Früher war alles besser...
Wer wegen Neuerscheinungen und Information im Fantasy-Bereich die Buchmesse
besucht hat, war vermutlich enttäuscht - es gab zu diesem Thema
recht wenig zu sehen, und auch die großen Verlage haben sich kaum
bemüht, diesen Bereich zu präsentieren.
Aber auch allgemein macht sich der stagnierende Buchmarkt für den
regelmäßigen Besucher bemerkbar - kam man vor ein paar Jahren
noch vollbeladen mit Prospekten und verschiedensten Kleinigkeiten nach
Hause, kriegt man heute kaum mehr eine Plastiktüte umsonst. Dafür
kann man jetzt am letzten Tag Bücher kaufen, die wahrscheinlich
schon tausend Leute in der Hand hatten, wie schön!
Viel zu sehen bei den Kleinen
Trotzdem gab es die eine oder andere Sehenswürdigkeit, bezeichnenderweise
vor allem bei den etwas kleineren Verlagen, die sich auf Fantasy spezialisiert
haben: Da wäre als erstes Feder & Schwert zu nennen,
die durch überdurchschnittlich schön gestaltete TB-Romane
auffallen, die teilweise auch ein Dasein als Rollenspiel-Supplement
überschreiten.
Gleich nebenan war Phoenix, das Romanlabel von fanpro,
zu besichtigen. Auch da gibt es jede Menge Rollenspiellektüre,
aber als Lesehighlight sticht sicherlich die gebundene Ausgabe von George
R.R. Martins Das Lied von Eis und Feuer hervor, deren ersten
Band man hier als "Rohling" schon mal in der Hand halten konnte.
Gediegene Aufmachung zu einem gediegenen Preis, aber es sieht so aus,
als würde hier der Fan auf jeden Fall etwas für sein Geld
erhalten.
Wenig Begeisterung bei den Großen
Von den großen Verlagen hätte man sich dagegen schon ein
wenig mehr erwarten können, aber diese legten für die Buchmesse
scheinbar nicht viel Wert auf ihr Fantsay-Programm. Bei Heyne wurden
wenige Bücher (und nicht unbedingt kommende Highlights...) weder
geordnet noch zentral präsentiert; Suche nach Neuerscheinungen
Fehlanzeige. Dafür war hier der Prominententreff inbegriffen, denn
hier konnte man Neil Gaiman sehen, der seinen gerade in der Übersetzung
erschienenen Roman American Gods vorstellte.
Noch weniger Fantasy gab es bei Bastei, wo man sich in der Peripherie
durch wenig übersichtliche Ständer wühlen konnte, in
denen Uraltes und Brandneues bunt durcheinander gewürftelt waren.
Blanvalet hatte außer einem Plakat sozusagen gar nichts zu bieten,
und bei Knaur gab es wie fast schon erwartet kein einziges Buch aus
der Excalibur-Reihe zu sehen. Hier setzt man scheinbar auf neue Pferde,
denn die drei Hardcover-Bände Die Legenden von Phantasíen,
in denen verschiedene Autoren Geschichten aus Michael Endes Welt erzählen,
wurden mit großem Aufwand präsentiert.
Tolkien und jede Menge Promis
Der Buchmesse-Auftritt von Klett-Cotta gestaltete sich extrem Tolkien-lastig,
für andere Titel blieb nur ein Plätzchen am Rande übrig,
und abgesehen von Tad Williams waren Bücher fern von Mittelerde
ohnehin dünn gesät. Dafür konnte man die 770-Euro-Lederausgabe
des Herrn der Ringe hinter Glas bewundern. Sieht auch gut aus
mit den aufwendigen Initialen und dem schweren Papier, abgesehen vielleicht
vom für normale Geldbeutel unerschwinglichen Preis.
Und das war auch schon alles, was es in diesem Bereich zu sehen gab
- in jeden Prospekt steckt mehr Information für Fantasy-Leser.
Vielleicht haben große Teile der Fantasy in dieser hochliterarischen
Umgebung tatsächlich keine große Daseinsberechtigung oder
stoßen auf wenig Interesse - aber was haben dann die ganzen Promi-Biographien
hier verloren?