REISE DURCH DAS SONNENSYSTEM

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1 Rezension
-Gallia??? Ab sole, au 15. fév., dist. 236 000 000 km! Chemin parcouru de janv. à fév.: 128 000 000 km.
Va bene! All right! Parfait!!!-
Kapitel 12
Zyklus/Band -
Autor Jules Verne
Original Hector Servadac. Voyages et aventures á travers le monde solaire
Erscheinungsjahr 1877
Verlag Fischer
ISBN 3-596-28919-X
Subgenre klassische Phantastik
Seitenzahl 190
Probekapitel -

die abgebildete Ausgabe entspricht nicht der besprochenen Ausgabe
Worum's geht:
Als sich Hauptmann Hector Servadac und Graf Timascheff am Morgen des 1. Januar zu einem Duell gegenüberstehen, reißt ein Komet aus Gold ein Stück Algerien mit einem Teil des Mittelmeers und ein wenig Gibraltar aus der Erdkruste. Auf diesem Brocken treten nun die beiden Kontrahenten, zusammen mit einer handvoll Menschen auf einer elliptischen Bahn, die Reise durch das Sonnensystem an. Die äußeren Planeten Jupiter und Saturn rücken näher - es wird eiskalt. Die Menschen flüchten sich in das Höhlensystem eines aktiven Vulkans - sind Hauptmann Servadac und seine Schicksalsgenossen in der Tiefe des Weltraums verloren oder gibt es noch Hoffnung, zur Erde zurückzukehren?

