blutrünstigen, actiongeladenen Horror-Trip erwartet, ist eindeutig auf dem Holzweg: in der ganzen Geschichte passiert gerade mal ein Mord, und gruslig wird es auf eine weitaus subtilere Art und Weise.
Der heutige Leser hat den Nachteil, daß die Figuren Jekyll und Hyde ins Allgemeinwissen übergegangen sind, während ihr Zusammenhang in der Erzählung keineswegs von Anfang an klar ist. Auch die eigenwillige und heute unübliche Erzählstruktur geht mit dieser Ausgangssituation einher: In der ersten, linear erzählten Hälfte des Buches geht es um Mr. Uttersons Nachforschungen, während der Fall im zweiten Teil mittels hinterlassener Briefe und Testamente aufgeklärt wird.
In einem treffenden, auch heute noch sehr angenehm zu lesenden Stil beschreibt Stevenson einprägsam Personen, Geschehnisse und Orte, und läßt ein düsteres London vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, das sich in wenigen Sätzen (die ganze Erzählung kommt immerhin nur auf etwa 100 Seiten) aufbaut. Der -gediegene- Grusel entsteht aber eher aus dem Verhältnis von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, und der Tatsache, daß sich das "böse" Ich einer normalen Person als Spiegelbild verselbständigt und scheinbar gewissenlos ausgelebt wird.
Auch wenn Jekyll und Hyde heutzutage eher ein Sinnbild für Schizophrenie und "zwei Seelen in einer Brust" geworden sind, liegt der Fokus der Erzählung eindeutig auf den moralischen Aspekten - ob man sein Gewissen mit der Verneinung seiner "guten" Seite wirklich abschalten kann. Das (chronologische) Ende des Romans läßt an der Antwort keinen Zweifel.
Selbst wenn die Moralvorstellungen, die in diesem Buch vertreten werden, nicht mehr den unseren entsprechen, ist ein Ausflug in die damalige Denkweise und Gesellschaft auf jeden Fall die Zeit wert, sich einmal diesen Klassiker zu Gemüte zu führen.
(rezensiert von: mistkaeferl)

Wertung
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Der goldene Topf

Fazit: Ein auf den erste Blick unspektakulärer Klassiker, dessen Qualitäten im geschliffenen Stil und der Tiefe der Thematik liegen.


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