Worum's geht:
Hermux Tantamoq ist ein Junggeselle fortgeschrittenen Alters, und er ist
ein Mäuserich. Er genießt sein Leben und liebt seine Arbeit
als Uhrmacher in der Innenstadt von Pinchester. Ein wenig Abwechslung
würde ihm allerdings ganz gut bekommen - und die kriegt er, als die
gefeierte Pilotin Linka Perflinger (soeben hat sie eine Expedition im
teulabonarischen Regenwald gerettet) in seinem Laden auftaucht und ihm
ihre Armbanduhr zur Reparatur überlässt. Als sie zum vereinbarten
Abholtermin nicht erscheint, macht Hermux, der mehr als nur ein wenig
von Miss Perflinger angetan ist, sich gemeinsam mit dem undurchsichtigen
Maulwurf Pup Schoonagliffen auf die Suche nach ihr.
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Bewertet mitSternen
(Besucher-Rezension):
Der Zyklus, der bislang drei Bände umfasst, wird sowohl in den USA
als auch in Deutschland als Kinderbuch vermarktet. Warum? Bücher,
in denen sprechende Kleintiere auftreten, sind eben niedlich und daher
zwangsläufig für Kinder bestimmt. So oder so ähnlich wird
man es sich in den Verlagsbüros gedacht haben. Dabei deutet allein
schon die Charakterisierung der Hauptperson darauf hin, dass Im Wettlauf
mit der Zeit nicht eben für junge Leser konzipiert ist. Ein betulicher,
schon etwas älterer Held, der Erfüllung in seinem kleinen Geschäft
und in Opernbesuchen findet, sich gerne gut anzieht und seine Haustier-Maikäferin
Terfle über alles liebt, wäre mir als Kind jedenfalls nur schwer
verkauft worden.
Doch verlassen wir die Tiefen und Untiefen des Verlagswesens und wenden
uns dem Buch zu. Der wichtigste Schauplatz ist Pinchester, eine Großstadt,
die direkt von der US-Ostküste der 20er/30er Jahre zu stammen scheint,
mit Wolkenkratzern, luxuriösen Fahrstühlen, kleinen Läden
und Coffee Bars im Zentrum, bevölkert von bärbeißigen
Lastenträgern, sympathischen Kellnerinnen und Reportern mit riesigen
Kameras und "Presse"-Schildchen am Hut. Ob solche Städte
jemals wirklich existiert haben, oder ob es sie nur in alten Comics und
Kriminalromanen gibt? Tut mir leid, da bin ich wirklich überfragt.
Im Wettlauf mit der Zeit verströmt in etwa den gleichen Retro-Charme
wie Sky Captain and the World of Tomorrow, ist allerdings nicht
so furios wie dieser geniale Film, doch ist die Fliegerei auch hier ein
Abenteuer wie zu den Zeiten Charles Lindberghs.
Hermux Tantamoqs Welt wird von Kleintieren wie Mäusen, Maulwürfen,
Streifenhörnchen und Lerchen bevölkert, die annähernd wie
Menschen leben. Wir befinden uns also eher in Entenhausen als in Watership
Down; der Ansatz ist nicht der gleiche wie in der klassischen Animal
Fantasy. Dementsprechend ist das Thema nicht Umweltzerstörung oder
ähnliches, vielmehr wird der Schönheits- und Jugendwahn unserer
eigenen Welt auf durchaus gelungene Weise parodiert.
Die Story? Michael Hoeye fragt nicht viel nach Logik, und neben ausführlichen
Maikäfer-Fütterungen und zahlreichen Kaffee-und-Donut-Mahlzeiten
hätte der Roman ein paar mehr Ecken und Kanten ganz gut vertragen
können. Alles, vom Helden bis zum Schauplatz, ist etwas zu glattgebügelt
und faltenfrei zusammengelegt. Dennoch sollte man ruhig mal einen Blick
in diesen Roman werfen. Insbesondere wer auf Retro und zahlreiche Zitate
aus der Geschichte Hollywoods und der Trivialliteratur steht, wird sich
über Michael Hoeyes Werk freuen. Allein schon wegen des Schurken,
der sich als brillant-größenwahnsinniger Wissenschaftler entpuppt,
welcher eine Maschine konstruiert hat, die zugleich fieses Mordinstrument
und Mittel zur Erlangung der Weltherrschaft (relativ gesehen) ist - und
natürlich lang und breit seine Motivation erklärt, während
der Held in Fesseln vor ihm liegt und verzweifelt über einen Fluchtplan
nachsinnt.
(rezensiert von: Marengo)
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