THE NAME OF THE WIND
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Wertung: ø 4.75 von 5
2 Rezensionen
-It was night again. The Waystone Inn lay in silence, and it was a silence of three parts.-
Prologue: A Silence of Three Parts
Zyklus/Band The Kingkiller Chronicle (1)
Autor Patrick Rothfuss
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2007
Verlag DAW
ISBN 0-756-40407-x
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 662
Probekapitel vorhanden (extern)
Worum's geht:
In einem Gasthaus wird zwei auserwählten Zuhörern die Geschichte des berühmt-berüchtigten Kvothe erzählt - eines Meisterbarden, großen Magiers, Königsmörders.
Seine jungen Jahre verbringt er in der Gauklertruppe seiner Eltern, sammelt Bühnenerfahrung und lernt die Lieder und Geschichten der Welt kennen, und er findet einen Lehrmeister, der ihm erste Schritte in der Magie beibringt.
Doch Kvothes Welt bleibt nicht so unbeschwert: Als er sich selbst schwört, ein tödliches Rätsel um sagenhafte, dämonische Wesen zu lösen, beschreitet er damit einen Weg, der ihn in ein miserables Dasein als Straßenkind und später an die Schule der Magier und darüber hinaus führt...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Das Fantasy-Genre samt Leserschaft gilt gemeinhin als anachronistisch, rückwärtsgewandt. Dagegen mag man mit Recht protestieren, aber zumindest in den Sphären des Musikbusiness, wo circa alle drei Wochen the next big thing durch die Presse gejagt wird, sind wir tatsächlich noch nicht angekommen. Und so horcht man durchaus auf, wenn ein Raunen durch Blogs und Foren geht, Kritikerstimmen sich zu den allgegenwärtigen Verlagslobeshymnen gesellen, und immer wieder derselbe Name auftaucht: Patrick Rothfuss.
Forscht man der Sache nach, stößt man auf eine jener Geschichten – von Fall zu Fall künstlich generiert oder authentisch anmutend – die den Weg des Schriftstellers in die Veröffentlichung als eine eigene abenteuerliche Queste erscheinen lassen: Sieben Jahre Schreiben, sieben Jahre Überarbeiten – und eine Flut von Absagen, bis auf wunderbaren Umwegen doch noch verlegerische Aufmerksamkeit auf das Werk fällt.
So lernt man Patrick Rothfuss' Helden Kvothe kennen: Mit einem ganzen Sack voll hoher Erwartungen an ihn und seine Geschichte - und findet einen hochbegabten Gauklerjungen, in Magie und Musik ein Überflieger, eine Berühmtheit schon in jungen Jahren, der in diesem ersten Band nebst einiger anderer Abenteuer die Schule der Magier auf den Kopf stellt. Übermächtige, legendäre Feinde schafft er sich ebenso wie profane, aber gefährliche Schulrivalen – und es ist ein Auf und Ab zwischen Wohlmeinenden und Neidern, Wunderleistungen und finanziellen Nöten, Liebesleid und der ureigenen Queste Kvothes, ein Rätsel zu lösen, das ihn verfolgt, seit er in seinem Leben zum ersten Mal Tragisches durchmachen mußte.
Diese alltäglichen Zutaten sind es also nicht, die The Name of the Wind zu einem Meisterwerk machen – und dennoch kann man das Buch mehr als zufrieden aus der Hand legen, sich davon begeistern lassen: Man hört einem mit allen Wassern gewaschenem Erzähler zu, der aus anfangs ganz unspektakulären Mitteln eine zwingende Atmosphäre strickt. Dazu benutzt Rothfuss einen alten, aber hier ausgesprochen effektiv umgesetzten Trick: Eine Geschichte in der Geschichte. Eine Rahmenerzählung, wunderbar zart auktorial erzählt, schafft eine greifbare Gegenwart, in der ein mysteriöser Gastwirt die Geschichte des überaus berühmten und berüchtigten Kvothe von Kindesbeinen an berichtet. Diese rückwärts-gewandte Erzählsituation läßt einen an der Geschichte teilhaben, als würde man zufällig lauschen und könne sich ihrem Bann nicht mehr entziehen. Selbst durch im Grunde „belanglose“ Szenen wird ganz subtil die Neugier des Lesers geweckt: In den Rahmenkapiteln bekommt man nebenbei, ohne direkte Hinweise und Erklärungen eine Ahnung, wie „groß“ Kvothe im Laufe seines Lebens geworden ist; Andeutungen von Ruhm und Tragik (die alle auch in diesem ersten Band nicht zu sparsam auftretenden ruhmreichen und tragischen Szenen noch überflügeln) ziehen sich durch den ganzen Text.
