DIE HERRIN DER WÖRTER
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1 Rezension
-Solange die Wörter klar sind und eindeutig, kennt sich jeder aus. Wenn sie aber ihre Bedeutung verlieren, verliert man die Welt. -
Die Begegnung
Zyklus/Band Die Legenden von Phantásien (6)
Autor Peter Dempf
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Droemer Knaur
ISBN 3-426-19645-X
Subgenre Märchen
Seitenzahl 408
Probekapitel -
Worum's geht:
Kiray vom Volk der Nebelzwerge hat einen wichtigen Auftrag übernommen: Der große Suchende hat sie gebeten, die legendäre Herrin der Wörter ausfindig zu machen, und sie zu fragen, wie man das Nichts und die Wesen, die ihm entspringen, aufhalten kann.
Das Volk der Nebelzwerge ist allerdings nur noch ein Schatten seiner selbst: Einst waren sie große Wanderer, die ganz Phantásien bereisten, immer auf der Suche nach Wörtern und Geschichten, die sie sammelten und für das Gedächtnis Phantásiens bewahrten. Jetzt sind sie seßhaft geworden, und die großen Erzähler von einst, die es vermocht hatten, Geschichten so zu erzählen, daß man in ihnen leben zu können glaubte, gehören der Vergangenheit an.
Die Nebelzwerge schöpfen Hoffnung, als die Familie der größten Erzähler, das Haus der Gurn, wieder einen Nachkommen erwartet, doch als Kiray heranwächst, stellt sich zum Entsetzen aller heraus, das sie einen schweren Sprachfehler hat. Für ein Volk von Erzählern eine Katastrophe…
Und doch ist es gerade Kiray, der es gelingen soll, was den größten Wanderern und Abenteurern der Nebelzwerge nicht gelungen ist - die sagenhafte Herrin der Wörter zu finden…

Warum's so gut ist:
Bei dieser Geschichte handelt es sich wieder um einen Roman, der innerhalb der Reihe Die Legenden von Phantásien erschienen ist. Der Autor Peter Dempf beschwört darin den Zauber des lebendigen Wortes herauf und die Macht, die ihm innewohnt, wenn man es zur rechten Zeit an rechtem Ort gebraucht.
Erzählt wird die Geschichte der Nebelzwergin Kiray, die einem Volk angehört, daß zu den Wortmächtigsten in ganz Phantásien zählt. Nun ist Kiray aber nicht irgendeine Nebelzwergin, sondern sie entstammt dem Geschlecht der Gurn, das die berühmtesten Erzähler Phantásiens hervorgebracht hat - vor allem sind die Angehörigen dieser Familie Illusionisten - sie können Geschichten so erzählen, daß man glaubt, in ihnen leben zu können...
Auf Kiray ruhen alle Hoffnungen der Familie, denn sie ist vorerst der letzte Sproß…doch Kiray kann mit ihren Geschichten keine Illusionen erzeugen, sie kann überhaupt nicht erzählen, denn sie stottert. Ihre Zunge zerhackt Wörter, Silben und Sätze und bei einem Volk von Erzählern ist so etwas eine Katastrophe: Niemand will und kann ihr zuhören und an den Versammlungen darf sie deshalb nicht teilnehmen.
Im Dorf vermutet man, daß Kiray deshalb diesen verheerenden Sprachfehler hat, weil ihre Mutter, als sie mit ihr schwanger war, vom Alp überfallen wurde - einem finsteren, unheimlichen Wesen, das aus dem Nichts kommt, sich in die Gedanken und Träume der von ihm Befallen stiehlt und alles Schöne und Richtige ins Gegenteil verkehrt. Kirays Mutter verstummte nach dem Angriff und Kiray wird seitdem vom Alp verfolgt…
Doch gerade Kiray, die stottert und von niemandem ernst genommen wird ist es, der ein wichtiger Auftrag anvertraut wird: Sie soll die legendäre Herrin der Wörter finden und sie fragen, wie man das Nichts und seine Wesen aufhalten kann…
Peter Dempf hat mit der Herrin der Wörter eine schöne Geschichte geschaffen, die sprachlich sehr gut gelungen ist. Gerade wenn er von der Macht der Worte schreibt, wird deutlich, daß er selbst an diese Macht glaubt, bzw. dem Leser klarmachen will, wie wichtig passend gewählte Worte sind und was man mit ihnen bewirken kann: …Wer dem Wunder des Wortes nicht mehr vertraut, verarmt… Im Wort ruht Gewalt wie im Ei die Gestalt! … Wenn man die Wörter nicht kennt, die diese Welt zu der unseren machen, verbirgt sie sich vor uns…
Die Geschichte besitzt nur einen Handlungsstrang, der zügig aufgebaut und fortgeführt wird. Nirgends hält sich der Autor unnötig lange auf und trotzdem entsteht ein schönes Bild. Die Schauplätze sind gut vorstellbar und auch die Figuren sind so gezeichnet, daß man sie sich gut vorstellen, bzw. man sich wunderbar in sie hineinversetzen kann. Was vor allem für die Hauptcharaktere gilt.
Über eine Sache kann ich allerdings nicht kommentarlos hinweggehen und sie hat dafür gesorgt, dass ich ein Bewertungssternchen abziehen musste: der Beginn der Geschichte. Er ist gut und spannend erzählt… aber er ist schlicht falsch.
Zu Beginn der Geschichte wird Kiray von Atréju, der sich auf seiner großen Suche befindet, vor dem Alp gerettet. Dagegen wäre an sich nichts zu sagen, nur wird in einem beläufigen Satz erwähnt, daß Atréju auf seinen Glücksdrachen warte… auch das ist für sich genommen, ganz in Ordnung, doch Atréju hat bei dieser Begegnung AURYN um den Hals…
Wir erinnern uns: Atréju und Fuchur reisten erst zusammen, nachdem Atréju das südliche Orakel besucht hatte, dann aber ausschließlich hoch in den Lüften. Vorher war Atréju auf Artax unterwegs… (und die kurze Zeit, in der er allein und zu Fuß unterwegs war, platschte er erst durch die Sümpfe der Traurigkeit, um danach gleich durch das Land der Toten Berge zu stolpern. Hier erst trifft er auf den Glücksdrachen in misslicher Lage…) Atréju und Fuchur werden auseinandergerissen, als sie in die Kampfspiele der Windriesen verwickelt werden. Atréju stürzt von Fuchurs Rücken ins Meer und als er an einem Meeresstrand aufwacht, hat er AURYN verloren. Ohne das Zeichen macht er sich auf den Weg in das Landesinnere…
Er war ohne den Glücksdrachen und zu Fuß unterwegs - allerdings ohne das Zeichen der Kindlichen Kaiserin…
Es ist nichts dagegen einzuwenden, daß die Autoren der Legenden von Phantásien ihre Erzählungen frei entwickeln, ohne sich allzu sehr auf die Unendliche Geschichte zu stützen. Im Gegenteil - es ist, meiner Meinung nach, Sinn der Sache, daß es eigene Geschichten der mitschreibenden Autoren sind - nur - wenn man mehr Bezug auf die Unendliche Geschichte nimmt, sollte es stimmig sein…
(rezensiert von: Katerchen)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Elfenhügel

Fazit: Trotz des anfänglichen Fauxpas eine lesenswerte, schöne Geschichte.


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