DIE MUSCHELMAGIER
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Wertung: ø 4 von 5
2 Rezensionen
-Die Stimme des Acherus weckte sie. Jolly fuhr auf und hatte das Gefühl, mit dem Schädel gegen etwas Hartes zu stoßen, so heftig waren ihre Kopfschmerzen.-
Der Angriff
Zyklus/Band Die Wellenläufer (2)
Autor Kai Meyer
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Loewe
ISBN 3-7855-4985-7
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 359
Probekapitel -
Worum's geht:
Jolly und Griffin haben sich auf eine Insel gerettet. Dort baut ein Mann namens Agostini eine Brücke. Als die Klabautermänner angreifen, erscheint der Geisterhändler und rettet die Kinder. Er bringt die beiden nach Aelenium, wo sich auch ihre Freunde befinden. Jolly wird zusammen mit Munk in der Muschelmagie unterrichtet. Bald muß sie sich entscheiden: Soll sie den Einwohnern von Aelenium helfen, den Mahlstrom wieder unter Kontrolle zu bringen oder soll sie sich auf den Weg machen, ihren Freund Bannon zu finden?
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Schon in Die Wellenläufer bediente sich Kai Meyer großzügig aus Werken, die andere geschaffen haben. Damals war der Rezensent noch bereit wohlwollend darüber hinwegzusehen, weil am Ende doch ein recht origineller Plot dabei herauskam und weil er hoffte, daß Meyer, nachdem er die Grundlagen seiner Welt geschaffen hat, sie eigenständig weiterentwickeln würde. Diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Im Gegenteil, Meyer klaut hier noch dreister als im ersten Band der Trilogie: Eine der Hauptfiguren wird von einem Wal verschluckt. Anscheinend beschlich selbst den Autor das Gefühl, daß diese Geschichte Lesern bekannt vorkommen könnte und so weist er vorsorglich darauf hin, daß dies eine alte Geschichte ist, die schon in der Bibel steht. Was Meyer vornehm verschweigt und was in einem Kinderbuch noch viel schlimmer ist, ist, daß er die Geschichte aus einem der bekanntesten Kinderbücher geklaut hat, aus Pinocchio. Schauen wir einmal was Kai Meyer über seinen Helden im Bauch des Wals schreibt: Ein Hauch von Licht lag um einen Hohlweg aus halbrunden Bögen ganz in seiner Nähe…Was ihn dagegen brennend interessierte, war die Antwort auf die Frage…woher der Lichtschein im Magen eines Seeungeheuers kam…Erst jetzt überkam ihn die Verzweifelung. Sie traf ihn spät, dafür nun umso stärker, und sie zwang ihn in die Knie. …"Guten Tag", sagte plötzlich jemand neben ihm. … Dieser Jemand lädt unseren Helden zum Essen ein und Essen gibt es reichlich im Wal, denn Dieser Wal ist das reinste Schlaraffenland. Du kannst dir nicht vorstellen, was er alles verschluckt. … Tag für Tag gehen ganze Ladungen über Bord, Schiffe sinken und so weiter. Eine Menge von dem Zeug, das verloren geht, landet irgendwann hier bei mir.
Und nun zitiere ich aus meiner schönen antiquarischen Pinocchio-Ausgabe, was Carlo Collodi vor ca. 120 Jahren geschrieben hat: Zuerst bemühte sich Pinocchio, wieder ein wenig Mut zu fassen. Doch als es ihm richtig zu Bewußtsein kam, daß er im Bauch des Seeungeheuers gefangen saß, da fing er an, laut zu weinen und zu jammern…Während sie im Dunkeln diese Unterhaltung führten, schien es plötzlich Pinocchio, als sähe er ganz in der Ferne einen schwachen Lichtschimmer. "Was mag das wohl für ein Lichtchen da ganz hinten sein?" wunderte sich Pinocchio…Vorsichtig setzte er einen Schritt vor den anderen und bewegte sich auf das kleine Lichtchen zu, das er ganz in der Ferne schimmern sah…Was fand er da?...Er fand ein kleines gedecktes Tischchen…Und am Tisch saß ein kleiner alter Mann, der saß da und kaute ein paar…Fischchen…Dieser Mann ist Pinocchios Ziehvater Gepetto. Dem geht zwar gerade das Essen aus, aber vorher hatte er reichlich davon, denn derselbe Sturm, der mein Boot umkippte, (brachte) auch ein großes Handelsschiff zum Kentern. … Zu meinem großen Glück hatte das Schiff Büchsenfleisch, Zwieback, Wein, Rosinen, Käse, Kaffee, Zucker, Kerzen und Streichhölzer geladen. Von diesen guten Dingen habe ich zwei Jahre lang gelebt.
Und der arme Carlo Collodi kann sich gegen einen dermaßen dreisten geistigen Diebstahl nicht mehr wehren. In Meyers Geschichte will der Mann im Wal eine Schenke eröffnen, das kommt natürlich in Pinocchio nicht vor, aber es zeigt exemplarisch wie Meyer vorgeht: Er bedient sich alter Mythen, der Literatur oder alter Filme, wandelt sie ein wenig ab und adaptiert sie für seine Zwecke. Allerdings tut er das auf eine Weise, die allzu offensichtlich ist. So hemmungslos wie bei Pinocchio hat sich Meyer zwar in Die Muschelmagier ansonsten nicht mehr bedient, aber Aelenium ist natürlich dem sagenhaften Atlantis nachgebildet, die Wasserweberinnen erinnern an die Parzen und schließlich taucht auch noch der alte Göttervater Odin auf.
Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, wie sich der Autor dieses Buches eine phantastische Welt vorstellt. Dazu hätte Meyer aber seine Fantasie benutzen und eine eigene Welt erschaffen müssen. Statt dessen hat er Altbekanntes in einen großen Kessel geschmissen und ein paarmal kräftig umgerührt. Da ist es dann doch sinnvoller, die Originale zu lesen.
(rezensiert von: Top Dollar)
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gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
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Zeichnungen/Sonstiges