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Eines Morgens reißt ein auf die Erde einschlagender Komet ein Stück Algerien mit einem Teil des Mittelmeers und einem Stückchen Gibraltar aus der Erdkruste und schleudert es in den Weltraum. Auf diesem Stückchen Erde machen sich nun eine handvoll Menschen unfreiwillig auf eine Reise durch das Sonnensystem und Verne gestaltet die Romanhandlung so, daß Hauptmann Servadac, der Held der Geschichte, seine Ordonnanz Ben-Zouf, der russische Graf und Servadacs Rivale Timascheff und all die anderen erst einmal keine Ahnung haben, was eigentlich passiert ist. Es wird lange herumgerätselt ob denn die Erde ihre angestammte Umlaufbahn verlassen habe, da jetzt die Sonne statt im Osten im Westen aufgeht… Ob die Erde durch den Zusammenstoß mit dem Kometen an Masse verloren habe, da man nun mit einem Sprung eine Höhe von bis zu 12 m erreichen kann…
Dieses Rätselraten bildet zunächst das Hauptmotiv des Romans - die Beschreibung und Erforschung des Himmelskörpers "Gallia" nimmt einen Großteil der Handlung in Anspruch. Dynamik wird dadurch ins Geschehen gebracht, daß sich der Komet in einer elliptischen Bahn zunächst zur Sonne hin (was die Temperaturen dramatisch ansteigen läßt) und dann sehr weit von der Sonne wegbewegt. Proportional zur Entfernung von der Sonne sinken die Temperaturen drastisch ab und die Bewohner ziehen sich in das Höhlensystem eines aktiven Vulkans zurück, in dem noch halbwegs erträgliche Temperaturen herrschen…
Die Originialausgabe erschien 1877 zweibändig in Paris unter dem Titel Hector Servadac. Voyages et aventures á travers le monde solaire, wovon der erste Band am 19. Juli 1877 und der zweite am 7. November des gleichen Jahres erschien. Der Verlag Bärmeier u. Nikel hat diesen Roman neu übersetzt und stark gekürzt, wobei besonders, wie der Verlag mitteilt, die allzu polemischen Äußerungen Vernes über den im Roman als Händler auftretenden Juden Hakhabut herausgestrichen bzw. abgemildert wurden. Doch auch in dieser überarbeiteten Ausgabe werden Vernes Meinungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen seiner Zeit deutlich. Nicht nur bei dem jüdischen Händler wird mit entsprechenden Äußerungen nicht gespart - auch eine Begegnung von Hector Servadac mit ein paar Briten auf einem Reststück von Gibraltar läßt erahnen, wie der Autor zum "Empire" stand…
Dieser Roman zählt nicht, wie etwa Die Reise zum Mittelpunkt der Erde oder 20 000 Meilen unter den Meeren zu Jules Vernes Meisterwerken. Er ist teilweise einfach nur langweilig. In dieser Geschichte reihen sich Vermessungsdaten mit Berechnungen zu Masse und Gewicht, Beobachtungen zum Stand der Sterne, der Sonne und Planeten, der Beschaffenheit von Küstenlinien und Landschaften aneinander, ohne daß irgendetwas nennenswertes passiert. Der Verlag unterstützt diese, an einen wissenschaftlichen Text erinnernde Erzählweise noch, in dem er die Angaben zu Maßen und Gewichten, Zeit und Entfernungen mit ihren physikalisch-mathematischen Kürzeln versieht. Hinzu kommt noch, daß der Zusammenstoß des Kometen mit der Erde zu Beginn der Geschichte von niemandem bemerkt wird. Weder die heraus gesprengten Teile von Algerien noch von Gibraltar werden vermißt, so daß man sämtlich glücklich Heimgekehrten ihre Abenteuer nicht glaubt. Es löst sich alles zuvor Beobachtete und Berechnete in einem bloßen Traumgespinst auf, daß nur der Phantasie der Heimgekehrten entsprungen zu sein scheint. Dieses Ende ist zu einfach und zu glatt, um glaubwürdig zu sein und ist deshalb auch leider nicht befriedigend.
Die handelnden Personen dieses Romans sind von Verne nicht tiefer ausgeführt und wirken dadurch eher stereotyp: Hauptmann Servadac und seine Ordonnanz Ben-Zouf (französische Staatsbürger) sind wahre Musterbeispiele an Tapferkeit und Loyalität. Sie sind beide durchtrainiert, gutaussehend, untadelig im Verhalten und verkörpern das Idealbild des patriotischen Franzosen. Die Briten dagegen werden als unhöflich, machtgierig und engstirnig geschildert, die jedes Krümelchen Erde zum Eigentum der britischen Krone erklären wollen und die Hilfe der Franzosen brüsk ablehnen. Der Jude Hakhabut wird als raffgieriger, nur auf seinen Vorteil bedachter Geschäftsmann charakterisiert, der mit einer gezinkten Waage betrügt und nur am Geld interessiert ist. Der Astronom und Physiker Palmyrin Rosette ist ein schrulliger, kauziger Wissenschaftler, der eigenbrötlerisch tagelang im ungeheizten Studierzimmer sitzt und alle anderen für Ignoranten hält. Er träumt vom Ruhm des Kometenentdeckers und stellt ständig neue Berechnungen und Messungen an.
Die anderen (einige Spanier, die russische Mannschaft des Schoners Dobryna und ein paar Briten) bleiben im Hintergrund - sie spielen während der Handlung kaum eine Rolle, so daß sich Verne gar nicht die Mühe machte, sie näher zu beleuchten.
Ich hatte bei der Lektüre das Gefühl, daß man beim "Entschärfen" der polemischen Passagen einiges Essenzielle der Geschichte konsequent weggestrichen hat.
Jules Verne hat wohl seine politischen und gesellschaftlichen Ansichten in diesem Abenteuer verpackt, und man müßte ihn eher als zeitgenössische Gesellschaftskritik denn als Zukunftsroman lesen…
Lobend erwähnt seien allerdings abschließend die Illustrationen, denen die Holzstiche der französischen Gesamtausgabe des Hetzel-Verlages zugrunde liegen, und die manche Szene dieses eher trockenen Romans beleben und auflockern.
(rezensiert von: Katerchen)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Dieser Roman wurde vermutlich durch seine Überarbeitung so gekürzt, daß nur noch das trockene, "wissenschaftliche" Skelett der Geschichte übrig geblieben ist.


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