DIE MEISTER DER ZITADELLE

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1 Rezension
-Zitternd kauerte der Junge im Schatten unter derBrücke. Er lehnte seine heiße Stirn an das uralte Gemäuer und kämpfte gegen die Übelkeit an, die ihn in Wellen überkam.-
Scherben
Zyklus/Band -
Autor Sherryl Jordan
Original Secret Sacrament
Erscheinungsjahr 1996, dt. 2004
Verlag Sauerländer
ISBN 3-7941-8018-6
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 408
Probekapitel -
Worum's geht:
Gabriel ist der älteste Sohn eines reichen navoranischen Händlers, und ihm ist vorbestimmt, in die Fußstapfen seines streng nach den Tugenden seines Volkes lebenden Vaters zu treten.
Doch seit er als kleiner Junge beobachtet hat, wie einige vornehme Jugendliche der Stadt eine Frau der Shinali -des eingeborenen Stammes, den die Navoraner einst verdrängt haben- vergewaltigen, läßt ihn diese Erinnerung nicht mehr los.
Als sein Vater stirbt, beschließt er gegen den Willen der Familie Heiler zu werden. Bald schon offenbart sich sein großes Talent für die Heilkunst, und auch seine Gabe, Träume zu deuten. Er wird an die Zitadelle berufen, wo die größten Meister des Landes ihn unterweisen. In seiner neuen Position erfährt er, daß Korruption und Intrigen das Kaiserreich beherrschen und daß die Shinali ausgerottet werden sollen...

Warum's so gut ist:
Aus der Sicht eines Heilers, eines jungen Mannes, der kein Held sein will, sondern nur seiner Berufung folgt, erzählt Sherryl Jordan die Geschichte von der Unterdrückung eines "primitiven" durch ein scheinbar überlegenes Volk. Dabei hat sie zwei gelungene, fremde und zugleich vertraute Kulturen entworfen - eine dekadente, mächtige Nation, die ihre Ideale längst hinter sich gelassen hat, und ein naturbezogenes, einfaches Volk, in dem man viele Elemente aus "Ureinwohner"-Kulturen unserer Welt wieder erkennt. Und wenn auch der im Buch gezeigte Ausschnitt der Welt etwas klein wirkt (es ist nur eine Hafenstadt und die dahinter liegenden Felder), so sind die gesellschaftlichen Aspekte doch erstaunlich detailiert ausgestaltet und erwecken die Welt zu einem bunten Leben.
Viel Liebe zum Detail läßt sich auch in allen Charakteren erkennen, und obwohl Teile der Handlung auf einer uralten Prophezeiung aufgebaut sind, bleibt diese erfreulicherweise im Hintergrund und nimmt dem Geschehen niemals die Spannung. Gabriel ist als Heiler keine besonders actionlastige Figur, aber dennoch entwickelt die Geschichte eine große Dynamik, als er sich unfreiwillig in Intrigen verstrickt und langsam sein Schicksal erkennt. Leider bahnt sich allerdings ein nicht in allen Aspekten positives Ende an, aber der hin und wieder aufblitzende Humor und der optimistische, wenn auch tragische Schluß bewahren den Leser vor zu viel Melodramatik. Einnehmende Nebenfiguren, die den Hauptcharakter an Symphatie-Status noch übertreffen, tun ein übriges dazu.
Jugendliche wie erwachsene Leser, die charaktergetriebene, sorgfältig erzählte Geschichten mögen, sind mit diesem Buch bestens beraten. Es zählt auf jeden Fall zu den besseren einbändigen Fantasy-Werken und schafft es, in wenigen Seiten eine Welt vor dem Leser auszubreiten, wie man sie sich in vielen längeren Werken wünschen würde.
(rezensiert von: mistkaeferl)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Eine mitreißende Charaktergeschichte in einem überzeugenden, bemerkenswert vertrautem Setting.


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