Worum's geht:
Der Zauberer Jord begehrt die schöne Königin Gudren. Um sie
besitzen zu können, will er den Höllenfürsten Asteroth
beschwören, doch dieser sendet nur seinen Diener, den Grafen Raum.
Der hat seine eigenen Ziele, irgend etwas treibt ihn aus der Hölle
hinaus und er hofft vom großen Merlin Antworten auf die Fragen zu
bekommen, die er nicht stellen kann. Auf dem Weg nach Camelot schneidet
sich das Monstrum aus der Hölle eine Bahn durch die Leiber der Menschen,
die seinen Weg kreuzen - und es stellt zu seiner Verwunderung fest, daß
es langsam immer menschlicher wird.
|
|
|
|
Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Das Geschehen scheint sich auf einer Parallelerde abzuspielen, denn es
gibt eine Reihe von Bezügen zur realen Geschichte, die jedoch nicht
ganz zusammenpassen. So gibt es Wikinger, die Britannien überfallen,
diese sind schon in Dänen und Norweger unterteilt. Britannien aber
wird von König Artus und den Rittern der Tafelrunde verteidigt. Doch
einen tieferen Einblick in das Alltagsgeschehen oder die Kultur gibt der
Autor nicht, die Bezüge dienen nur als Kulisse für die Handlung.
So werden sie denn auch relativ klischeehaft gebraucht: Die Wikinger sind
brutale, heidnische Plünderer, die aus purer Lust am Quälen
foltern und die Ritter der Tafelrunde sind zweifelsohne hartgesotten und
keineswegs zimperlich, doch im Kern sind sie ehrenwerte Krieger, einige
von ihnen stehen sogar auf einer höheren Stufe als die anderen Menschen
- sie sind mehr wert als die anderen.
Magische Elemente gibt es fast keine und diese spielen nur eine sehr untergeordnete
Rolle. Die große Zauberin Morgana le Fey wirkt keine einzigen wirkungsvollen
Zauber. Nur der Dämonen-Ritter ist ein magisches Element mit Gewicht.
Er ist der zentrale Protagonist, geht es doch um seine Menschwerdung.
Zu Beginn ist er ein kaltes, gefühlloses Monster, nur Lust und Haß
kennt es, das sich unbarmherzig eine rote Schneise durch die Geschichte
schlägt. Er ist über sieben Fuß groß, düster
mit rotleuchtenden Augen und unbezwingbar im Kampf. Ruckartig gewinnt
er menschliche Gefühle, wie Ehrfurcht und Liebe, hinzu. Die Figuren
sind alle sehr einfach gestrickt, mehr als eine Motivation hat keine,
besonders originell ist auch keine: Kaum einmal vermag eine Figur den
Leser zu interessieren oder zu überraschen. Neben Raum spielen noch
der finnische Prinz Jal, der Sohn Gudrens, der Raum um jeden Preis töten
will; der Wikinger Wulfgar, der eine Miniaturausgabe des Dämons ist,
und Viviene, die Schwester Morganas, die eine ebenso abrupte Wandlung
erfährt wie Raum, eine Rolle. Daneben gibt es noch eine Reihe von
weiteren Figuren, die aber kaum über das Statisten-Dasein hinaus
kommen.
Bei dieser Geschichte passen Plot und Handlung nicht so recht zusammen:
Der Plot behandelt die Menschwerdung des Dämons, aber die Handlung
befaßt sich weitgehend mit Ereignissen auf der physischen Ebene
- Raums Suche nach Merlin, die sich in Gesprächen und Gemetzel wiederspiegelt.
Den emotionalen Zuständen wird kaum Raum gewährt, sieht man
von einigen wenigen lapidaren Sätzen ab. Der Handlung nach ist es
klassische Sword & Sorcery, es scheint sogar, als habe sich Sherrell
z.T. an den Gewaltdarstellungen R.E. Howards orientiert:
"[Raum] zog den Kopf der Königin nun auf seinen Schoß
und drehte ihre dunklen Locken bis ihre Gesichtshaut sich fast zum Zerreißen
spannte. Ihrem Flehen gegenüber war er taub. [Raum hebt eine Ameise
auf.] So straff war das Gesicht Morganas, daß sie ihre Augen nicht
schließen konnte. Raum ließ das Insekt auf ihre Pupille fallen
und lächelte genau wie Viviene, während Lady le Fey schrie und
schrie." (S. 106)
Aber schon wenig später verlieben Raum und Viviene sich in einander,
werden ruckartig liebenswerte Geschöpfe und die Geschichte wird fast
unerträglich lieblich.
Hinzu kommt, daß es langweilig ist. Spätestens im zweiten Viertel
des Buches begreift der Leser, daß Raum unbezwingbar ist, den wenigen,
die eine Gefahr für ihn darstellen könnten, kann er schnell
mit einer List entgehen. Auf der physischen Ebene droht ihm einfach keine
Gefahr. Außerdem ist die Geschichte recht vorhersehbar, sieht man
von den Szenen ab, wo man sich als Leser fragt, was das mit dem Plot zu
tun hat. Da wird dann eine Handlung, die eigentlich nur einer knappen
Bemerkung bedürfte über ein paar Seiten ausgedehnt.
Sprachlich ist das Ganze relativ unauffällig, die Sätze sind
knapp und passen gut zur rasch voranschreitenden Handlung, das Vokabular
ist ebenfalls passend. Dennoch kann Sherrell nicht wie Howard mit wenigen
Worten ein ausdrucksstarkes Bild malen.
Das Titelbild, ein Krieger mit verzerrtem Gesicht, der eine schlaffe (tot,
verletzt?) Halbnackte mit Silikon-Brüsten trägt, spiegelt zwar
keine Szene der Geschichte wieder, paßt dafür aber einigermaßen
zum Tenor des Buches. Weiterhin gibt es vier mehr oder weniger passende,
halbwegs gelungene Illustrationen. Ein Vorwort wird im Inhaltsverzeichnis
angekündigt, auf der Seite ist dann aber nur ein Bild.
(rezensiert von: Theophagos)
|
|
|