Dazu kommt ein hoher Authentizitätsgrad des Erzählers, er berichtet aus einer erhabenen Position mit absoluter Gültigkeit, so daß Beobachtungen des Menschlichen und pathetische Anmutungen bei Weitem nicht nur nach dem Versuch klingen, etwas Geistreiches zu sagen – zu den besten Szenen des Buches gehört beispielsweise auch ein kurzer Bericht Kvothes über die vier Arten, mit Trauer umzugehen.
Aber weshalb leidet und fiebert man eigentlich mit Kvothe mit, einem immer Überlegenen, der ohnehin meistens gewinnt und besser als alle anderen ist, der nicht einmal übermäßig sympathisch dargestellt wird? Es ist die Diskrepanz, die durch die verschachtelte Erzählsituation zwischen den Zeilen hervortritt - zwischen seinem immer wieder bewiesenen Talent und seiner ganz offensichtlichen (wenn auch noch ungeklärten) Tragik und seinem Scheitern.
Nebst diesen erzählerischen Spezialitäten Rothfuss', anhand derer man versuchen kann, die Besonderheit von The Name of the Wind zu fassen zu bekommen, bietet der Roman auch konventionellere Attraktionen des Fantasy-Genres: Die ganzen profanen Plot- und Welt-Zutaten schaden keineswegs, wenn daraus ein authentisches und mitreißendes Ambiente gestrickt wird, und Rothfuss versteht es, seine fahrende Gauklertruppe, seine typische Ausbildungsitiation, seine Straßenkind-Episode einmalig zu gestalten. Von den ersten Seiten an wird ersichtlich, daß in der Welt viel Detailarbeit steckt – und auch hier ist die Tugend nicht die absolute Aufklärung des Lesers, sondern eine gewisse Selbstverständlichkeit, mit der Begrifflichkeiten eingebracht werden.
Selbst das Magiesystem, das unter anderem auf der Kenntnis des wahren Namens der Dinge beruht, und die in den Text eingearbeiteten Lieder und Gedichte erinnern an die Klassiker des Genres – und in diesem Kontext ist The Name of the Wind auch zu sehen, als eine in der Ausführung durchaus moderne Variante, in Stoff, Aussage und Wirkung aber deutlich näher an Tolkien und Williams als an Martin oder Erikson. Doch – je nachdem, wie die vielen noch ausstehenden und bis in die Erzählgegenwart reichenden Abenteuer Kvothes weiterhin laufen – durchaus in derselben Größenordnung.
(rezensiert von: mistkaeferl)

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Fazit: Klassische Fantasy in Reinstform - die Geschichte vom Aufstieg (und Fall?) eines Magiers - deren einmaliger Zauber sich in der Erzählsituation entfaltet.



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The Name of the Wind:
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Ein gutes Buch, und das hier ist ein gutes Buch, pflegt man zu loben, um sich dann anschließend umso genussvoller auf die wenigen Schwächen zu stürzen. Bei Rothfuss bietet sich dieses Vorgehen leider überhaupt nicht an. Ungefähr 170 Seiten lang lässt der Autor in einem etwas vergurkten Plot mit deutlichen Konstruktionsfehlern sein schreiberisches Können immer wieder aufblitzen, bis dann die Geschichte endlich abgeht wie eine Rakete. Aber schauen wir lieber auf die Geschichte von Anfang an.
Da gibt es zunächst eine Rahmenhandlung, die viel zu weit ausgebaut wurde, um ein verlängerter Prolog zu sein, und viel zu kurz ist, um nach vielen Anspielungen und dem Spinnen freier Fäden dem Leser einen Startpunkt zu geben, von dem aus er sich orientieren kann. Rotfuss beginnt mit einer exzellenten Szene in einem Dorfgasthof, in der er über detaillierte Beschreibungen scheinbar unwichtiger Einzelheiten eine dichte Atmosphäre aufbaut und den Protagonisten Kvothe mit dem nötigen Grad an Rätselhaftigkeit und Geheimniskrämerei versieht.
Ein Szenenwechsel führt einen Geschichtsschreiber ein und es kommt zu dem ersten wirklichen Höhepunkt des Buches, dem Rededuell zwischen dem Geschichtsschreiber, der die Wahrheit will, und Kvothe, der nicht bereit ist, sie preiszugeben. Am Ende erzählt Kvothe doch, nicht aber ohne anzukündigen, dass diese Geschichte so einmalig, so gewaltig, so - ach was weiß der Teufel - ist.
