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Wertung: 4 von 5
1 Rezension
-Mei-Mei paused at the gate of the abandoned kiln and called out, "Is anyone there?"
No one answered.-
Prologue
Zyklus/Band -
Autor Leah R. Cutter
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2003
Verlag Roc
ISBN 0-451-45917-2
Subgenre Pseudo-historisch
Seitenzahl 343
Probekapitel vorhanden (externes pdf)
Worum's geht:
Xiao Yen wurde gegen den Willen ihrer Familie von ihrer Tante eine Ausbildung zum Magier in der Schule von Meister Wei ermöglicht. Sie lernt dort Papiermagie, mit der sie aus Papier gefaltete Tiere und Gegenstände zum Leben erwecken kann, doch ein Mädchen in diesem Beruf entspricht nicht den Traditionen, und so sind die einzigen, die Xiao Yen anstellen, zwei Ausländer, die im Reich der Mitte Pferde verkaufen und fremder und negativ auffallender gar nicht sein könnten. Als Geleitschutz begleitet die junge Frau Udo und Ehran, und ihrer Begleitung findet sich auch die geheimnisvolle Kurtisane Bei Xi.
Xiao Yen sieht bald überall Anzeichen dafür, daß ihr Land bald von Barbaren aus dem Norden überfallen wird, doch sie traut sich selbst und ihrer Magie nicht einmal zu, die kleine Reisegesellschaft zu beschützen - geschweige denn, große Taten zu vollbringen...

Warum's so gut ist:
Zwei Voraussetzungen muß man mitbringen, wenn einen diese Geschichte begeistern soll: Ein Faible für charakterbasierte Geschichten, und Interesse an der Kultur des antiken Chinas. Diese Kultur, in der die Geister- und Götterwelt und jede Menge Drachen ohne Bruch im Alltag inbegriffen und ganz natürlich sind (für Spezialisten: die Geschichte ist zur Zeit der Tang-Dynastie angesiedelt), wird mit viel Liebe zum Detail und in einer sehr schön angepaßten Sprache dem Leser nähergebracht, und man hat das Gefühl, nach der Lektüre dieses Buches eine ganz gute Vorstellung vom Leben in diesem China zu haben. So ist eines der wichtigsten Prinzipien im Leben der jungen Protagonistin ihre Pflicht gegenüber der Familie - und genau diese zereißt sie förmlich. Während ihre Mutter erwartet, daß sie der Tradition folgt und einen gut gewählten Mann heiratet, wünscht das Familienoberhaupt, ihre Tante, daß sie Papiermagier wird und große Taten vollbringt.
In sich abwechselnden Kapiteln werden Xiao Yens Abenteuer bei ihrem ersten Auftrag mit der Geschichte ihrer Ausbildung verwoben, so daß man am Ende gleichzeitig ein Bild davon bekommt, wie sie zu einer so unsicheren, von Zweifeln zerissenen Person geworden ist, und wie sie diese Zweifel überwindet. Dabei entwickelt die Figur eine erstaunliche psychologische Tiefe, doch muß man in Kauf nehmen, daß die Kapitel aus der Vergangenheit der Geschichte viel Tempo entziehen.
Die abenteuerliche Handlung des Romans ist tief in der chinesischen Mythologie verwurzelt und durchaus interessant, aber der Fokus für Spannung und Entwicklung liegt ausschließlich auf dem Hauptcharakter. Xiao Yens Magie ist für Fantasy-Leser nicht nur eine exotische Abwechslung (Magie durch "Origami" zu wirken war bisher noch nicht da!), sondern auch ein sehr überzeugendes, stimmiges Konzept, das dem Roman Eigenständigkeit und viele gute Einzelszenen schenkt. Kleine Details, wie etwa eine erzählte Geschichte, oder ein Wettkampf mit gefalteten, magischen Tieren sind Triebfedern für die Handlung und tauchen in den miteinander verwobenen Kapiteln in anderer Form immer wieder auf. Zusätzlichen Charme verleiht dem Buch ein feiner, sehr subtiler Humor, der vor allem im Verhältnis zwischen den Bewohnern des Reichs der Mitte und den beiden Ausländern zu Tage tritt (die beiden stammen übrigens aus dem Reich Karls der Großen...).
Eine schöne bibliographische Zusammenstellung am Ende des Buches gibt interessierten Lesern nicht nur die Möglichkeit, die Recherchen der Autorin nachzuvollziehen, sondern auch erste Anhaltspunkte, wenn man sich weiter über das historische China informieren will.
(rezensiert von: mistkaeferl)

Wertung
gesamt
Welt
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Sprache
Story
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Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
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Fazit: Ein zwischen Tradition und Selbstverwirklichung zerissener Charakter vor einer großartigen Kulisse.


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