ICH, CORIANDER

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1 Rezension
-Es ist Nacht und in unser altes Haus am Fluß ist endlich Ruhe eingekehrt. Das Baby ist in den Schlaf gewiegt worden und hat aufgehört zu schreien. Vor meinem Fenster ist nur das leise Plätschern der Themse zu hören. -
1 Eine Geschichte zum Erzählen
Zyklus/Band -
Autor Sally Gardner
Original I, Coriander
Erscheinungsjahr 2005, dt. 2006
Verlag cbj
ISBN 3-570-13104-1
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 313
Probekapitel -
Worum's geht:
Coriander Hobie wird 1643 in London geboren. Ihr Vater ist ein Kaufmann, ihre Mutter Eleanor besitzt einen wunderschönen Garten und weiß alles über die Heilkräfte von Kräutern, was ihr den Ruf einer Heilkundigen mit magischen Fähigkeiten einbringt. Böse Zungen behaupten, sie sei eine Hexe. Eines Tages liegt ein Päckchen vor dem Gartentor, es enthält silberne Schuhe, in die sich Coriander sofort verliebt, ihre Mutter will aber nicht, daß sie sie anzieht. Coriander weiß nicht, daß die Schuhe Gefahr bedeuten, denn sie stammen aus einer anderen Welt, einer Welt, der auch ihre Mutter angehört. Als Eleanor stirbt, heiratet der Vater eine bigotte Witwe, die gemeinsam mit dem fanatischen Prediger Arise Fell sämtliche Mitglieder des Haushalts tyrannisiert und mißhandelt. Einige Zeit später muß Corianders Vater fliehen, um der Verhaftung zu entgehen. Das Mädchen ist seiner Stiefmutter und Arise hilflos ausgeliefert. Von Anfang an war es dem Prediger ein Dorn im Auge und wurde häufig von ihm geschlagen. Schließlich eskaliert die Situation endgültig. Bei einem Streit schleppt Arise Coriander in das Arbeitszimmer ihres Vaters, stößt sie in eine alte Truhe, drückt den Deckel nieder, schließt ab und liefert sie dem sicheren Tod aus.

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Ich, Coriander ist eine klassische Aschenputtel-Geschichte, eingebettet in einen historischen Kontext. Das ist das Reizvolle an diesem Roman, der zur Zeit Oliver Cromwells spielt. Jeder öffentliche Ausdruck von Lebensfreude ist per Gesetz verboten. Die Theater sind geschlossen und Weihnachten darf nicht mehr gefeiert werden. Arise und Corianders Stiefmutter Maud entsprechen beide voll und ganz dem Bild des engherzigen, freudlosen, fanatischen Puritaners, der öffentlich Wasser predigt, heimlich Wein säuft und seine strengen Glaubensgrundsätze seinen Kindern und Dienstboten eigenhändig einprügelt. Aber das Pärchen ist noch schlimmer, denn man kann ihnen noch nicht einmal zugute halten, sie seien von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugte, fehlgeleitete Gläubige. Maud und Arise benutzen die Religion als Vorwand um Macht auszuüben und sich zu bereichern. Geschickt machen sie sich das herrschende politische Klima des religiösen Fanatismus zunutze, in dem jeder Angst vor Denunziation, Verhaftung und Hinrichtung hat. Zwischen diesem bösartigen, gewalttätigen und skrupellosen Paar und Coriander, die von liebevollen Eltern und einer gutherzigen Haushälterin zu einem wißbegierigen, eigenständig denkenden und selbstbewußten Menschen erzogen worden ist, gibt es keine Gemeinsamkeiten. Noch nicht einmal eine distanzierte, friedliche Koexistenz ist möglich.
Die Parallelen zum Märchen von Aschenputtel sind mehr als deutlich. Die geliebte Mutter ist tot, der Vater, ein Kaufmann hat wieder geheiratet und ist fern von zu Hause. Die boshafte Stiefmutter, die eine eigene Tochter mit in die Ehe gebracht hat, führt das Regiment. Hier unterscheiden sich Märchen und Roman allerdings. Denn auch Corianders Stiefschwester Hester leidet unter der herrschsüchtigen und brutalen Maud und dem hartherzigen Prediger. Und dann sind da natürlich noch die besonderen Schuhe, silberne, die Coriander mit der phantastischen Welt verbinden, aus der ihre Mutter stammt. Aber auch diese Parallelwelt birgt Gefahren und Coriander muß sich entscheiden, ob sie angepaßt und wenigstens einigermaßen sicher leben möchte, oder ob sie ihrem Gewissen und ihrem Herzen folgt.
Sprachlich hat der Roman einige Ecken und Kanten. Manche Sätze klingen konstruiert und umständlich, ab und zu tauchen Wörter und Begriffe auf, die anachronistisch sind oder unpassend wirken. Wahrscheinlich ist an diesen Stellen die Übersetzung nicht ganz geglückt. Das überstürzte Ende hingegen muß man der Autorin ankreiden. Der Eindruck drängt sich auf, daß sie zum Schluß kommen wollte und deshalb kurzentschlossen zwei Handlungsstränge unmotiviert zusammengefügt hat. Plötzlich taucht jemand unvermutet auf, ohne daß der Leser erfährt, wie er hergekommen ist und es geschieht etwas ebenso Bedeutsames wie Außergewöhnliches, ohne daß erklärt wird, wie und warum es ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt geschieht. Das ist unbefriedigend.
Im Anhang gibt es ein Kapitel, das kurz und prägnant über den historischen Hintergrund des Romans informiert.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Gelungene Mischung aus historischem Roman und Fantasy-Märchen mit aktuellen Bezügen.


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