Worum's geht:
Johanna ist an allem Schuld, was in den vergangenen drei Monaten in der
kleinen Zweieinhalbzimmer-Wohnung passiert ist. Ob eine Vase umfällt
oder ein Glas Milch, ob Essen anbrennt oder eine Bild von der Wand fällt,
ob die Waschmaschine streikt oder der Kater auf den Sessel macht - alles
ist Johannas Schuld. Jedenfalls glauben das ihre Mutter und deren neuer
Freund Alexander, der zwar nicht in der Wohnung lebt, aber oft zu Besuch
kommt. Mörfi hingegen glaubt das ganz und gar nicht. Mörfi ist
ein winziges Fehlerteufel-Mädchen, das eines Tages in Johannas Zimmer
auftaucht. Mörfi findet Fehler toll und deshalb fühlt sie sich
bei Johanna pudelwohl.
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Manche nehmen Mißgeschicke leichter als andere, aber richtig toll
findet Fehler wohl niemand - außer Mörfi natürlich, schließlich
ist sie ja ein Fehlerteufelchen, eine Berühmtheit sogar, denn "Murphys
Gesetz", das heute im Allgemeinen mit Alles was schief gehen kann,
geht auch schief zusammengefaßt wird, sich ursprünglich
aber nur auf Computerfehler bezogen hat, ist nach ihr benannt. Mörfi
begeistert sich jedoch nur für eine bestimmte Art von Mißgeschicken,
für fantastische Fehler, putzige Pannen, verquarste Verfehlungen,
denn all diese richten keinen wirklichen Schaden an. Es handelt sich dabei
um lustige Versprecher oder um Fehler, aus denen man etwas lernen kann.
Manchmal wünschen sich Menschen auch innerlich etwas, was sie nicht
offen sagen möchten, dann machen sie Fehler, um neu anfangen zu können.
Das ist ein verzwickt verwunschener Fehlerwunsch und Mörfi
eilt hilfreich herbei, um diesen geheimen Wunsch mit ein wenig Fehlerflüssigkeit
zu verwirklichen. Bisher weiß das niemand, denn Mörfi ist unsichtbar,
nur Johanna kann sie sehen. Der Leser merkt schnell, daß Mörfi
nicht einfach Unsinn treibt, sondern ein ziemlich helles Kerlchen ist,
das gute Gründe hat, Fehler toll zu finden, und läßt sich
von Mörfis Begeisterung anstecken. Aber es gibt auch Fehler, die
selbst Mörfi aus der Fassung bringen, Fehler, die Beinahe-Katastrophen,
Zerstörung und Zerwürfnisse bringen. Solche Fehler werden von
Z-Engeln verursacht. Z-Engel glauben, Menschen dürfen sich keine
Fehler erlauben und müssen immer in allem perfekt sein. Sie sind
die natürlichen Feinde der Fehlerteufelfamilien. Erwachsene sind
sehr anfällig für Z-Engel-Fehler, vor allen Dingen solche, die
die Schuld immer bei anderen suchen und nie bei sich selbst, Erwachsene
wie Alexander. Mörfi und Johanna müssen sich etwas einfallen
lassen, damit Alexander nicht zu Schaden kommt.
Andreas Schlüter plädiert auf witzige Weise für einen gelasseneren
Umgang mit Fehlern, denn Fehler machen Menschen menschlich und sie können
aus ihnen lernen. Er macht Kindern deutlich, daß Erwachsene gerne
ihre eigenen Fehler auf sie schieben und sie durchaus nicht an allen Mißgeschicken
in der Familie Schuld sind, was für einige sicher ebenso neu sein
dürfte wie für Johanna, vor allen Dingen wenn das Verhältnis
Erwachsene : Kinder wie bei ihr 2:1 beträgt. Die kleine Mörfi
ist eine überzeugende und liebenswerte Botschafterin, die das Credo
des Autors Fehler frei! ist besser als fehlerfrei mit vielen lustigen
Reimen, Wortspielereien und selbstverständlich auch manchmal mit
fehlerhaften Sätzen an die Leser bringt.
(rezensiert von: Top
Dollar)
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