Worum's geht:
Was geht in der Geräuschstadt Mangarath vor sich?
Seit alters her reist das Volk der Schmetterlinger in die Stadt nahe der
Grenze Phantásiens, um von den dort lebenden Sternputzern den feinen
Sternenstaub für die Flügelbemalung ihrer Riesenschmetterlinge
zu holen. Doch als Meister Toralon mit seinen Schülern Nadil, Piri,
Beliar und Masía dort ankommt, finden sie das Sternenputzerviertel
abgeschottet und strengstens bewacht vor. Nur mit großer Mühe
können sie zu Meister Pegario, dem Anführer der Sternputzer
vordringen
Nadil versucht nun herauszubekommen, welche merkwürdigen Dinge sich
in der Geräuschstadt abspielen und warum die Sternenputzer von den
anderen Bewohnern und Gästen abgeschirmt werden
Er und sein
Freund Piri erfahren von Pegario, daß die Sternputzer bei ihrer
Tätigkeit am Himmel über Mangarath mit seltsamen, traurig machenden
Lichterscheinungen konfrontiert werden, und sie alle sind davon überzeugt,
daß die Lichtblitze, die sich mit jedem Tag stärker über
Mangarath entladen, irgendetwas Merkwürdiges, wenn nicht sogar etwas
sehr Schreckliches zu bedeuten haben
Nadil kommt einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur und es ist nun an
ihm, Phantásien zu retten
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Bewertet mit Sternen
(Besucher-Rezension):
Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit der Unendlichen Geschichte hat
diese Legende von Phantásien so gut wie überhaupt nichts
zu tun. Der Fokus dieser Geschichte liegt allein auf dem Nichts und wie
es ihm seinerzeit gelang, nach Phantásien einzudringen. Die Figuren,
die in der Unendlichen Geschichte eine Rolle spielten, werden hier
nicht einmal erwähnt (mit Ausnahme der Kindlichen Kaiserin); auf
diese Weise entsteht viel freier Raum für eine unabhängige Erzählung:
In dieser Legende mit zunächst einem Handlungsstrang, der sich später
teilt, steht der Schmetterlinger Nadil mit seinen Freunden im Mittelpunkt
der Ereignisse:
Gemeinsam mit ihrem Lehrmeister Toralon machen sich Nadil, Piri, Masía
und Beliar auf den Weg in die Geräuschstadt Mangarath um bei den
dort ansässigen Sternputzern Sternstaub für die Bemalung ihrer
Riesenschmetterlinge zu holen. Als sie jedoch in Mangarath ankommen, müssen
sie feststellen, daß ihnen der sonst freie Weg zum Viertel der Sternputzer
versperrt ist. Von den seltsamen Maßnahmen gegen die harmlosen Sternputzer
verwirrt, machen sich die Schmetterlinger daran, herauszufinden, warum
die Sternputzer von der Außenwelt abgeschirmt werden und stoßen
bei ihren Nachforschungen auf ein brisantes Geheimnis. Sie finden heraus,
das Engel aus dem Land der Leere verzweifelt versuchen, eine wichtige
Botschaft nach Phantásien zu bringen, sie aber nicht mehr nach
Phantásien gelangen können, da das Tor, das sie dafür
benötigen, von den Wächtern der Stadt Mangarath zerstört
wurde
Wolfram Fleischhauer ist die Beschreibung des Wesens der Engel in dieser
Geschichte wirklich exzellent gelungen. Engel sind in seinem Roman die
Boten des Unvorstellbaren und der Autor beschreibt den Umstand, daß
Engel ein spezielles Tor aus besonderer Stille, der Stille vom Anfang
der Welt, benötigen um sich "vorstellbar" machen und somit
manifestieren zu können, sehr eindrucksvoll. Die Engel sind es auch
in dieser Geschichte, die Phantásien als ein Land geschaffen haben,
das durch seine Grenzenlosigkeit die Möglichkeit bietet, so einer
immensen Vorstellung wie der eines Engels genügend Raum zu bieten
Diese Tatsache ist auch die Hauptmotivation der Geschichte: Eben dieses
Tor, durch das die Engel nach Phantásien gelangen konnten, wird
zerstört, weil in Phantásien die Leere und die dazugehörige
Stille, aus der die Engel kommen, mit dem Nichts verwechselt wird. Somit
sind die Engel für die Phantásier nicht mehr die Boten des
Unvorstellbaren, sondern die Boten der Vernichtung, die mit allen Mitteln
bekämpft werden müssen
Eine wunderbare Idee
und sehr schön umgesetzt. Es hat mich
wirklich beeindruckt und streckenweise war ich Wolfram Fleischhauer sehr
dankbar, daß er mir die Engel endlich so beschreiben und erklären
konnte, wie es seinerzeit keine Religionslehrerin zustande gebracht hat.
