DIE UNENDLICHE GESCHICHTE

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-Alles Getier im Haulewald duckte sich in seine Höhlen, Nester und Schlupflöcher.
Es war Mitternacht, und in den Wipfeln der uralten riesigen Bäume brauste der Sturmwind.-
Kapitel1: Phantásíen in Not
Zyklus/Band -
Autor Michael Ende
Original -
Erscheinungsjahr 1979
Verlag K. Thienemann Verlaga
ISBN 3-522-12800-1
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 428
Probekapitel vorhanden (extern)
Worum's geht:
Der etwas dickliche und mit sich und der Welt unzufriedene Bastian Balthasar Bux entdeckt in einem Antiquariat das Buch: Die unendliche Geschichte. Es handelt von der Welt Phantásíen, die dem Untergang durch das Nichts geweiht ist und nur von einem Menschenkind gerettet werden kann. Atréju, ein Junge aus dem Gräsernen Meer, wird auf die gefahrvolle Suche durch ganz Phantásíen geschickt. Es dauert sehr lange bis Bastian mit Hilfe Atréjus entdeckt, daß er der Auserwählte ist, der das Schicksal Phantásiens und seiner Bewohner ändern kann. So verschlägt es ihn selbst in die unendliche Geschichte, die damit auch zu seiner Geschichte wird. Dort hat er die Macht, sich alle Wünsche erfüllen, zu tun was er will, und so unglaubliche Abenteuer zu erleben und Berühmtheit zu erlangen. Doch seine lange Odyssee soll ihn zu sich selbst und zurück in seine Welt führen und beide Welten heilen.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Fantasy und mehr: Hier kommen nicht nur Fantasy-Liebhaber auf ihre Kosten. Die unendliche Geschichte befaßt sich mit der Macht, Dinge zu schöpfen, und der Macht des Namens; fordert zu Phantasie und Kreativität auf - und dazu, seinen wahren Willen zu suchen.
Besonders gut, wie bei Michael Ende so üblich, sind die Figuren gelungen. Deren Namen - die uralte Morla, Gráograman, Xayíde, Uyulala, um nur eine kleine Auswahl zu bieten - zergehen regelrecht auf der Zunge. Ende liest man nicht, man sieht seine Geschichten im Geist: Den Wind, der über das gräserne Meer streicht, den düsteren Werwolf Gmork, den Himmel, der sich blutrot und schwefelgelb färbt, als die Windriesen Baureo, Schirk, Mayestril und Lir ihr tödliches Spiel austragen, und die schönste Erfindung überhaupt, den Elfenbeinturm. Wie auf eine Leinwand werden die Worte in die Vorstellung gemalt.
Man kann sich auf die philosophische Dimension der Geschichte einlassen, oder aber auch nur das Abenteuer genießen. Allerdings wird Ende vorgeworfen, seine philosophischen (und im Endeffekt doch recht einfachen) Ansätze aus einschlägigen Quellen zu beziehen. Gerade Richtung Ende des Buches werden diese Tendenzen immer deutlicher sichtbar, deshalb ist der Anfang (etwa bis Bastian nach Phantásíen geht) der schönste Teil des Buches: Man lernt eine Welt kennen, in der alles möglich ist und alle Wünsche unserer Phantasie erfüllt werden.
Für eine ganze Generation war dieses Buch nahezu Pflichtlektüre, und man findet in der Tat kaum jemandem, dem es nicht gefällt, und egal ob man mit der Moral dahinter etwas anfangen kann oder nicht, ist es der pure Lesegenuß auf jeden Fall wert - besonders Menschen, die Freude an der Sprache haben oder Bücherfreunde sind, werden sich darin wiederfinden.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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Fazit: Immer wieder ein einzigartiges Erlebnis und auch ohne die Moral ein Genuß!



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Die unendliche Geschichte:
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Die Geschichte spielt in zwei Welten, zum einen in der "Realität" und zum anderen in Phantásien. Nur ein kleiner Teil findet in der von namenloser Alltäglichkeit geprägten "Realität" statt und jeder, der sich in seiner Stadt umgeschaut hat, kennt diese Orte - das kleine, mit Büchern unordentlich vollgepfropfte Antiquariat und die Rumpelkammer einer Schule. Phantásien dagegen ist eine Welt voller einmaliger Dinge, jeder Ort ist etwas besonders aufregendes, schönes oder unheimliches. So gibt es das Gräserne Meer, eine riesige Fläche mit langen Gräsern bewachsen, die sich wie Wellen im Wind wiegen und leise rauschen; die Sümpfe der Traurigkeit, in denen schwarze Tümpel neben schwarzen Tümpeln im Nebel liegen, unterbrochen von kleinen Wäldchen verkrümmter Bäume - diese Sümpfe vergrößern die Trauer der Reisenden und ziehen diese hinab; und natürliche der Elfenbeinturm, das Herz Phantásiens und der Wohnort der Kindlichen Kaiserin, umgeben von einem gewaltigen Labyrinth aus Hecken und Blumenbeeten der seltsamsten Pflanzen. Der Turm selbst ist groß wie eine Stadt und sieht aus der Ferne wie ein hoher, spitzer Bergkegel aus, in sich gedreht wie ein Schneckenhaus besteht er aus unzähligen Kuppeln, Balkonen und fein verzierten Zimmern. In beinahe jedem der 26 Kapitel wird ein neuer Ort betreten, es gibt also viel zu entdecken.