Gespannt auf das Außerordentliche, auf etwas von dem Stoff, aus dem klassische Novellen geboren werden, begegnet der Leser dann aber einer durchaus interessanten Geschichte, die vor allem von der Sprache und den Details lebt. Es werden die entbehrungsreichen Jugendjahre des Protagonisten mit den üblichen Zutaten erzählt. Er, hoch begabt, und in seinem Rücken eine unerklärliche Bedrohung. Nicht dass ich etwas gegen diese Ingredienzien hätte, aber nach der fast dramatischen Ankündigung ist das ein enttäuschender Antiklimax.
Dieser konzeptionellen Schwächen stehen ganz klar die Kraft der Sprache und die feine Beobachtungsgabe des Autors gegenüber. Man würde ihm an dieser Stelle jederzeit exzellente Kurzgeschichten zutrauen, aber noch keinen Roman. Wie man sich da irren kann, sieht man später.
Die ersten knappen zweihundert Seiten des Buches behandeln Kvothes Leben als Angehöriger des fahrenden Volkes, die erste Begegnung mit der Magie, die Ermordung seiner Eltern durch eine unbekannte oder ganz alte Macht und sein anschließendes Leben als Waisenkind in den feindlichen Slums einer Stadt. Mental durch das erlebte Grauen blockiert, muss er sich täglich neu behaupten. Er bettelt und stiehlt, verteidigt sein Revier und jeder Tag ist ein neuer Kampf.
Rothfuss reiht Episode an Episode. Das ist keine Technik, die es einem Autor erleichtert, einen Spannungsbogen aufzubauen. Rothfuss muss sich also ganz auf seine Erzählkraft verlassen, und das klappt nicht in jeder dieser Episoden. Aber immerhin, jedes Mal und das noch lange bevor der Leser überlegt, ob er das Buch vielleicht zuklappen sollte, gelingt es dem Autor durch eine wirklich gelungene Szene, eine überraschende Wendung oder eine interessante Beobachtung menschlichen Verhaltens den Leser wieder an sich zu ziehen. Ein Menschenfischer ist er, ohne Zweifel. Dabei helfen ihm seine Stärken, menschliche Verhaltensweisen zu beobachten und einzufangen. Rothfuss vermag es, sich in die Rollen der Menschen zu begeben, die er beschreibt oder sprechen lässt. Seine Figuren sind daher authentisch, und die Umwelt, in der sie agieren, fein beobachtet und beschrieben. Es gelingt ihm daher leicht, den Leser bei der Stange zu halten, obwohl die Geschichte eher einer erzählten Gesellschaftskritik vor düsterem Hintergrund ähnelt als einer Fantasy-Story von der Art, mit der das Buch begonnen wurde. Warum Rothfuss hier den Stil etwas gewechselt hat bleibt offen.
Doch dann gelingt es Kvothe aus dem Kreis von Hunger und Armut auszubrechen, sich einem Treck anzuschließen und die Universität zu erreichen, die zu besuchen er sich bereits vor drei Jahren vorgenommen hatte.
Seine erste Liebessehnsucht nach einer Frau, in einigen kleinen Szenen beschrieben, in denen nichts passiert, wo er doch nur hätte zuzugreifen brauchen, und die gleiche leidenschaftliche Sehnsucht nach einer Laute, auf der er dann auch tatsächlich ein wenig spielen darf, gehört für mich zu den ergreifendsten Szenen, die ich bisher gelesen habe. Kvothe hätte Frau und Laute folgen können, aber er geht seinen Weg und versucht, zum Studium zugelassen zu werden.
Seine Zeit an der Universität ist erneut ein einziger Kampf gegen Armut und Bornierheit. Immer wieder werden die Erwartungen des Lesers getäuscht, und als die Spannung erneut auf einem Höhepunkt ist, wird der Spannungsbogen abrupt zerbrochen, weil der Autor zurück in die Taverne springt, in der Kvothe seine Geschichte erzählt. "Man erzählt Geschichten über mich, aber ich habe nicht in einer Geschichte gelebt." Ein klares Signal an den Leser, nicht das zu erwarten, was er sonst erwartet. Und in der Tat, fast jede Schema wird angegangen und jedes Schema wird gebrochen - na ja, vielleicht nicht jedes Schema, aber zumindest sehr viele.
