HERR DES LICHTS
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1 Rezension
-Es heißt, daß er dreiundfünfzig Jahre nach seiner Befreiung aus der goldenen Wolke zurückkehrte, um noch einmal die Herausforderung des Himmels anzunehmen; die Ordnung des Lebens zu bekämpfen und die Götter, die diese Ordnung gefügt hatten.-
Zyklus/Band -
Autor Roger Zelazny
Original Lord of Light
Erscheinungsjahr 1967, dt. 1976
Verlag Heyne
ISBN 3-453-30390-3
Subgenre Science Fantasy
Seitenzahl 316
Probekapitel -
Worum's geht:
"Seine Anhänger nannten ihn "Mahasamatman" und einen Gott. Er selbst ließ das 'Maha-' und das '-atman' weg und nannte sich 'Sam'. Niemals behauptete er, ein Gott zu sein. Freilich bestritt er es auch niemals." Damit ist der Protagonist treffend charakterisiert. In einem einsamen Kloster justiert Yama, der Gott des Todes, seine Apparaturen und holt das Atman Sams aus der planetenumspannenden magnetischen Wolke in einen Körper zurück. Kurze Zeit später spielt er bereits wieder mit den Blitzen, weigert sich aber immer noch, sich um die menschlichen Belange zu kümmern. Als dann Mara, der Gott der Täuschung, im Kloster auftaucht, wissen alle, dass sie entdeckt sind und sich der Himmel um sie kümmert.
Das zweite Kapitel blickt zeitlich zurück. Fürst Siddhartha kommt mit seinem Gefolge in die Hafenstadt Maharta und holt inkognito Erkundigungen ein. Kurze Zeit später überfällt er den Tempel und erzwingt einen Körpertausch, nicht ohne zuvor einen Handel mit Brahma abzuschließen.
Einige Zeit später wandert Sam-Siddhartha als Erleuchteter über die Welt und verbreitet vom Purpurhain aus die Lehren Buddhas. Der auf ihn angesetzte Meuchelmörder Kalis wird sein bester Jünger und ein überzeugender Prediger. Dies ruft dann letztlich den Todesgott selbst auf den Plan, der trotz eines Teilerfolgs die himmlischen Absichten nicht völlig durchsetzen kann.
Sam-Bezwinger steigt in den Höllenschacht und befreit die seit Urzeiten dort eingesperrten Lichtwesen, Dämonen genannt, die er einstmals selbst bezwingen half. Von deren Fürst überwältigt, wird er Sklave seiner ehemaligen Gegner, aber andererseits härtet der Dämon seine innere Flamme, sein Selbst. Als dann Trimurti, die obersten Götter Brahma, Vishnu und Shiva, selbst in den Höllenschacht eindringen, werden die Positionen zum großen Schlagabtausch abgesteckt, aber zuvor muss Sam-Buddha mehr als nur einmal sterben. Und so mancher Gott wechselt die Seiten.

Warum's so gut ist:
Das Buch hat ungewöhnlichen Tiefgang. Als es erstmals in Übersetzung veröffentlicht wurde, gab es noch keine breit entwickelte Fantasy. Deshalb wird auf dem Titel 'Science Fiction' angegeben. Von Wissenschaft, Technik und anderen SF-typischen Elementen liest man wenig, dafür mehr von Magie und übersinnlichen Fähigkeiten, die vielfältiger Gestalt sind. Menschen betreten eine Welt, die von sehr verschiedenen Lebewesen bewohnt wird. Die körperlosen Lichtwesen, als Dämonen bezeichnet, prägt eine ungezügelte Wett- und Spielleidenschaft. Andere, die mehr die Elemente vertreten bzw. sie beherrschen, spielen nur untergeordnete Rollen. Die ursprünglichen Menschen, die 'Ersten', sind alle mutiert und haben spezielle Gaben. Sie formten eine Welt nach ihrem Willen und installierten eine Kultur nach dem Vorbild der alten hinduistischen Vorbilder inklusive aller Götter, die sie dank ihrer Fähigkeiten repräsentieren können. Die Götter werden Realität und wechseln ihre Körper fast nach Belieben, aber nicht immer ohne Probleme. Die sich hieraus ergebenden philosophischen Fragen nach den Konsequenzen des Karma werden etwas technisch, aber schlüssig behandelt. Der Leser erhält einen hervorragenden Überblick über die hinduistische Götterwelt und ihre Beziehungen, verpackt in eine spannende Geschichte, die sich nur leicht an die irdischen Vorbilder anlehnt. Buddha als Rebell gegen den Hinduismus wird sehr überzeugend beschrieben. Die Predigten und viele Zitate entstammen der Originalliteratur oder sind zumindest stark an sie angelehnt. Buddha als Revolutionär, der den Fortschritt und die individuelle Freiheit bringt, Freiheit von Göttern, die den Menschen unterjochen, ist eine starke Botschaft, die den Leser auch heute noch anspricht. Dass man Lust bekommt, Sutras, Veden oder das Mahabharata im Original zu lesen, zeigt die Wirkung dieses Werkes, das seinerzeit den HUGO-Award erhielt. In der Schlusssequenz triumphiert dann der buddhistische Liberalismus über eine christliche Renaissance mit schwarzmagischen Tendenzen, ein wahrhaft apokalyptisches Bild. Einzelschicksale werden knapp, aber wirkungsvoll in Szene gesetzt. Besonders die Spannung, die entsteht, wenn zwei Gottheiten des Todes eine liebende Verbindung eingehen.
Vom Aufbau her beginnt das Buch fast mit dem Ende der Geschichte und blättert dann ab dem 2. Kapitel die Vergangenheit auf. Jedes Kapitel hat einen Vorspann, der aber nicht allzu viel verrät. Erst im 7. und letzten Kapitel schließt sich der Kreis und noch einmal werden ungewöhnlich Bündnisse geschlossen, um die Welt vor einer Erstarrung zu bewahren.
(rezensiert von: wolfcrey)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Ein zeitloses Meisterwerk mit religiösem Tiefgang.


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