Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
"Es war einmal eine Prinzessin, die war so wunderschön, daß
die Sonne und die Sterne neben ihr verblaßten
Eine prunkvolle
Hochzeit wurde gefeiert und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben
sie noch heute." So beginnen und enden Märchen - aber nicht
bei Armando. Die Prinzessin mit dem dicken Po hat zwar wunderschöne
Locken, schmale Schultern, eine schlanke Taille und die hübschesten
Ohren im ganzen Land, aber leider eine mehr als ausladende Sitzfläche,
die sämtliche heiratsfähigen Prinzen abschreckt. Schließlich
stehen die adligen Herren doch noch Schlange, um die Prinzessin zu ehelichen,
doch die ist nicht nur schön, sondern auch intelligent und ein unabhängiger
Geist
Armandos Märchen sind modern, in ihnen geht es zu wie
im richtigen Leben und wenn der Leser spekulieren möchte, wie die
Geschichte wohl ausgehen mag, dann tut er gut daran, das Unerwartete zu
erwarten. Die anderen Zwerge halten Dirk im Märchen Dirk, der
Zwerg für eine Nervensäge. Er mischt sich überall ein,
ist ein alter Besserwisser und will überall Eindruck schinden. Dabei
weiß er gar nicht mehr als die anderen, er kann sich nur besser
verkaufen, beeindruckt damit die Zwerge und macht Karriere. Einen solchen
Lebenslauf findet man gewöhnlich eher im Politikteil der Zeitung
als in einem Märchenbuch. Wie Armandos Prinzessinnen, ereilt auch
Hexen und Riesen nicht das märchentypische Schicksal. Huch, die
Hexe muß ständig weinen und niemand weiß, warum,
auch sie selbst nicht. Damit die Heulerei endlich ein Ende hat, bekommt
Huch an ihrem 18. Geburtstag von ihrer Mutter den Auftrag, einen Prinzen
in einen Frosch zu verwandeln. Aber der Prinz ist clever
Eigentlich
wäre die Hexe eine Kandidatin für den Scheiterhaufen oder den
Backofen - nicht so bei Armando. Der starke Riese lebt tief im
großen Wald, und wenn ein Reisender das Unglück hat, ihm zu
begegnen, dann wird er gepackt und aufgefressen. Ein alter Zwerg findet
das gar nicht nett, doch das schert den Riesen nicht die Bohne. Also bittet
der Zwerg einen netten Riesen, dem Menschenfresser die Vorzüge der
vegetarischen Ernährung nahezubringen und der hat damit genausoviel
Erfolg, wie nette Menschen im wahren Leben im Umgang mit Rüpeln zu
haben pflegen.
Von den 27 Märchen folgen elf dem gleichen Muster: Der Ich-Erzähler
trifft auf ein Tier, das ihm eine Frage stellt. Aus dieser Situation entwickeln
sich tief- oder hintersinnige Gespräche. Der Löwe erfährt,
daß er wie alle sterben muß. Der Hase beschwert sich,
daß er kein Geburtstagsgeschenk bekommen hat, Die Maus sucht
Streit und Die Schildkröte ist einsam, weil jeder sie überholt,
aber sie ist die einzige die bewußt in der Gegenwart lebt.
In Armandos Märchen gibt es Prinzessinnen, Prinzen, Hexen, Zauberer,
Zwerge, Riesen und viele sprechende Tiere, trotzdem haben sie alle einen
Bezug zur Realität. Sie spiegeln aktuelle gesellschaftliche Themen
wider oder beschreiben menschliche Charaktereigenschaften, die zeitlos
sind. Sie können von Erwachsenen ebenso wie von Kindern gelesen werden,
sie sind komisch, auch wenn sie einen ernsthaften Hintergrund haben. Und
die Bilder von Susanne Janssen machen das Buch auch zu einem visuellen
Vergnügen.
(rezensiert von: Top
Dollar)
|
|
|