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1 Rezension
-Auf der Schwelle zwischen Nacht und morgen,
Zwischen blutrotem Tod und brennendem Verlangen
Ohne eine Warnung, ohne ein Zeichen des Triumphes
Steht der große Wächter auf der Brücke aus Feuer ... -
(Widmung - Prolog)
Zyklus/Band Pfortenwelt (2)
Autor Michael Scott Rohan
Original The Gates of Noon
Erscheinungsjahr 1992, dt. 1996
Verlag Goldmann
ISBN 3-442-24671-7
Subgenre Science Fantasy
Seitenzahl 475
Probekapitel -
Worum's geht:
Steve Fisher hat in seiner Firma einen steilen Karriereaufstieg hinter sich und ist zweiter Mann in der Hierarchie. Obwohl er normalerweise anderes tut, kümmert er sich plötzlich um einen speziellen Auftrag persönlich bis in die Details. Eine Anzahl Container mit Zubehör für ein Bewässerungsprojekt auf Bali soll verschickt werden, aber alle Speditionen kamen mit diesem Auftrag nicht zurecht und auch Steve sieht sich vor Barrieren stehen, die er recht schnell als außergewöhnlich erkennen muss. Vor allem, als er in Bangkok plötzlich wieder in die Welt des Randes eintaucht und sich Angriffen zu erwehren hat. In England sucht er Hilfe in der Illyrischen Taverne und gewinnt einen Bundesgenossen, der mit magischen Fähigkeiten besonderer Art ausgestattet ist. Der erste Container wird auf dem Bahntransport schwer attackiert. Als die Sonne aufgeht, verwandeln sich die mordlustigen Angreifer zurück in Bambusblätter - diese Spur weist in die Tropen. In Thailand angekommen fällt Steve seiner inneren Leere zum Opfer, wird geistig besetzt und entführt seinen eigenen Fracht-Container durch ein Dimensions-Tor nach Java, nur um sich dort gegen einen riesigen Kriegselefanten und ein Heer aus vergangenen Zeiten wehren zu müssen. Inzwischen befindet er sich jedoch in Begleitung von Jacquie, seiner ersten großen Liebe, die jetzt für das Bewässerungsprojekt arbeitet. Der Weg über das Meer des Randes ist nicht ohne Hindernisse, aber alle übrigen Wege im Kern sind verwehrt. Die Gegenmächte treten erst beim Borobudur und in Surabaya erneut offen auf und entfalten sich in neuer Dimension. Und es wird klar, dass es für Steve mehr als nur einen übermächtigen Gegner gibt und der Konflikt mit Jacquie ist auch noch zu lösen...

Warum's so gut ist:
Was beim zweiten Band des Zyklus auffällt, ist des Autors Vorliebe für Poesie von James Elroy Flecker (gest. 1915), der durchaus Literatur mit dunklen spirituellen Inhalten schrieb, darunter ein Gebet an Satan. Dies passt zum Gesamtthema und führt in die Stimmung ein. Der Aufbau der Welt in Kern/Nabe und Rad/Spirale ist vielleicht von Fletchers Gedicht inspiriert, jedenfalls ein sehr gut gelungener Aspekt innerhalb der Gesamtkomposition des Zyklus. Im Zentrum ist die Welt so, wie sie die meisten von uns als real akzeptieren, weiter außen ist sie nicht so fest gefügt. Zeit und Materie gehorchen anderen Gesetzen als sie die Standardphysik beschreibt (wobei diese durch diverse neuere Erkenntnisse durchaus in Bewegung geraten ist).
Der Protagonist und Ich-Erzähler Stephen Fischer ist ein Meister der Logistik im internationalen Speditionsgewerbe, das immer wieder mit der Welt der Magie konfrontiert wird. Die Parallelisierung Magie-Computernetzwerk ist sicher nicht zufällig. Die Magie der einen Ebene kämpft mit oder gegen die Magie der anderen. Wie viel ist davon bereits umgesetzt?
Das Motiv zwischenmenschlicher Beziehungen, die nicht sauber beendet wurden und Gefühlsreste hinterlassen, die oft eine halbes Leben weiterwirken, taucht im zweiten Band wieder auf (wie im ersten eingeleitet). Der Autor beschreibt als Ich-Erzähler außerordentlich genau die entstehende innere Leere, die nicht wirksam werdenden Tipps anderer und auch die Lösung dieser Situation, wie aus eigener Erfahrung: Um wirklich frei zu werden, muss ein Mensch seine karmischen Bindun-gen lösen und ausgleichen lernen. Das gilt aber auch für ganze Kulturen und Gesellschaften und auch für Götter. Mancher Konflikt erfordert Kompromisse und führt über den dialektischen Prozess zur Synthese aus den Gegensätzen auf höherer Ebene. Das wird im Schlusskapitel deutlich herausgearbeitet.
Die Hintergrundsrecherchen führte Rohan zuverlässig und umfassend durch. So ist hier das Panorama die Kultur Javas und Balis sowie das ältere Niederländisch (im ersten Band war es Haiti und Französisch-Kreolisch) - die Spracheinsprengsel beleben den Stil, eine multikulturelle Gruppe lebt vor dem inneren Auge des Lesers deutlich auf. Es fällt wohltuend auf, dass Quellen von Gedichten im Anhang genannt werden.
Die mit Schwert, Keule und Kanone geführten Auseinandersetzungen fehlen genau so wenig, wie die Magieduelle - insgesamt ist die Mischung aus Spannung und Schilderung des Hintergrundsbildes ausgewogen. Aber wo genau läuft eigentlich die Grenze zwischen Realität und Fiktion?
(rezensiert von: wolfcrey)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Die gefangene Zeit

Fazit: Fernost mit seiner besonderen Bezauberung und Magie liefert die Grundlage zu einem sehr spannenden Buch.


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