Worum's geht:
Als Mercy Thompson den jungen
Mac als Aushilfe in ihrer Autowerkstätte anheuert, ahnt sie noch
nicht, was für einen Ärger sie sich damit aufhalst: Mac, ein
junger Werwolf, der offensichtlich sein Rudel verlassen hat, hat gefährliche
Feinde. Mercy, selbst nur eine Gestaltwandlerin und weniger stark als
ein Werwolf, ist dem Fall bald nicht mehr gewachsen, denn es folgt auch
ein Angriff auf das örtliche Werwolfsrudel, wobei die Tochter des
charismatischen Anführers entführt wird. Bald sieht Mercy sich
gezwungen, alle Register zu ziehen - sie bittet ihren Vampir-Freund um
Hilfe und kehrt sogar zu ihren Wurzeln zurück, dem mächtigen
Werwolfsrudel, das sie einst aufgenommen hat und an das sie vor allem
schmerzliche Erinnerungen binden...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Mercy Thompson, ihres Zeichens Automechanikerin, ist eine Heldin aus einer
Legion von Frauen, die in letzter Zeit vermehrt das Phantastik-Genre aufmischen,
die Werwölfe, Vampire oder Dämonen jagen, mit Werwölfen,
Vampiren oder Dämonen ins Bett steigen oder, wie eben Mercy,
versuchen, trotz Werwölfen, Vampiren und anderen Gestalten zurechtzukommen
und ein ganz normales Leben zu fristen. Keine Frage, daß das nicht
klappt, und Mercy Verwicklungen abenteuerlicher und romantischer Natur
erleben muß, denn sie behauptet sich in einer Welt, in der einige
Feenwesen sich aufgrund des Mediendrucks offenbaren mußten und in
Koexistenz mit den Menschen leben, wohingegen die traditionell organisierten
Werwölfe und Vampire sich damit noch zurückhalten und weiter
im Geheimen agieren. Hier hat Patricia Briggs geschickt einige Elemente
des modernen Alltags zu einer lebendigen Parallelwelt zusammengestrickt,
um eine nette, wenn auch in Zeiten der Urban-Fantasy-Schwemme nicht sonderlich
originelle Kleinstadtkulisse für Mercys Abenteuer zu bieten.
Immerhin sticht die Heldin aus der Masse ihrer Kolleginnen hervor: Umgeben
von mächtigen Werwölfen und Vampiren ist sie nur eine kleine
Gestaltwandlerin, die ab und an als Kojote durchs Bild huscht, wenn auch
durchaus mit besonderen Kräften ausgestattet. Ganz selbstbewußt
und unabhängig steht sie ihre Frau (man ist schließlich Automechanikerin!),
umgeben von Männern, deren erstes Attribut immer ihre Attraktivität
ist, und von den besonders attraktiven sind auch gleich alle bis auf den
Quotenschwulen hinter unserer Heldin im Kojotenpelz her und streiten sich
mitunter um sie oder leben ihren Beschützerinstinkt aus (Rollenverhalten
wird überhaupt gerne mal auf Instinkt geschoben, der im Werwolftumfeld
ganz groß geschrieben wird). Urban Fantasy und Rollenklischees sind
offenbar einen fast untrennbaren Bund eingegangen, auch wenn man Mercy
Thompson zugestehen muß, daß sie sich im Grunde wacker schlägt,
ab und an alles mit einem Augenzwinkern abgemildert wird und in diesem
Bereich wirklich Schlimmeres existiert.
Mit dem aus Ich-Perspektive erzählenden Hauptcharakter steigt man
schnell in eine Handlung ein, in der die örtlichen Werwölfe
nicht eben Mercys beste Freunde von einer Verschwörung
bedroht werden, in die sie mitten hineinschlittert. Witzige Episoden und
Charaktere, vom VW-Bus-fahrenden Vampir bis hin zum Werwolf-Anführer,
der keiner Katze ein Haar krümmen kann, sorgen für gute, spannende
Unterhaltung, die man locker weglesen kann. Allzu viele Gedanken sollte
man dem Plot allerdings nicht widmen, sonst fällt er in sich zusammen
wie ein Kartenhaus, vor allem beim konstruiert wirkenden und flott abgehandelten
Ende wird deutlich, wie dünn die Handlung war. Die letzte Szene schrammt
knapp an einem hochromantischen Ausgang vorbei und mündet stattdessen
in das vergnügliche Hickhack zwischen den Charakteren, das im gesamten
Roman präsent war.
Mercy als lockere Erzählerin tut ein übriges dafür, daß
der Humor nicht zu kurz kommt, allerdings wirkt der Ich-Erzähler
gerade anfangs stellenweise plump, wenn allzu offensichtlich Dinge erklärt
und Informationen eingestreut werden, die, wenn schon auf diese Art, vielleicht
immer noch charmanter mit einer direkten Ansprache des Lesers untergebracht
worden wären, statt sie ihm in Monologen der Hauptfigur unterzuschieben,
die die Handlung bremsen und wie Fremdkörper wirken. Nachdem man
die ersten Erklärungen, die gleichsam Einführung in Mercys Welt
sind, hinter sich gelassen hat, steht dem Spaß an der Lektüre
allerdings nicht mehr viel im Wege, wenn man sie als das nimmt, was sie
ist: Seichte Unterhaltung ohne große Hintergründe jedoch
vergnüglich und solide umgesetzt, und somit eine ideale Entspannungslektüre
für alle, die nicht gleich in den wirklichen Untiefen der Urban Fantasy
und Romantasy nach Lesefutter angeln wollen, sondern eine größtenteils
bodenständige Heldin und Geschichte bevorzugen.
Die deutsche Ausgabe wartet allerdings noch mit einem großen Mangel
auf: Einer phänomenalen Dichte an Fehlern vom Tippfehler über
verdrehte Namen bis hin zu nicht zu Ende geführten Sätzen, in
einer Frequenz, die das Lesevergnügen durchaus beeinträchtigt.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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