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Doomspell Trilogie
Das steinerne Licht

Fazit: Ein paar eigene Ideen wären schön gewesen.



weitere Rezensionen:

Die Muschelmagier (Besucherrezension):
Worum's geht:
Die Insel, auf der Jolly und Griffin gestrandet waren, ist doch nicht so unbewohnt, wie sie dachten. Auf der anderen Seite sind Brückenbauer am Werk. Agostinis Holzkonstruktion spannt sich in einem riesigen Bogen zur nächsten Insel. Als Klabauter das Bauwerk angreifen, bleibt für Jolly nur die Flucht über die Brücke, doch die führt nicht zu der anderen Insel. Plötzlich erstreckt sich unter den Flüchtenden die zeitlose Schwärze des Urozeans, des Mare Tenebrosum. Plötzlich fängt die Holzbrücke Feuer und jeder Weg scheint abgeschnitten, erst recht, als sich Agostini selbst in Heere kleiner Krebse aufzulösen beginnt - er ist ein Gestaltwandler. Wie ein Schatten landet unverhofft der Geisterhändler und rettet Jolly in letzter Sekunde. Er ist mit den Seepferdreitern Aeleniums eingetroffen. In der schwimmenden Seesternstadt aus Korallen lernt Jolly viel über sich, die Quappen und ihre Bestimmung und unterzieht sich zögernd der Ausbildung, in der Munk schon große Fortschritte gemacht hat: Als Muschelmagier. Ein weiteres Geheimnis wird gelüftet und Jolly erlangt auch die Fähigkeit, sich unter Wasser zu bewegen, doch dann kommt es wegen Griffin zu einem magischen Duell mit Munk. Jolly entert das Segelschiff im Hafen und flieht, aber sie wird verfolgt und weiß dies nicht.

Warum's so gut ist:
Verrat und Entfremdung ist ein tragendes Motiv in diesem Band. Alte Freundschaften zerbrechen, wie z.B. die zwischen den beiden Wasserläufern. Daran droht auch dem Gesamtvorhaben das Scheitern. Andererseits gehört Entfremdung zur Selbstfindung wie Schatten zum Licht. Auch zwischen die Piraten der Karibik, unabhängigen Freibeutern, wird Zwietracht gestreut, undurchsichtige Allianzen entstehen und man ahnt das Wirken der Hintergrundsmächte. Hier ist plötzlich keine Dualität mehr zwischen Gut und Böse, sondern es scheint drei oder vier Parteien zu geben. Das erhöht die Spannung und man weiß nicht, wie sich dieses Fadenknäuel auflösen wird, was wohl dem dritten Band vorbehalten ist.
Die Adaptionen aus dem Sagenstoff oder den Schriften sind deutlich, aber dann doch so eigenständig bearbeitet, dass sehr wohl Neues entstanden ist: Die Geschichte mit dem Mann im Wal oder die des Leviathan. Hier hat der Meeresriese eine Zimmerflucht im Bauch mit Bar und Küche, wobei das Problem des Rauchabzugs andiskutiert, aber nicht gelöst wird. Der Phantasie des Lesers bleibt noch viel zu tun übrig. Ein zweites Beispiel ist der einäugige Geisterhändler mit seinen zwei schwarzen Papageien. Früher war er mal Odin, der Rabengott mit Hugin und Munin; germanische Mythologie. Man konnte es ahnen, aber der Sprung ist groß, viel produktive Phantasie des Autors floss ein.
Die Handlung mit Griffin trennt sich vom Haupterzählstrang und bleibt erst einmal offen. Ansonsten weben die Geschehnisse der übrigen Personen umeinander wie bei einem Flechtbandmotiv, auseinander, wieder zusammen usw. Die Handlung schwingt leicht, die Kapitel sind kurz und intern nochmals unterteilt, dadurch leicht zu lesen. Die Geschichte spricht Kinder ab dem 11. Jahr durchaus schon an, aber auch ältere.
(rezensiert von: wolfcrey)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Ein kurzweiliges Jugendbuch mit mehreren Adaptionen älterer Literatur

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