Hier sind durchaus philosophische Ansätze spürbar und dieser
Tiefgang ist bemerkenswert. Wie nebenbei werden hier ein paar grundlegende
Fragen beantwortet und man ist geneigt, Wolfram Fleischhauers Sicht der
Dinge in sein eigenes Weltbild einzubauen.
Die Beschreibung der anderen Figuren, die für die Erzählung
wichtig sind, ist leider nicht so gründlich ausgefallen: Vom Volk
der Schmetterlinger erfährt man lediglich, das einige gut Flügel
von Riesenschmetterlingen, auf denen sie reiten, bemalen können.
Nadil, der Hauptcharakter, wird als introvertiert und eigenartig dargestellt,
wobei allerdings nicht ganz klar wird, worin seine Eigenartigkeit eigentlich
genau besteht. Beliar, ein Schmetterlinger-Mädchen, wird, im Gegensatz
zu Nadil, als extrovertiert, stolz und ungezähmt beschrieben. Nadil
verehrt sie im Stillen, weiß aber nicht recht, wie er an sie herankommen,
bzw. wie er sie für sich gewinnen soll. Wolfram Fleischhauer skizziert
das Mädchen grob, er beschreibt ein wenig ihr Äußeres
und Nadils zaghafte Bemühungen um ihre Gunst. Doch hier bleibt es
bei eher konturenhaften Skizzen. Von seinen Freunden Piri und Masia erfährt
man nur wenig mehr als ihre Namen und auch Meister Toralon, der die Gruppe
anführt, und Nadils Großvater Saru bleiben zu stark im Hintergrund.
Saru verschwand irgendwann aus dem Dorf der Schmetterlinger, und er war
der Erste, der anfing über die Lichterscheinungen an Mangarath' Himmel
bohrende Fragen zu stellen. Saru brachte damit seinerzeit den Stein ins
Rollen und spielt deshalb in der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle,
jedoch wird seiner Person in der Entwicklung der Erzählung zu wenig
Aufmerksamkeit gewidmet. Sein Charakter wird vom Autor nicht weiter ausgearbeitet,
damit bleibt die "Figur Saru" trotz ihrer Bedeutung für
den Fortgang der Geschichte leider auch zu blass und farblos. Über
die Sternputzer erfährt man wieder etwas mehr, doch von den Stierwächtern
von Mangarath, die eine Schlüsselrolle in der Erzählung innehaben,
weiß man letztlich lediglich, daß sie zu Phantásiens
meist gefürchteten Kämpfern zählen
Die Geschichte als solche, die über die Rettung der Engel und das
Wiederherstellen der Stille vom Anfang der Welt erzählt wird, liest
sich schön - man kann über manches staunen und sich über
vieles wundern - anderes ist weniger spannend und streckenweise ist die
Handlung vorhersehbar oder sie "hängt ein wenig durch".
Nichts desto trotz ist es ein lesenswertes Buch und für Kinder und
Jugendliche, für die es zunächst einmal gedacht ist, ist es
geradezu phantastisch. Die philosophischen Ansätze regen doch zum
Nachdenken an und eine zu starke Zergliederung der Charaktere hätte
diesen Glanz vermutlich überstrahlt
(rezensiert von: Katerchen)
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