MÄRCHENSCHATZ - DAS GROSSE BUCH DER DEUTSCHEN MÄRCHEN

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1 Rezension
-Es waren einmal zwei Brüder, von denen war der eine, der älteste, nicht auf den Kopf gefallen, vielmehr anstellig und pfiffig über alle Maßen; der jüngere aber hatte, wie man so sagt, ein Brett vor dem Kopf.-
Das Gruseln
Zyklus/Band -
Autor Hans-Jörg Uther (hg.)
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Knaur
ISBN 3-426-66125-X
Subgenre Märchen
Seitenzahl 508
Probekapitel -
Worum's geht:
60 Märchen aus allen deutschsprachigen Ländern wurden von Hans-Jörg Uther in dieser Anthologie zusammengestellt.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Es ist für einen Rezensenten relativ leicht, seinen Lesern ein neues Buch vorzustellen. Was, um Himmels willen, soll man aber über ein Buch schreiben, dessen Inhalt größtenteils so bekannt ist, daß ihn die meisten Deutschen sozusagen mit der Muttermilch eingesogen haben? Wer kennt nicht die Märchen von Dornröschen, Aschenputtel, Rotkäppchen und "Die Geiß mit ihren zehn Zicklein und der Bär"? Moment, wie war das? "Die Geiß mit ihren zehn Zicklein und der Bär"? So lange ist die Kindheit des Rezensenten nicht entschwunden, als daß er nicht mit Sicherheit wüßte, daß das Märchen "Der Wolf und die sieben Geißlein" heißt. Tatsächlich weisen beide Märchen beträchtliche Ähnlichkeiten auf, aber das Märchen in diesem Buch ist definitiv nicht dasselbe, das der Rezensent, abends im Arm von Vater oder Mutter eingekuschelt, vorgelesen bekommen hat.
Nun gut, lesen wir eben das altbekannte Märchen "Rotkäppchen", das hier verdächtigerweise "Das kleine Rotkäppchen" heißt. Und die Ungereimtheiten hören mit dem Titel nicht auf: als das Rotkäppchen zur Großmutter aufbricht, rät die Mutter ihm nicht fürsorglich, ja nicht vom rechten Wege abzukommen. Schließlich geschieht, was geschehen muß: der Wolf frißt erst die Großmutter und anschließend das Rotkäppchen. Doch was ist das? Nachdem der Wolf das brave Mägdelein verspeiset hat, bleibt ein Drittel der Seite leer. Kein wackerer Jägersmann naht zur Rettung von Großmutter und Enkelin und auch das aufgeregte und hektische Umblättern des Rezensenten bringt auf der nächsten Seite nur ein neues Märchen zu Tage. Die Beiden sind tot, bleiben tot und wenn sie nicht verdaut sind, liegen sie dem Wolf noch heute im Magen.
Der Rezensent ist sich auch absolut sicher, daß auf der Hörkassette, von "Die sieben Schwäne", der er einst lauschte, Sätze wie Sie fanden ihren Vater, der sehr alt geworden war, an der Seite einer reizenden Frau, deren Auge nur zu deutlich Begierden verriet und deren wollüstiger Körper in einem so leichten Anzuge sich befand, daß die Ritter ihre Augen von diesem unangenehmen Anblick wandten:..." nicht gefallen sind. Was geht hier vor sich?
"Holmes, dies ist ein eindeutiger Fall von schwerer Märchenfälschung" - "Ganz im Gegenteil Watson, all diese Indizien lassen nur einen Schluß zu: Hans-Jörg Uther hat eine hervorragend geglückte Auswahl für seinen Märchenschatz getroffen." Er hat Märchen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zusammengestellt, aus Österreich, der Schweiz, Siebenbürgen und aus allen Gegenden Deutschlands. Aus diesem Grund findet man hier Märchen, die selbst dem Vielleser kaum bekannt sein dürften, es sei denn, er ist ein ausgemachter Märchenexperte. Und daß man selbst noch von so zum Allgemeingut gewordenen Märchen wie "Rotkäppchen" überrascht wird, liegt daran, daß Uther eben nicht die Versionen der Brüder Grimm in seine Anthologie aufgenommen hat, sondern Bearbeitungen von Ludwig Bechstein, Friedrich Goldschmied, Ludwig Aurbacher, Clemens Brentano, Achim von Arnim und anderen. So findet man hier sogar eine deutsche Version des Märchens von "Ali Baba und den vierzig Räubern". Das Einzige, was den Rezensenten schmerzt, ist, daß sein Lieblingsmärchen "Die Gänsemagd" nicht in die Sammlung aufgenommen wurde. Aber immerhin schmückt das ihm bekannte Ende dieses Märchens ein anderes Märchen dieser Anthologie.
Erwachsene werden an diesem Buch genausoviel Freude haben, wie Kinder, allerdings sollte man den ganz Kleinen vielleicht doch zuerst die Grimmschen Märchen vorlesen, damit es im Kindergarten nicht zu Streitereien darüber kommt, wer denn nun die Geißlein gefressen hat: Bär oder Wolf. :-)
(rezensiert von: Top Dollar)
Wertung
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Welt
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Sprache
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Sachglossar
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Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Ein wunderbarer Märchenschatz, der in jedes Haus gehört.


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