Die Wesen Phantásiens sind mindestens noch einmal so phantasievoll; es gibt Irrlichter, Grünhäute, Winzlinge, Nachtalben, Dschinns und Zentauren, aber auch deutlich Ungewöhnlichere wie die Felsenbeißer. Dieses sind Riesen, die wie aus grauem Fels gewachsen aussehen mit verwitterten Steingesichtern und Zähnen wie Stahlmeißeln, denn sie heißen nicht umsonst "Felsenbeißer"; das Gebirge in dem sie leben, gleicht einem Emmentaler Käse. Die vier Windriesen Lirr, Baureo, Schirk und Mayestril sind gewaltige Geschöpfe aus schwefeligem Gelb, blutigem Rot, bleiernem Grau oder tiefem Schwarz gefärbten Wolken, die mit Ausnahme des Gesichts sich ständig verwandeln; wenn sie ihre Wettstreite austragen, verwüsten sie als Wirbelstürme ganze Landstriche. Als letzen will ich noch den majestätischen Löwen Graógramán nennen, die tödlichste Kreatur Phantásiens, niemand kann seine Flammen überstehen - er ist immer im Herzen der Farbenwüste Goab, denn er ist ihr Herz.
Wie bei den Orten und Wesen sprudelt das Buch über vor ungewöhnlichen Figuren, pro Kapitel kommen einige hinzu. Das ist ein Segen, aber auch ein Fluch, denn so viele Figuren mit so viel Potential kann nur wenig Platz eingeräumt werden. Daher gibt es bei den meisten weder einen vielschichtigen Charakter, noch eine irgendwie geartete Entwicklung. Die Figuren haben zumeist nur ein Motiv, welches sie strickt verfolgen. Bei den kurzen Auftritten stört dieses allerdings auch nicht weiter. Wichtige Figuren Phantásiens sind Atréju, Fuchur und natürlich die Kindliche Kaiserin. Atréju ist aus dem Volk der Gräunhäute, eben grünhäutige Jäger, die im Gräsernen Meer leben; die Erwachsenen sind Jäger, die im fairen Kampf Purpurbüffel erlegen - das Vorbild "Indianer" liegt nahe. Atréju ist ein äußerst zäher und abgehärteter Junge von etwa zehn Jahren, der die Größe der Aufgabe, die ihm auferlegt wurde, erkennt und sich mit aller Kraft auf die Große Suche begibt. Loyalität ist seine stärkste Charaktereigenschaft. Fuchur ist ein Glücksdrache, ein Geschöpf der Luft und der Wärme; er ist so leicht, daß er keine Flügel zum Fliegen braucht, sondern durch die Luft wie ein Fisch durchs Wasser schwimmt. Seine Stimme dröhnt wie eine große, goldene Glocke und er spricht Atréju Mut zu, wenn dieser verzweifelt ist; auch sonst weiß er manch weisen Rat. Die Kindliche Kaiserin ist die rätselhafteste Phantásierin, sie unterscheidet sich von allen anderen, denn Phantásiens Schicksal ist eng mit ihrem Leben verknüpft, wenn nicht sogar identisch mit diesem. Auch ist sie die mächtigste Figur der Geschichte, doch nutzt sie ihre Macht (so gut wie) nie, denn alles ist ihr gleich viel wert, Gutes wie Böses und Schönes wie Häßliches.
Bleibt schließlich die "reale Person" Bastian Baltasar Bux, die Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Er ist eine Halbwaise, seine Mutter ist gestorben und sein Vater, ein Zahntechniker, ist seitdem sehr zurückgezogen. Bastian ist zu Beginn ein ängstliches und dickliches Kind, aber er liebt Geschichten über alles und in dieser Eigenschaft könnte er für Phantásien wichtig sein.
Wenn über die Geschichte und vor allem ihren Wert mehr gesagt werden soll, als das es vordergründig eine Queste mit vielen Elementen aus dem Genre "Abenteuergeschichte" ist, die sich vor der Entwicklung Bastians abspielt, können Spoiler nicht ausbleiben. Wer sich also keine Überraschung nehmen möchte, sollte nicht weiterlesen.

