DIE GROSSE SCHEIDUNG ODER ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE

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Wertung: 4 1/2 von 5
1 Rezension
Zyklus/Band -
Autor C.S. Lewis
Original The Great Divorce
Erscheinungsjahr 1946, dt. 1996
Verlag Johannes Verlag
ISBN 3-894-11009-0
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 141
Probekapitel -
Worum's geht:
Der Ich-Erzähler - tatsächlich handelt es sich um Lewis selbst - wandert in der trostlosen und regnerischen Finsternis der Grauen Stadt herum. Der schier endlos scheinenden Metropole müde geworden, stellt er sich an einer Bushaltestelle an, ohne sich über den Zielort Gedanken zu machen. Zu seinem Erstaunen hebt der Bus vom Erdboden ab, um schließlich auf einer sonnenhellen, grünenden Hochebene zu landen, die mit den seltsamsten Tieren (u.a. Löwen und Einhörnern) und Gestalten bevölkert ist. Die Gesetze der Materie scheinen hier aufgehoben zu sein, doch noch erschütternder ist der Zweck dieses Ortes...

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Lewis greift in Die Große Scheidung die obskure Idee eines Refrigeriums auf - gemeint ist eine Art positives Gegenstück zum Fegefeuer. Die geistesgeschichtlichen Hintergründe dieser Idee sind mir einigermaßen schleierhaft, deshalb kann ich nur wiedergeben, was Lewis aus ihr gemacht hat (und das finde ich zumindest äußerst faszinierend): In Lewis' Refrigerium erhalten die Verdammten die Möglichkeit, einen Blick auf das Paradies und seine Bewohner zu werfen. Sie können sich dort so lange aufhalten, wie sie wünschen, und sich reiflich überlegen, ob sie sich statt für die Hölle nicht doch lieber für den Himmel entscheiden möchten.
Der kurze Roman erinnert stark an die Cosmic Trilogy, insbesondere durch die unbefangene und witzige Art, Themen der christlichen Mythologie aus ungewöhnlichen Blickwinkeln zu beleuchten - hier sind es die Stätten des Jenseits, dort ist es (in Perelandra, dem zweiten Band der Trilogie) die Verführung Evas durch die Schlange -, so dass man sich fast zu den geliebten Bewohnern des Sonnensystems zurückversetzt fühlt, nachdem man die Trilogie ausgelesen und sich bereits mit leichtem Wehmut klargemacht hat, dass nichts mehr kommen kann.
Den Hintergrund für diese klassische Himmelsreise gibt natürlich Dantes Göttliche Komödie ab. Dieser Vergleich muss unausweichlich kommen, obwohl das Genre der Jenseits- oder Himmelsreise an sich viel älter ist und auf eine ehrwürdige Tradition zurückblicken kann, deren Wurzeln in der jüdischen Apokalyptik und im Hellenismus liegen. Lewis spielt auch hiermit souverän, indem er den römischen Dichter Vergil (Dantes Führer durch die Unterwelt) durch George MacDonald ersetzt, der als Verfasser von Erzählungen wie Dayboy and Nightgirl aus der Geschichte der modernen Fantasy nicht mehr wegzudenken ist. Eine erstaunlich treffsichere Wahl für einen phantastischen Roman also. Der Titel selbst ist übrigens eine Anspielung auf William Blakes The Marriage of Heaven and Hell, einen Klassiker der okkultistischen Literatur: Während Blake eine esoterische Vereinigung der Gegensätze postuliert, steht Lewis auf dem Standpunkt, dass der verantwortliche Mensch sich stets zwischen einander ausschließenden Möglichkeiten zu entscheiden habe, weshalb es bei ihm eben eine Scheidung und keine Hochzeit gibt.
Über die enthaltenen theologischen Botschaften will ich hier nichts sagen, denn man kann sicher schon anhand der Inhaltsangabe ahnen, dass der Clou des Romans weniger in der Handlung liegt, als vielmehr in den Erkenntnissen, die aus der Begegnung zwischen Erlösten und Verdammten erwachsen.
Angemerkt sei, dass der Übersetzer die etwas altertümliche Angewohnheit hatte, englische Vornamen teilweise einzudeutschen, die Nachnamen aber im Original zu belassen. Aus George MacDonald wird so Georg MacDonald, was beim Lesen etwas irritiert.
(rezensiert von: Marengo)

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Fazit: Hartgesottene Materialisten werden Die Große Scheidung wahrscheinlich entnervt durch den Reißwolf drehen, man muss jedoch kein gläubiger Christ sein, um sich von diesen Gedanken über das Leben nach dem Tod anregen zu lassen.


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