DER STEIN DES HIMMELS
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-Meister Li hat festgesetzt, daß der Tag Jen Wu meinen literarischen Bemühungen vorbehalten bleibt. Ich hatte nichts dagegen, daß es kalt war und regnete und daß der Tag sich für wenig anderes eignete, als Tusche zu verspritzen.-
Prolog
Zyklus/Band Meister Li (2)
Autor Barry Hughart
Original The Story of the Stone
Erscheinungsjahr 1987, dt. 1988 (neu: 2004)
Verlag Piper
ISBN 3-492-26520-0
Subgenre Märchen
Seitenzahl 326
Probekapitel -
Worum's geht:
Meister Li hat seinen früheren Kunden Nummer Zehn der Ochse inzwischen zu seinem Gehilfen gemacht, und so berichtet dieser über einen weiteren Fall des Gelehrten mit dem kleinen Charakterfehler, den Meister Li zum Glück übernehmen kann, kurz bevor er vor Langeweile das Zeitliche segnet: In einem idyllischen, abgelegenen Kloster geschieht ein Mord, und die Bauern der Gegend haben tanzende Mönche im Mondschein beobachtet - was für sie ein Zeichen für die Rückkehr des einstigen grausamen Herrschers des Tals ist - des Lachenden Prinzen. Dieser für seine Experimente mit Menschen bekannte Unhold hat allerdings schon seit mehreren Jahrhunderten tot, und Meister Li glaubt nicht an solch übernatürlichen Unfug - bis er feststellt, daß sowohl die Leiche des Prinzen als auch ein besonderer Stein, den dieser verehrt hat, aus dem Grab verschwunden sind...
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Auch im zweiten Abenteuer von Meister Li und Nummer Zehn dem Ochsen geht es wie erwartet wieder turbulent zu. Da werden im wahrsten Sinne Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, einem Herrscher mit der Leidenschaft, besondere Menschen zu sammeln, einige Stücke seiner Sammlung geklaut und dem im Alten China um sich greifenden Neo-Konfuzionismus gehörig eins ausgewischt. Meister Lis Ideen sind wiederum dazu geschaffen, den Leser des öfteren nach Luft schnappen zu lassen, und das Verhältnis zwischen seiner Unmoral im Kleinen und seinem umfassenden Moralverständnis im Großen ist schier unglaublich. Ausflüge in die Philosophie sind gleich neben den Lachanfällen buchbar, und wem das noch nicht reicht, der darf natürlich auch wieder kriminalistisch miträtseln - oder sich einfach nur von Szene zu Szene aufs neue verblüffen lassen.
Allerdings fällt das Miträtseln diesmal schon nicht mehr so leicht, denn die Lösungen sind für den unbedarften Leser oftmals nicht zugänglich und müssen einfach akzeptiert werden, und auch von der Strukturierung reicht dieser Roman nicht ganz an den brillianten Vorgänger heran; er neigt ein wenig zur Episodenhaftigkeit und eine Einheit der Geschehnisse ist nur sehr schwer zu erkennen. Daß trotzdem ein herausragendes Buch vorliegt, dem man Schwächen in ein paar wenigen von den unzähligen Facetten, die es aufweist, verzeihen kann, liegt an den überzeugenden Figuren, die Hughart in seiner ruhigen, unaufgeregten Erzählweise leicht vorstellbar vermittelt und an den genialen Ideen, die in ihrer Art ein wenig an Terry Pratchett erinnern, aber durch den fernöstlichen Hauch auch einen großen Individualismus aufweisen: Auf jeder Seite einmal kichern und einmal staunen - das gilt noch immer.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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Paper Mage

Fazit: Selbst wenn dieser Meister Li ein paar Schwächen aufweist, ist er immer noch einer der Besten...



