Worum's geht:
Als der Arzt Michael Crawford in einer stürmischen Nacht einer verzauberten
Statue seinen Verlobungsring an den Finger streift, nimmt sein Leben eine
dramatische Wendung:
Am Morgen nach seiner Hochzeit liegt der Leichnam seiner Frau völlig
entstellt neben ihm und Crawford, der sich an die vergangene Nacht nicht
erinnern kann, nicht weiß, was passiert ist, aber auch nicht beweisen
kann, daß er mit dem grausamen Mord nichts zu tun hat, flieht vor
der Justiz in die Schweiz. Dort findet er Aufnahme bei den Dichtern Percy
Bysshe Shelley und Lord Byron, die ihm Aufschluß geben können
über die seltsame Macht, die von nun an sein Leben beherrscht, und
die auch die beiden Dichter in einem verhängnisvollen Bann hält
Jene heimliche Braut
La Belle Sans Merci - die schöne aber
grausame Muse der Dichter, die ihre zahlreichen Liebhaber zu immer brillianterer
Poesie beflügelt, sie jedoch in selbstzerstörerischer Abhängigkeit
hält und sie langsam zugrunde richtet
Es gibt einen Ausweg
aber manchmal wählt man besser den Tod
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Mit dem Roman Die kalte Braut hat Tim Powers eine Erzählung
vorgelegt, in der Phantasie, historisch belegte Fakten und die Welt der
Mythen eine faszinierende Symbiose miteinander eingehen. Das bewegte Leben
der englischen Dichter der beginnenden Romantik Percy Bysshe Shelley (1792
- 1822), Lord George Gordon Noel Byron (1788 - 1824) und John Keats (1795
- 1821) wurde in diesem Roman thematisiert und geschickt mit den Mythen
um die drei Graien, dem Rätsel und das Geheimnis der Sphinx und den
Legenden um das Volk der Lilith verbunden. Tim Powers hat sich eingehend
mit den Zusammenhängen beschäftigt und mit dem erworbenen Wissen
eine faszinierende Geschichte, in welcher der Wundarzt Michael Crawford
im Mittelpunkt unglaublicher Ereignisse steht, aus den Bausteinen Historie
und Mythologie geschaffen:
Herbst 1816: Als Michael Crawford in einer stürmischen Nacht einer
Statue seinen Verlobungsring über den Finger streift, kann er noch
nicht wissen, dass diese, für ihn völlig bedeutungslose Geste,
seinem Leben eine entscheidende Wendung geben wird. Ohne es zu ahnen ist
er damit eine verhängnisvolle Verbindung zu einem gespenstischen
Wesen eingegangen und hat sie mit dem Verlobungsring besiegelt
Am Morgen nach seiner Hochzeit mit Julia liegt der Leichnam seiner frisch
angetrauten Frau völlig entstellt neben ihm, und weil er nicht beweisen
kann, daß er mit dem grausigen Mord nichts zu tun hat, flieht er
vor dem Henker in die Schweiz. Dort angekommen sollen ihm die Dichter
Shelley, Lord Byron und Keats das Geheimnis jener Macht enthüllen,
die seit dieser verhängnisvollen Nacht Crawfords Leben beherrscht
Das hier heraufbeschworene Bild der Lebensgeschichten Percy Bysshe Shelleys,
Lord Byrons und John Keatens, beleuchtet das Geheimnis ihres Erfolgs in
einem sehr bizarren Licht. Die Faszination, die auch heute noch von ihren
Werken ausgeht, wird in Tim Powers' Roman einer Macht zugeschrieben, die
Shelley, Byron und Keats in lustvoller, aber selbstzerstörerischer
Abhängigkeit hält: Je mehr sich die Poeten dieser Macht hin-
und ergeben desto größer wird die Brillianz ihrer Poesie. Gleichsam
wie im Rausch schreiben sie leidenschaftliche Verse, romantische Gedichte
und dramatische Theaterstücke - doch genau das zehrt sie geistig,
seelisch und körperlich immer mehr aus - die drei Dichter spüren
im gleichen Maß wie sie, einem Fieberwahn gleich, Worte zu Papier
bringen immer stärker ihren stetigen Verfall und auch bei ihren Familien
macht sich der unselige Einfluß dieser Macht bemerkbar
Der Autor versteht es, diese subtile Bedrohung zu beschreiben und mit
gut gestaltetem Aufbau der Handlung webt er eine sehr dichte und dunkle
Atmosphäre: Die Dichter können nicht von der Quelle lassen,
die sie antreibt
Jene La Belle Dame Sans Merci - die schöne,
geisterhafte aber grausame Muse der Dichter, die sie inspiriert, sie jedoch
langsam aber stetig ihrer Lebenskraft beraubt und sie zugrunde richtet
Darüber hinaus werden John William Polidori, Verfasser des Romans
Der Vampyr und Leibarzt Lord Byrons ebenso, wie der ab 1463 als
verschollen geltende französische Dichter François Villon
auf recht interessante Weise als Nebencharaktere in die Handlung eingeflochten.
Der Selbstmord des hochverschuldeten, verbitterten Polidori am 24. August
1821, das spurlose Verschwinden Villons aus Frankreich und auch der Segelunfall
und frühzeitige Tod Percy Shelleys am 08.07.1821 erhalten in dieser
Geschichte eine eigentümlich-bizarre Erklärung, die in Zusammenhang
mit jener Belle Dame Sans Merci steht
Nebenbei erzählt Tim Powers in seinem halbhistorischen Roman auch
die Entstehungsgeschichte des berühmten Schauerromans Frankenstein:
Die Idee wurde in einer gewittrigen Nacht des Jahres 1816 am Genfer See
geboren, als sich Lord Byron, die Shelleys, Polidori und Byrons damalige
Verlobte Claire Clairmont bei Blitz und Donner im Salon von Byrons Villa
gegenseitig Geistergeschichten erzählten, und, während die Ausführungen
immer unheimlicher wurden, in Mary Shelley die Idee für ihren später
so erfolgreichen Roman entstand
Jedes Kapitel wird mit Verszeilen oder Auszügen aus Briefen eingeleitet,
die von zeitgenössischen Dichtern jener Epoche, meist jedoch von
Percy B. Shelley, Byron oder Keats stammen. Diese Textstellen aus den
Werken der Dichter geben kurz und treffend die Kernaussage des jeweiligen
Kapitels wieder, dem sie vorangestellt wurden.
Alles in allem handelt es sich um einen sehr interessant aufgebauten Roman,
in dem das ein oder andere literarische Werk, das für berühmte
Figuren wie Bram Stokers Dracula oder bekannte Geschichten wie
Interview mit einem Vampir Pate gestanden hat, seine würdige
Beachtung findet.
(rezensiert von: Katerchen)
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