DAS GEMÄLDE

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Berwertungsschlüssel:

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3 Sterne = geht so
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Wertung: 4 1/2 von 5
1 Rezension
-"Satan heißt nicht nur 'Herr dieser Welt', er ist es wirklich. Er regiert diese Welt. Man wird einen Feind nicht besiegen, wenn man außer Acht läßt, wie gefährlich er ist."-
Der Teufel und seine Großmutter
Zyklus/Band -
Autor Hella S. Haasse
Original De Meester van de Neerdaling
Erscheinungsjahr 1973, dt. 1999
Verlag btb
ISBN 3-442-72305-1
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 156
Probekapitel -
Worum's geht:
Dieses Buch besteht aus zwei abgeschlossenen Teilen, die jedoch inhaltlich miteinander verbunden sind. Im ersten Teil schreibt eine Lehrerin, die als geisteskrank diagnostiziert in einer psychiatrischen Anstalt sitzt, ihr Leben auf: Sie ist irgendwann vor dem zweiten Weltkrieg geboren. Ihr Vater war ein strenger Calvinist. Der Bruder der Ich-Erzählerin, Andries, flüchtet eines Tages aus der Enge der Familie. Die Frau wird Lehrerin und hält nur noch sehr losen Kontakt zu ihrem Bruder. Immer wenn sie sich begegnen, benötigt Andries Hilfe und eines Tages bringt er sich um. Die Lehrerin findet heraus, daß der Grund für den Niedergang ihres Bruders ein Mann namens Edmond ist, der Sohn einer Nonne. Als dieser Edmond Jahre später, sich auch noch an den kleinen Neffen der Lehrerin heranmacht, nimmt sie den Kampf gegen ihn auf.
Im zweiten Teil des Buches ist die gleiche Frau, die mittlerweile aus der Psychiatrie entlassen wurde (und die nicht mehr als Ich-Erzählerin auftritt), Pflegerin einer venezianischen Marchesa, die selbst psychisch labil ist und in einem alten Palazzo lebt. Diese Marchesa bekommt ein uneheliches Kind, das den Namen Renato (der Wiedergeborene) trägt. Renato ist sehr schön, aber ausgesprochen unartig und wird bösartiger je älter er wird. Zwischen ihm und der Pflegerin entwickelt sich eine besondere Beziehung. Zum Haushalt gehört auch noch der Diener Donato, der den Neffen und dessen Frau benachrichtigt, als die Pflegerin ernsthaft erkrankt.

Warum's so gut ist:
Liest man Das Gemälde, stellt sich zuerst einmal die Frage, ob dieses Buch überhaupt in eine phantastische Bibliothek gehört. Die Antwort ist eindeutig: Es kommt darauf an. Ist der Leser ein absolut rationaler Mensch, der sich stets bewußt ist, daß hinter einem Roman ein Autor steckt, glaubt er dem, was der Verfasser schreibt und gelingt es ihm, das Geschriebene rein objektiv aufzunehmen, dann ist dies kein phantastisches Buch und erst recht keine unheimliche Geschichte. Dann geht es um eine psychisch kranke Lehrerin, die das Pech hat, in ihrem Leben zwei Kriminellen zu begegnen und die in ihrem Wahn völlig falsche Schlüsse zieht. Ist der Leser aber ein emotionaler Typ und glaubt er der subjektiven Darstellung der Ich-Erzählerin, dann begegnet er dem personifizierten Bösen. Der Rezensent gehört zur zweiten Sorte Leser und gruselt sich bei solchen Büchern fast zu Tode. :-)
Dieser Roman gehört zu den Geschichten, die unspektakulär wirken und die ohne plakative Schockeffekte auskommen. Der Schrecken entsteht allein im Kopf des Lesers, wenn er die Interpretation des Geschehens von der Lehrerin übernimmt. Diese Interpretation findet sich schon in der Bibel: Das Böse geht um wie ein Löwe und sucht, wen es verschlinge. Das Böse wird manchmal auch mit Der Teufel übersetzt und genau das ist hier die Frage. Trifft die Lehrerin zweimal in ihrem Leben auf das personifizierte Böse, den Teufel? Oder ist sie nur ein Opfer ihrer calvinistischen Erziehung? Und wenn der Leser den Glauben der Lehrerin übernimmt, daß der Böse tatsächlich umgeht, dann darf er sich die philosophische Frage stellen: Was ist das Böse eigentlich? Edmond versucht, Kinder zu beeinflussen und er hat angeblich in seinem Laden von Juden geraubtes Gut verkauft. Wenn der Teufel wirklich in die Welt kommt, erwartet man dann nicht eher, daß er Kriege anzettelt, anstatt daß er in einer Kleinstadt sein Unwesen treibt oder als Junge in einem venezianischen Palazzo seine Umwelt terrorisiert?
Auch den Schluß kann man auf zwei Arten interpretieren. Es kann natürlich sein, daß Renato nur einen kleinen Scherz macht und der Neffe zusammen mit seiner Frau und dem Nachlaß der Tante wieder abreist. Ich allerdings glaube nicht so recht daran…
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Picknick am Valentinstag

Fazit: Für Leser, die keine Action brauchen, um Spannung zu empfinden.


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