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Der Stein des Himmels (Besucher-Rezenion):
Warum's so gut ist:
Bevor Meister Li vor Langeweile dem Alkohol (dem Wein von der übelsten Sorte) erliegt und daran stirbt, geschieht zum Glück in einem abgelegenen Kloster ein Mord.
Der Mönch, der tot in der Bibliothek des Klosters aufgefunden wird, scheint vor Schreck gestorben zu sein. Die Bibliothek wurde durchwühlt und man beklagt den Verlust einer sehr alten und wertvollen Handschrift des großen Gelehrten Ssu-ma. Ferner hat man in der fraglichen Nacht geheimnisvolle Gestalten im Mondlicht tanzen sehen, und die Bevölkerung des Tales befürchtet, daß der grausame Herrscher von einst, der Lachende Prinz, seinem Grab wieder entstiegen sein könnte. Meister Li und sein Adlatus Nummer Zehn der Ochse nehmen sich des Falles an und geraten bald wieder in eine schier unglaubliche Angelegenheit zwischen Himmel, Erde und den Abgründen der Hölle…
Es ist ein Vergnügen, diesen Roman - aus einem alten China, das es nie gegeben hat - zu lesen; zunächst in sprachlicher Hinsicht: Barry Hughart hat die Erzählung, bzw. die "Aufzeichnungen" zu dem Fall Shi tou chi Nummer Zehn dem Ochsen in den Mund bzw. Tuschpinsel gelegt, herausgekommen ist ein Erzählstil, der einen das ein oder andere Mal schmunzeln läßt, z. B. wenn es heißt: Der Einäugige Wong und seine geliebte Frau, die Fette Fu, haben schwer daran gearbeitet, in den Ruf zu kommen, die schlimmste Kneipe in ganz China zu besitzen oder Barbarische Leser, und seien sie noch so gebildet, haben nie mehr als eine höchst unvollständige Vorstellung von der Hölle…
Barry Hughart (Nummer Zehn der Ochse) schlägt hier einen Ton an, als wolle er einem unwissenden Kind die grundsätzlichen Dinge des Lebens erörtern, doch gerade weil Hughart dem westlichen Kulturkreis angehört, sind diese Textpassagen eine Besonderheit: Der Autor vermittelt einem gekonnt das unangenehme Gefühl, man wäre ein ahnungsloser Trottel, der außen vor ist, und von den entscheidenden Dingen im Handlungsverlauf keine Ahnung hat. Diese Stellen verleihen dem Erzählten aber auch eine Distanz, die den fremden, fernöstlichen Charakter des Romans noch unterstreicht. Gelungen wird der Eindruck vermittelt das in westliche Spracheübertragene Schriftstück eines Asiaten vor sich zu haben, der versucht, anderen Völkern sein Land und seine Kultur näher zu bringen.
Faszinierend am Meister-Li-Zyklus ist aber vor allem die Kombination zweier Genres, die eigentlich nichts miteinander gemein haben; der Kriminalroman und die Götter- und Heldensage:
Ereignisse im Reich der Götter und Dämonen ziehen Begebenheiten auf Erden nach sich, die in profanem Raub und Mord enden… Es werden Elemente der Mythologie mit Elementen des Kriminalromans geschickt verwoben und daraus entsteht eine Geschichte mit den unglaublichsten Wendungen und Lösungen, auf die man im Traum nicht gekommen wäre.
In so fern ist "mitraten" quasi zwecklos, weil wir Barbaren viel zu "irdisch" denken. Man sollte die Geschichte einfach genießen und sich nicht zu sehr wundern, daß ein Mosaiksteinchen zur Lösung des Rätsels nur in der Hölle zu finden ist und man eben nicht darum herum kommt, die höllischen Dämonen der verschiedenen Ordnungen ein wenig "über's Ohr zu hauen" oder kaiserliche Zofen ein schier unglaubliche Lebenserwartung haben…
(rezensiert von: Katerchen)

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Welt
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Aufmachung
Story

Fazit:
Einmalige Kombination aus Kriminalroman und Götter- und Heldensage, die ein paar Stunden unvergeßliche Unterhaltung verspricht. Beste Strandlektüre.

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