SCHATTEN ÜBER OMBRIA

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Wertung: ø 4.25 von 5
2 Rezensionen
-Während der Herrscher der uralten Stadt Ombria im Sterben lag, glitt seine Geliebte, verscheucht vom eisigen Blick der Domina Perle, wie ein Vogel auf einer Welle aus dem Raum, durch Kyel Greves unbewachte Tür, bis sie an sein Bett stieß, wo er mit seinen Puppen spielte.-
Eins- Rose und Dorn
Zyklus/Band -
Autor Patricia A. McKillip
Original Ombria in Shadow
Erscheinungsjahr 2002
Verlag Klett-Cotta
ISBN 3-608-93201-1
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 298
Probekapitel -
Worum's geht:
Nach dem Tod des Fürsten von Ombria setzt sich die machthungrige, alte Hexe Domina Perle als Regentin für den kleinen Thronerben Kyel ein und reißt die Macht über die Stadt an sich. Um den Jungen zu kontrollieren, verjagt sie außerdem alle Menschen, denen wirklich etwas an ihm liegt. Nur Kyels erwachsener Cousin bleibt, doch der scheint ausschließlich mit seinen Kohlezeichnungen beschäftigt zu sein. Dabei entwickelt er eine besondere Faszination für Schatten und zeichnet immer wieder vom Licht vergessene Türen, Fenster und Durchgänge, die alle in die Schattenwelt Ombrias führen. Und auch in dieser Welt leben Wesen, die sich um die Zukunft des kleinen Prinzen und der Stadt sorgen.
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Zuallererst: wem auch immer dieses Buch in die Hand fällt, sollte auf gar keinen Fall den Klappentext lesen! Denn der enthält gewaltige Fehler, was Inhalt und Zusammenhang angeht.
Zugegeben - es fällt tatsächlich schwer, die Geschichte sinnvoll zusammenzufassen. Irgendwie geht es den meisten Personen darum, dem Prinzen und der Stadt zu helfen, während die Böse im Spiel ihre Macht festigen will. Aber eigentlich rennen alle nur wirr durch Schloss und Stadt und suchen mal diese und mal jene Person.
Und auch wenn sich das jetzt eher abschreckend anhört, das Buch zu lesen hat dann doch Spaß gemacht. Die dichte Atmosphäre voller Magie und ungewöhnliche, sympathische Charaktere regen zum Weiterlesen an; sprachlich ist das Buch schön, manchmal sogar ein wenig poetisch gestaltet, und zum Glück nicht so umständlich, wie man aus dem oben zitierten Satz schließen könnte. Auch hält man zur Abwechslung einmal ein gebundenes Fantasybuch in den Händen, das zudem in sich abgeschlossen ist und sich mit knapp 300 Seiten nicht in epischen Längen verliert.
(rezensiert von: Arha)
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Fazit: Anspruchsvollere Fantasy, die vielleicht nicht durch einen geradlinig logischen und eingängigen Plot überzeugt, sich dafür aber ausdrucksstark mit dem Thema Veränderung und Übergang auseinandersetzt.



weitere Rezensionen:

