DER KUSS DER RUSSALKA

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1 Rezension
-Hoch türmten sich die Erdwälle der Peter-Paul-Festung vor dem Boot auf, das nun am Newator anlegte. Die Festung war das eigentliche "Sankt Piter Burch", ein Bollwerk, das Zar Peter nach seinem Namenspatron benannt hatte, dem heiligen Petrus, und das nun der neuen Stadt ihren Namen gab.-
Zyklus/Band -
Autor Nina Blazon
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2005
Verlag Ueberreuter
ISBN 3-8000-5159-1
Subgenre Kinder- und Jugenbücher, Pseudo-historisch
Seitenzahl 255
Probekapitel vorhanden (extern)
Worum's geht:
Russland, 1706: Johannes, sein Onkel und seine Tante leben als Auswanderer im Reich Zar Peters. Der schätzt europäische Handwerker und holt sie zu Hunderten an die Newa, an deren Ufern er die Stadt St. Petersburg erbauen lässt. Als ein geheimnisvolles Mädchen tot aus der Newa geborgen wird, bringt man die Leiche in die Zimmermannswerkstatt von Johannes´ Onkel. Oberst Derejew wiegelt die Vermutungen um das Mädchen ab, aber Johannes bemerkt schnell, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, zumal der geistig behinderte Mitja, der als "Gottesnarr" hohes Ansehen genießt, die Tote als Russalka bezeichnet hat. Diese Wesen, die Meerjungfrauen ähneln, leben in Flüssen und Seen und haben Macht über das Wasser. Als die gutbewachte Mädchenleiche verschwindet, gerät die Familie als Mitschuldige ins Visier Derejews. Außerdem bekommt sie den Hass der ohnehin nicht freundlich gesinnten Einheimischen zu spüren. Johannes verfolgt die Spur der Russalka weiter um den Ruf seiner Familie zu retten, bis sie ihn zum Fischerjungen Jewgenij führt. Die anfängliche Feindschaft der beiden entwickelt sich bald zu tiefer Freundschaft. Dann kommen sie einer Verschwörung gegen Zar Peter auf die Spur, die ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen wird...

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Zunächst entführt die Autorin den Leser ins historische Russland. Durch die Augen des jungen Johannes berichtet sie von dem gewaltigen Unterfangen, das es bedeutet, eine Zarenstadt aus sumpfigem Nichts zu errichten. Die Arbeiten an diesem Jahrhundertprojekt werden nicht als munteres Treiben beschrieben, statt dessen treten deutlich die Spannungen zwischen europäischen Handwerkern und Architekten, einheimischen Arbeitern, versklavten Kriegsgefangenen und der Militärmacht zu Tage - historisch glaubhaft und atmosphärisch geschildert. Nicht nur im Aufbau seiner Stadt, sondern auch in der Figur Peters des Großen selbst spiegeln sich Widersprüche: Der mal großherzige und mal barbarisch brutale Zar erfährt einerseits Hochachtung und wird als Weltveränderer verehrt, andererseits aber ist er der orthodoxen Schicht im Lande ein Dorn im Auge.
Dass dann in diesem historischen Roman plötzlich ein wahrhaftiges Fabelwesen auftritt, wirkt zuerst irritierend. Doch gerade die Mischung der märchenhaften Elemente mit dem realen Hintergrund macht die Geschichte besonders fesselnd. Mit dem wissenschaftlich interessierten und fortschrittlichen Zar Peter und den Hütern der Russalka treffen aufklärerische Züge und Naturglaube aufeinander. Von der "kleinen Meerjungfrau" hebt sich das russische Wasserwesen übrigens wohltuend ab, denn es kombiniert betörende Sinnlichkeit mit erschreckender Tierhaftigkeit. Und auch der "Kuss der Russalka" ist keineswegs das romantische Erlebnis, nach dem es sich anhört...
Die unfreiwilligen Helden der Geschichte, Johannes und Jewgenij, überzeugen vor allem dadurch, dass sich ihre Freundschaft erst einen langen Weg durch Feindseligkeit, Prügel und Nörgeleien hindurch bahnen muss. Ihre unterschiedlichen, manchmal schlicht widersprüchlichen Charaktere ergänzen sich wunderbar. Was den beiden auf ihrer Jagd nach dem Geheimnis der Russalkas widerfährt, hinterlässt seine Spuren in ihren Charakteren, bringt sie mal einander näher und mal beinahe auseinander. Eine schöne Anti-Bilderbuchfreundschaft also, wodurch beide besonders lebendig erscheinen.
Die abwechlungsreiche Geschichte ist historischer Roman, Krimi, Märchen, politischer Thriller und sogar Lovestory in einem, wirkt dadurch aber nie überladen. Leider muss man gelegentlich etwas angestrengt versuchen dem Verlauf zu folgen, wenn zum Beispiel ein paar kryptische Weissagungen des Gottesnarren Mitja einen komplizierten Zusammenhang erklären. Aber das mindert weder die Spannung noch schadet es der dichten, abenteuerlich-schauerlichen Atmosphäre, die die Geschichte durchzieht. Unbedingt abends bis nachts zu lesen!
(rezensiert von: Nungu)

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Fazit: Eine märchenhafte und sehr spannende Geschichte vor einmaliger historischer Kulisse.


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