RITTER DER UNTERWELT
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Wertung: 2 von 5
1 Rezension
-Hoch im Norden, in Thule, lebte einst ein sehr ehrgeiziger Zauberer, den wir Jord nennen wollen, da die wenigsten unserer Zeit seinen Namen aussprechen könnten-
Neu auf dieser Welt
Zyklus/Band Raum (1)
Autor Carl Sherrell
Original Raum
Erscheinungsjahr 1977, dt. 1979
Verlag Moewig
ISBN 3-8118-5808-4
Subgenre High Fantasy, Pseudo-historisch
Seitenzahl 160
Probekapitel -
Worum's geht:
Der Zauberer Jord begehrt die schöne Königin Gudren. Um sie besitzen zu können, will er den Höllenfürsten Asteroth beschwören, doch dieser sendet nur seinen Diener, den Grafen Raum. Der hat seine eigenen Ziele, irgend etwas treibt ihn aus der Hölle hinaus und er hofft vom großen Merlin Antworten auf die Fragen zu bekommen, die er nicht stellen kann. Auf dem Weg nach Camelot schneidet sich das Monstrum aus der Hölle eine Bahn durch die Leiber der Menschen, die seinen Weg kreuzen - und es stellt zu seiner Verwunderung fest, daß es langsam immer menschlicher wird.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Das Geschehen scheint sich auf einer Parallelerde abzuspielen, denn es gibt eine Reihe von Bezügen zur realen Geschichte, die jedoch nicht ganz zusammenpassen. So gibt es Wikinger, die Britannien überfallen, diese sind schon in Dänen und Norweger unterteilt. Britannien aber wird von König Artus und den Rittern der Tafelrunde verteidigt. Doch einen tieferen Einblick in das Alltagsgeschehen oder die Kultur gibt der Autor nicht, die Bezüge dienen nur als Kulisse für die Handlung. So werden sie denn auch relativ klischeehaft gebraucht: Die Wikinger sind brutale, heidnische Plünderer, die aus purer Lust am Quälen foltern und die Ritter der Tafelrunde sind zweifelsohne hartgesotten und keineswegs zimperlich, doch im Kern sind sie ehrenwerte Krieger, einige von ihnen stehen sogar auf einer höheren Stufe als die anderen Menschen - sie sind mehr wert als die anderen.
Magische Elemente gibt es fast keine und diese spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die große Zauberin Morgana le Fey wirkt keine einzigen wirkungsvollen Zauber. Nur der Dämonen-Ritter ist ein magisches Element mit Gewicht. Er ist der zentrale Protagonist, geht es doch um seine Menschwerdung. Zu Beginn ist er ein kaltes, gefühlloses Monster, nur Lust und Haß kennt es, das sich unbarmherzig eine rote Schneise durch die Geschichte schlägt. Er ist über sieben Fuß groß, düster mit rotleuchtenden Augen und unbezwingbar im Kampf. Ruckartig gewinnt er menschliche Gefühle, wie Ehrfurcht und Liebe, hinzu. Die Figuren sind alle sehr einfach gestrickt, mehr als eine Motivation hat keine, besonders originell ist auch keine: Kaum einmal vermag eine Figur den Leser zu interessieren oder zu überraschen. Neben Raum spielen noch der finnische Prinz Jal, der Sohn Gudrens, der Raum um jeden Preis töten will; der Wikinger Wulfgar, der eine Miniaturausgabe des Dämons ist, und Viviene, die Schwester Morganas, die eine ebenso abrupte Wandlung erfährt wie Raum, eine Rolle. Daneben gibt es noch eine Reihe von weiteren Figuren, die aber kaum über das Statisten-Dasein hinaus kommen.
Bei dieser Geschichte passen Plot und Handlung nicht so recht zusammen: Der Plot behandelt die Menschwerdung des Dämons, aber die Handlung befaßt sich weitgehend mit Ereignissen auf der physischen Ebene - Raums Suche nach Merlin, die sich in Gesprächen und Gemetzel wiederspiegelt. Den emotionalen Zuständen wird kaum Raum gewährt, sieht man von einigen wenigen lapidaren Sätzen ab. Der Handlung nach ist es klassische Sword & Sorcery, es scheint sogar, als habe sich Sherrell z.T. an den Gewaltdarstellungen R.E. Howards orientiert:
"[Raum] zog den Kopf der Königin nun auf seinen Schoß und drehte ihre dunklen Locken bis ihre Gesichtshaut sich fast zum Zerreißen spannte. Ihrem Flehen gegenüber war er taub. [Raum hebt eine Ameise auf.] So straff war das Gesicht Morganas, daß sie ihre Augen nicht schließen konnte. Raum ließ das Insekt auf ihre Pupille fallen und lächelte genau wie Viviene, während Lady le Fey schrie und schrie." (S. 106)
Aber schon wenig später verlieben Raum und Viviene sich in einander, werden ruckartig liebenswerte Geschöpfe und die Geschichte wird fast unerträglich lieblich.
Hinzu kommt, daß es langweilig ist. Spätestens im zweiten Viertel des Buches begreift der Leser, daß Raum unbezwingbar ist, den wenigen, die eine Gefahr für ihn darstellen könnten, kann er schnell mit einer List entgehen. Auf der physischen Ebene droht ihm einfach keine Gefahr. Außerdem ist die Geschichte recht vorhersehbar, sieht man von den Szenen ab, wo man sich als Leser fragt, was das mit dem Plot zu tun hat. Da wird dann eine Handlung, die eigentlich nur einer knappen Bemerkung bedürfte über ein paar Seiten ausgedehnt.
Sprachlich ist das Ganze relativ unauffällig, die Sätze sind knapp und passen gut zur rasch voranschreitenden Handlung, das Vokabular ist ebenfalls passend. Dennoch kann Sherrell nicht wie Howard mit wenigen Worten ein ausdrucksstarkes Bild malen.
Das Titelbild, ein Krieger mit verzerrtem Gesicht, der eine schlaffe (tot, verletzt?) Halbnackte mit Silikon-Brüsten trägt, spiegelt zwar keine Szene der Geschichte wieder, paßt dafür aber einigermaßen zum Tenor des Buches. Weiterhin gibt es vier mehr oder weniger passende, halbwegs gelungene Illustrationen. Ein Vorwort wird im Inhaltsverzeichnis angekündigt, auf der Seite ist dann aber nur ein Bild.
(rezensiert von: Theophagos)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Raums Suche nach Antworten ist ein langweiliges Massaker an Wikingern und Briten jeder Couleur; schwacher Entwicklungsroman, schwache Sword & Sorcery.


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