Schatten über Ombria:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Einfach zu lesen sind Patricia McKillips Geschichten nicht.
Ihre Sprache ist mehr Poesie denn simple Prosa und wie man bei Gedichten mehrmals hinschauen muß, um hinter die Worte zu sehen, so auch bei Patricia McKillips Romanen:
Für ihre Bücher sollte man sich Zeit nehmen - man sollte die Worte und Sätze, die heraufbeschworenen Bilder in sich wirken lassen. Ich betone das absichtlich gleich zu Anfang, weil oftmals vor Beginn einer Lektüre das Lesen des Klappentextes steht, aber dieser ist schlicht mißlungen.
Da werden Tatsachen verdreht und es werden Figuren falsch dargestellt. Kaum ein Satz dieser kurzen Inhaltsangabe gibt den sehr poetischen Roman richtig wieder, so daß man sich die Frage stellen muß, ob das Buch vorher vom Verfasser aufmerksam gelesen wurde.
Von einem "Fremden" ist da die Rede - von einem "geheimnisvollen Edelmann" und man fragt sich beim Verlag: "Welches Spiel spielt der Fremde?" Dieser "Fremde" stellt sich schon sehr bald als der (zugegebenermaßen etwas geheimnisumwitterte) Cousin von Kyel, dem kleinen Prinzen von Ombria, heraus, der also weder für den kleinen Thronerben noch für die Menschen im Palast einen Fremden darstellt. Auch die "lebendigen Kohlezeichnungen" spielen eine andere, wesentlich komplexere Rolle als es in dem Text auf dem Umschlag den Anschein macht.
In Schatten über Ombria geht es vor allem um Politik - um die häßliche Seite der Politik, die sich wohl überall im Verborgenen und Geheimen abspielt. Hier ist dafür von der Autorin ein recht greifbares Bild geschaffen worden: in Gestalt des Palastes, der sich hoch über der Stadt erhebt.
Es ist ein Gebäude, in das ein zweites hineingebaut wurde: Auf der einen Seite der offen zugängliche Palast, in dem sich das Leben abspielt, welches nach außen gezeigt werden soll. Hier gibt es weite Flure, helle und gepflegte Räume mit großen Fenstern, die auf den Garten oder das Meer blicken. Hier finden offizielle Ratssitzungen, aber auch rauschende Feste statt. Die Autorin versinnbildlicht hier, mit diesem schönen und sichtbaren Teil des Palastes, gleichsam die "Tag- oder Lichtseite" dieser Welt. Auf der anderen der verborgene Palast, dessen Zugänge nur wenigen bekannt sind. Er birgt vergangenen Glanz in vergessenen, staubigen Räumen und Gängen, und hütet noch so manch dunkles Geheimnis. Dieser "unsichtbare" Palast, in den das Tageslicht niemals dringt und der nur über versteckte Türen zugänglich ist, stellt gleichsam die "Nacht- oder Schattenseite" dar. Auch die Stadt selbst ist in eine Tag- und Nachtseite, in eine Licht- und Schattenwelt geteilt, die Patricia McKillip mit fein gezeichneter Poesie wunderschön heraufzubeschwören versteht.
Die Geschichte beinhaltet nur einen Handlungsstrang, der sich im Palast, in den Straßen der Stadt bzw. darunter abspielt. Das umliegende Land wird ein ums andere Mal kurz erwähnt, aber die Handlung führt niemals dorthin.
Es geht auf der einen Seite darum, die unheilvolle Regentschaft der Schwarzen Perle zu beenden, und den kleinen Prinzen vor ihrem unheilvollen Einfluß zu retten - auf der anderen Seite ist die unbewusste Suche von Ducon, dem Neffen des toten Fürsten, nach seiner Herkunft ein weiteres zentrales Thema der Geschichte: Es zieht ihn wie magisch in die finsteren, verwahrlosten Ecken der Stadt und er zeichnet ständig im Schatten liegende, vergessene Türen. Auf diese Weise kommt er langsam der Schattenwelt näher und die Spuren seiner geheimnisvollen Herkunft scheinen direkt dorthinzuführen…
Der Roman ist in überschaubare Kapitel eingeteilt, in denen meist jeweils eine der Hauptfiguren im Vordergrund der Ereignisse steht. Die drei wichtigsten, Lydea, Ducon und Mag, begleitet man auf ihren Wegen durch Palast, Stadt und Geschichte. Man begegnet mit ihnen zusammen interessanten, bedrohlichen, gefährlichen und wichtigen Gestalten, die alle mehr oder weniger ihren Teil zum seltsamen Ende der Geschichte beitragen.
Es ist an einem selbst, die Rollen der Figuren zu interpretieren und an die "richtige" Stelle zu rücken. Jeder wird in dieser poetischen Geschichte etwas anderes lesen und jeder Leser wird seine Sichtweise dazu haben, denn es fällt schwer, sich mit einem oder mehreren der Protagonisten zu identifizieren. Einerseits liegt das an der Erzählweise der Autorin: man liest die Geschichte, als würde man einen Film oder ein Theaterstück ansehen. Man ist gewissermaßen nur Zuschauer und betrachtet alles von außen. Zweitens sind einige der Charaktere mit Fähigkeiten und physischen Eigenheiten ausgestattet, die es einem schwermachen, sich die betreffende Person bildlich vorzustellen und last but not least sind einige Vorgänge in der Erzählung einfach schwierig zu (be)greifen.
Licht und Schatten, Tag und Nacht werden als Metapher für zwei Welten gebraucht, die nebeneinander bzw. ineinander existieren, die sich gegenseitig im Gleichgewicht halten, sich aber niemals überschneiden dürfen. Beide Welten durchdringen sich gegenseitig mit Macht und Magie - sie sind davon durchwoben und dies wird in der Figur der Zauberin Faey deutlich, die unter der Stadt in deren versunkenen Ruinen lebt und im Klappentext fälschlich als "Hexe" bezeichnet wird. Diese Zauberin ist weit mehr als eine einfache Hexe, wie man sie aus dem Märchen kennt. Sie ist das mächtige Zentrum der Magie, die Ombria und die Schattenstadt im Gleichgewicht halten. Sie ist Grenze und Mittelpunkt zugleich. Dennoch ist sie nicht weltfremd, sondern immer an einem guten und lohnenden Geschäft interessiert. Auf Bestellung stellt sie Zauber und Zaubermittel her, die sie zu horrenden Preisen an zahlungskräftige Bewohner der "oberen Stadt" verkauft. Dabei hilft ihr das Mädchen Mag, das die Zauberin als Findelkind bei sich aufnahm und dessen Herkunft ebenfalls äußerst rätselhaft ist. In den geheimen Räumen und Gängen des verborgenen Palastes glaubt sie die Antwort auf ihre Fragen finden zu können.
Es lohnt sich, Schatten über Ombria mehrmals zu lesen, denn erst dann werden die Poesie und der Sinn hinter den Worten der Geschichte deutlicher. Wenn man manche Konsequenzen im Handlungsverlauf erst einmal nicht verstanden hat, weil man beim ersten Lesen vielleicht ein wichtiges Detail überlesen hat, wird einem das beim zweiten oder dritten Mal eventuell klarer. Dennoch muß man sich die Erklärung für manche Dinge und Ereignisse aus zahlreichen Andeutungen und Anspielungen selbst zusammenreimen.
Das mag vielleicht der einzige Wermutstropfen in dieser wunderbaren Geschichte sein…
(rezensiert von: Katerchen)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Eine sehr poetische, wunderbare Geschichte, deren Zauber sich erst bei mehrmaligem Lesen richtig entfaltet.

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