Die Geschichte läßt sich in vier Teile untergliedern: In Kapitel 1-12 geht es um die Rettung Phantásiens, die nur durch die Große Suche gelingen kann. Dieses ist sehr deutlich eine Queste, hinzukommt eine Charakterisierung Bastians als Menschenkind und das langsame aufeinander Einflußnehmen der beiden Welten "Realität" und Phantásien. In Kapitel 13-19 lernt Bastian Phantásien als Held und der Leser den Helden Bastian kennen; was zunächst als lose Aneinanderreihung von Abenteuern erscheint, bereitet tatsächlich die nächsten Kapitel vor, denn mit jedem Wunsch, den Bastian sich erfüllt, vergißt er ein wenig seiner Vergangenheit. In Kapitel 20-22 entfremdet sich Bastian immer mehr von seiner Umwelt, die Schwächen seiner "Mitmenschen" kennt er nicht mehr, und doch fehlt ihm etwas, der Leser darf den erst schleichend, dann rasend sich aufbauenden Allmachtsphantasien Bastians beiwohnen - Cäsarenwahn ist das Stichwort und es ist eine gute Umsetzung. Der Höhepunkt der physischen Auseinandersetzungen findet ebenfalls hier statt.. Kapitel 23-26 ist schließlich die Katharsis, hier wird die Frage, ob Bastian sich und der "Realität" helfen kann oder nur Phantásien retten konnte, gestellt - die Entwicklung Bastians muß hier ein Ende finden, ob im Guten oder im Schlechten. Für sich genommen ist das schon eine sehr gute Geschichte, aber die gegenseitige Beeinflussung der Ebenen macht sie zu etwas wahrhaftig Hervorragenden, auch wenn dieses ein wenig mehr im Mittelpunkt stehen könnte. Das Thema wurde zwar schon vorher angegangen (z.B. in Hugh Walkers Magira-Zyklus), scheint mir aber hier am gelungensten umgesetzt zu sein.
Häufig wird als Kernaussage die Einschätzung, daß zuwenig Phantasie den Menschen ein armseliges Leben führen läßt, während zuviel den Menschen wahnsinnig erscheinen läßt, es also auf das richtige Maß ankommt, genommen. Diese Aussage kann man sicherlich aus der Geschichte ziehen, aber man muß keineswegs hier stehenbleiben. Denn Phantásien ist eben nicht einfach die Phantasie Bastians. Phantásien kann von Anderen aus der "Realität" bereist werden und die Phantásier lassen sich nicht zur Gänze kontrollieren. Dafür versuchen manche ihrerseits Bastian zu kontrollieren (Xayíde: "Alles, was leer ist, kann mein Wille lenken.", S. 322). Auf die Frage, ob Bastian die Dinge erschafft oder ob sie schon immer da waren, antwortet Graógramán: "Beides!" Phantásien ist ein inter-subjektiver Raum und somit nicht bloß die Vorstellungswelt des einzelnen "realen Menschen". Was es aber sonst ist, bleibt eine spannende Frage; vielleicht hilft es, Aristoteles Metaphysik Z, Kapitel 7-9, oder Gottlob Freges logische Untersuchung: Der Gedanke zu lesen. Vielleicht auch nicht.
Interessant ist auch die Frage, was das "Tu was du willst" auf dem AURYN, dem Amulett der Kindlichen Kaiserin, bedeuten soll. Ob man der Antwort des Kinderbuchs folgen mag, bleibt dem geneigten Leser selbst überlassen; denn auch wenn hier keineswegs platte Fragen formuliert werden, ist die Unendliche Geschichte kein Handbuch der Philosophie und gibt nur Antworten, die auch die Zielgruppe, nämlich Kinder im Alter von Bastian, verstehen kann.
Sprachlich ist das Werk ebenfalls als sehr gelungen zu bezeichnen, denn Ende gelingt ein Balanceakt: Einerseits ist es ein Buch für Kinder und der Stil muß für diese lesbar bleiben, andererseits ist die getragene Sprache immer dem Thema angemessen. Besonders erwähnenswert ist noch die fulminante Namensgebung; hier zeigt sich das Sprachgefühl des Autors vollends, und die bisweilen humorvolle Brechung seines zuweilen pathetisch anmutenden Stils.
Schließlich noch kurz zur Wirkungsgeschichte: Die Unendliche Geschichte ist in zahlreiche Sprachen übersetzt worden, darunter Englisch, Französisch und Russisch. Sie ist mittlerweile zum dritten Mal verfilmt worden, wenngleich auch unterschiedliche Teile betont wurden. Gerade der erste Film besitzt einen hohen weltweiten Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad. Auch literarisch wirkt das Buch nach, einerseits in der Reihe Die Legenden von Phantásien, in der verschiedene Autoren an losen Fäden der Geschichte weiterspinnen und andererseits wohl auch in einzelnen Werken wie Käthe Recheis' Der weiße Wolf oder Andreas Steinhöfels Der Mechanische Prinz. Aber wie weit sich hier Die Unendliche Geschichte wirklich bemerkbar macht, ist eine andere Betrachtung und soll ein andermal gemacht werden.
(rezensiert von: Theophagos)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Ein wahres Meisterwerk der Fantasy, das den Vergleich mit dem Herren der Ringe nicht zu scheuen braucht - eben weil sie so wenig gemein haben.

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