Der Hang des Autors, den Handlungsstrang in einzelne kurze Szenen und Episoden zu zerpflücken und die Übergänge knapp zu lassen, verleiht der Geschichte Geschwindigkeit und hält die Spannung oben. Das geht auf Kosten von Stimmung und Atmosphäre. Doch der Autor behält gekonnt die Balance. Mein Geschmack ist dieses Vorgehen nicht unbedingt. Ich mag es, wen die Stimmung der letzten Szene in die nächste hinüberreicht und ein harter Schnitt einen Aspektwechsel oder neuen Handlungsfaden ankündigt. Aber das ist wohl persönliche Geschmackssache. Andere Leser werden das vermutlich anders sehen. Zumal einige dieser Schnitte nötig sind. Rothfuss schafft stellenweise eine Spannung, die ihresgleichen sucht. Der Wettstreit der Musikanten in einer Bar gehört zu diesen Szenen, die man in anderen Büchern vergeblich sucht. Eine solche Spannung auf diesem höchsten Niveau hält kein Leser lange durch. Entweder erleidet er einen Herzinfarkt, oder er klappt das Buch aus reinem Selbsterhaltungstrieb wieder zu.
Der Autor entgeht dieser Gefahr gekonnt dadurch, dass er aus der Geschichte zurück zu dem Ort springt, wo diese Geschichte erzählt und aufgezeichnet wird. So kommt man immer wieder zurück in die Alltagsnormalität und vergisst ganz dabei, dass diese scheinbare Normalität selbst Teil eines Fantasy-Romanes ist. Bis es dann zum nächsten Aufgalopp geht.
Gelungen auch die Charakterisierung des Protagonisten als verbissenem von Not und Leidenschaft getriebenem jungem Mann. Die Schönheit von Frauen sieht er wohl, aber sie kommen für ihn noch zu früh, was zu vielen reizvollen Szenen führt.
Die Stärken dieses Buches liegt in der Welt, die der Autor geschaffen hat, in den Menschen, die dort leben, dem Magiesystem, das er aus der Alchemie entwickelt und das in der Universität gelehrt wird. Beeindruckend auch wie Rothfuss überraschende Wendungen in den einzelnen Episoden vorbereitet. Seine Sprache ist stark, die verwendeten Metaphern überraschend und äußerst treffend gesetzt. Das kann man kaum besser machen.
Die Schwächen liegen im Plot, der einige Brüche aufweist, und in der Dramaturgie. Ob das Tempo beschleunigt oder verlangsamt wird scheint oftmals dem Zufall überlassen zu sein. Die Episode über den Draccus kurz vor Ende der Geschichte so breit zu halten, ist weniger geschickt, nimmt es doch vieles von der Beschleunigung heraus, ohne dass man einen Grund dafür erkennen könnte. So ist das ganze Buch ein Paradies für Fehlergucker. Aber was hier wie ein Verriss klingt, ist in Wahrheit eine Lobpreisung. Der Leser verzeiht vieles, fast alles, wenn die Erzählkraft groß genug ist. Und das ist sie wahrlich.
Unwillkürlich musste ich dieses Buch immer wieder mit G. Martins Lied von Eis und Feuer vergleichen, das ebenfalls voller überraschender Wendungen ist. Der entscheidende Unterschied zwischen diesen beiden Autoren ist für mich, dass man Rothfuss im Plot ansieht, dass er noch nicht über die Erfahrung eines Martin verfügt, der einfach glatter schreibt. Aber dafür sind sein Ausdruck und die Kraft seiner Ideen erheblich größer und reißen mit. Über die Schwächen kann ich deshalb leicht hinwegsehen und den Rest mit umso größerem Vergnügen genießen.
Das Cover des Buches ist ausdrucksschwach und erhält ebenso wie der Plot nur drei Sterne. Für den Rest gibt es fünf und ich gäbe noch ein Plus obenauf, wenn das denn gestattet wäre. Im Gesamturteil bewerte ich das Buch mit 4.5 Sternen.
Bleibt noch zu erklären, wie man nach einem Halbverriss einem solchen Buch noch eine derartige Bewertung geben kann. Ganz einfach. Die Geschichte ist so fesselnd, Teile sind so brillant geschrieben, dass man die Schwächen gar nicht erst bemerkt. - Es sei denn, man nimmt sich bereits bei der Lektüre vor, eine Rezension zu schreiben. Den Fehler werde ich nicht noch einmal begehen. Den zweiten Band werde ich zweimal lesen. Einmal normal, ein zweites Mal für die Rezension.
(rezensiert von: boosterpacks)

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