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-Fleisch
warf sich über Fleisch, aus der überdimensionierten, ekligen,
nässenden Gebärmutter schlüpfte ein noch schrecklicher anzusehendes,
verwachsenes Jungtier. Die Kreatur wurde regelrecht ausgeworfen, sie schlug
um sich, riss das kleine Maul auf und gab Töne von sich, die Glas splittern
ließen. Längst waren alle Fliegen und Ratten verendet.-
5. Teil, Die Abrechnung |
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Nach einem fatalen Ausrutscher während einer Geiselnahme, der eine
Kollegin das Leben kostete, wird Kriminalkommisar Alex Körner als
Rehabilitierungschance zur Aufklärung eines blutigen Mordes an einem
14jährigen Mädchen in die österreichische Provinz geschickt.
Die Ermordete wurde auf ein Metallgestell geschnallt, so dass ihr Rücken
zwangsläufig stark gekrümmt wurde; das Rückgrat wurde regelrecht
aus dem Körper gerissen.
Zufälligerweise handelt es sich bei der Gemeinde, in der der Mord
geschehen ist, um Alex Körners Geburtsort, in dem er, bis zum Flammentod
seiner Eltern, die ersten 14 Jahre seines Lebens verbracht hat. Nachdem
ihn eine Tante daraufhin nach Wien geholt hat, hat er alle Kontakte zu
seiner ungeliebten Heimat abgebrochen. Nun wäre er zwangsläufig
auf die Hilfe der Dorfbewohner angewiesen. Ferner leben im Nachbarort
seine Ex-Frau und seine Tochter, die es nach einigen unglücklichen
Jahren in Wien wieder in die Provinz zurück gezogen hat. Die Ermittlungen
von Körners Team fallen aufgrund starker andauernder Regenfälle
in einen Ausnahemzustand. Unterstützung seitens der Dorfbewohner
ist auch deswegen nicht zu erwarten.
Andreas Gruber ist ein präziser Erzähler; ein sehr guter Handwerker,
bei dem Aufbau und Tempo zumindest über eine sehr lange erste Strecke,
perfekt abgestimmt sind. Er nimmt sich Zeit, die Figuren vorzustellen
und näher zu bringen, verweilt aber nicht übermäßig.
Trotz der Länge von über 460 Seiten schafft er es, den Leser
durch gut getimte Enthüllungen und neue Rätsel immer bei der
Stange zu halten.
Ein sehr guter Kniff ist es, die katastrophalen Regenfälle zu einem
entscheidenden Handlungsbeitrag zu machen und nicht nur einfach als Staffage
zu verheizen. Durch den vom Regen verursachten Stromausfall und das Ausfallen
der Handys gelingt es ihm, in einem modernen Umfeld, archaische Bedingungen
zu schaffen, in dem das cthuloide "Gezücht" gut gedeihen
kann.
Einen weiteren "Kick" gibt Alex Körners persönliche
Verflechtung in den Fall, die ihm zunächst gar nicht bewußt
ist. Körner erkennt erst nach und nach, welchem Schiksal er als Jugendlicher
entkommen ist.
Der anfängliche Aufbau des Romans erinnerte mich stark an Jean-Christoph
Grangés Die purpurnen Flüsse. Hier wie dort ermittelt
ein psychich angeschlagener Polizist in einem abgeschotteten, eigenbrötlerischen
Umfeld und hier wie dort bleibt die Wahrheit aufgrund der Unvorstellbarkeit
lange im Dunkel. Die Ermittlungergebnisse geben eher mehr Rätsel
auf als Klarheit in den Fall gebracht wird.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist die ständig präsente Anspielung
auf zwangsläufigen Inzest und die damit verbundenen Mißbildungen,
was den Roman zusätzlich in die Nähe von Lovecrafts Innsmouth
rückt.
Im letzten Drittel läßt der Roman leider nach und es werden
nicht alle Handlungsstränge konsequent verfolgt und zu Ende geführt
(z.B. die ungewöhnlich schnelle Zellteilung von Gewebeproben des
ermordeten Mädchens). Vieles wirkt un- oder übermotiviert und
teilweise willkürlich. Zum Beispiel muß der Autor ständig
neue Situationen schaffen, die es Alex Körner unmöglich machen,
das erklärende Tagebuch, das im Laufe der Handlung entdeckt wird,
zu Ende zu lesen. Auch der Showdown wurde für meinen Geschmack zu
lange strapaziert.
Auch die Mini-Vergangenheitshandlung, die ca. alle 100 Seiten die Gegenwartshandlung
unterbricht, stellt sich am Ende leider als Seifenblase heraus. Es wird
damit nichts erklärt.
Interessant ist die Veröffentlichung durch die "Geburtshilfe",
die der Autor für seinen Debütroman hatte. In den Danksagungen
wird z.B. Malte Schulz-Sembten als Lektor genannt.
Empfehlen kann ich den Roman allen, denen die Bücher um das skurrile
Ermittlerduo Grosch und Passfeller, vom Autorenteam Jens Lossau/Jens Schumacher,
gefallen haben.
(rezensiert von: Greyshirt)
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