SAGENHAFTE WEIHNACHT

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1 Rezension
-Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, mußte ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen.-
Der Goldene Schlüssel
Zyklus/Band -
Autor Gudrun Bull (Hrsg.)
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 1996
Verlag dtv
ISBN 3-423-20846-5
Subgenre Märchen
Seitenzahl 174
Probekapitel -
Worum's geht:
Wintergeschichten und Weihnachtsbräuche aus längst vergangenen Zeiten lautet der Untertitel dieser Anthologie - und genau darum handelt es sich auch. Es sind keine modernen Geschichten, die in der Gegenwart spielen, sondern solche, die jeder Erwachsene aus seiner Kinderzeit kennt und die in jedem Leser die Stimmung heraufbeschwören, die man nur in der Weihnachtszeit fühlen kann. Die Geschichten sind in Großkapitel unterteilt: I. Unter dem Winterhimmel. II. Schaurig-schöne Weihnachtszeit. III. Das Christkind und seine Weihnachtsmänner. IV. Vom hilfreichen ‚kleinen Volk'. V. Zauberei in der Christnacht. VI. Weihnachtliche ‚Spezialitäten'. Mehr zum Inhalt einzelner Geschichten findet Ihr in der Buchbesprechung.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Man nehme ein Tischchen, drapiere eine Weihnachtstischdecke darauf, stelle einen Teller mit Mandarinen, Nüssen, Spekulatius, Spritzgebackenem und Butterplätzchen hin, dekoriere das Ganze mit zwei Weihnachtsengelchen (bitte keine der kitschigen Sorte), zünde mehrere Kerzen an, schnappe sich zwei Kinder, die man rechts und links von sich auf dem Sofa plaziert, kuschelt sich zu dritt unter eine Decke und damit hat man die richtige Atmosphäre geschaffen, um die wunderbaren Geschichten aus Sagenhafte Weihnacht stilvoll (vor-) zu lesen.
Die Inhalte der Erzählungen sind sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Die getreue Alte erzählt von der Opferbereitschaft einer alten Frau. Sie sieht als Einzige eine Katastrophe auf eine große Zahl von Menschen zukommen, die sich vergnügen und von dem bevorstehenden Unglück nichts ahnen. Da sie sich allein, krank und halbgelähmt in ihrem Haus befindet, kann sie nicht zu ihnen laufen und sie warnen. Großherzig bringt sie sich selbst in Lebensgefahr, um die anderen zu retten.
Andere Geschichten erzählen von der Natur und den Jahreszeiten, die märchenhaft personifiziert sind. Der Nordwind möchte nur spielen, benimmt sich dabei aber so rüde, daß der Winterkönig ihn den Sommer über einsperren muß und ihn nur im Winter draußen spielen lassen kann, damit er den Blumen und Früchten kein Leid antut.
Der Schneemann verliebt sich in ein übermütiges Schnee-Elfchen. Aber wenn ein Schneemann brennende Liebe in seinem Herzen fühlt, kann die Geschichte eigentlich nicht gut ausgehen. Doch Weihnachtsgeschichten enden fast immer glücklich, wenn auch manchmal ein bißchen traurig.
Erstaunt erfährt der Leser, daß die Menschen sich schon vor langer Zeit über die hohen Heizkosten beklagt haben. Einem Mann, der darüber jammert, daß er zuviel Geld für das Holz zum Heizen bezahlen müsse, rät ein anderer, er könne mit einem Fuder Holz den ganzen Winter auskommen. Er müsse es nur Scheit für Scheit vom Hof auf den Dachboden tragen, so lange, bis ihm warm werde; wenn er wieder zu frieren begänne, solle er die Scheite einzeln wieder heruntertragen, bis ihm warm sei, so würde ihn das bißchen Holz den ganzen Winter wärmen. Nun, offensichtlich hatte der Mann weder Frau noch Kinder, sonst hätte es ein ziemliches Gedränge auf den Stiegen gegeben, wenn alle sich auf diese Weise mit dem Holz hätten wärmen wollen ;-).
Es gibt Märchen, die auch in jedem anderen Märchenbuch stehen könnten, wie das vom Teufel, der im Kölner Dom ins Weihwasserbecken fällt und deshalb mächtigen Ärger mit seiner Großmutter bekommt oder das Märchen von der Müllerstochter, die eine unerfreuliche Begegnung mit Räubern hat, während ihre Familie in der Christmette ist. Dieses Märchen spielt zwar unter anderem am Weihnachtsabend, die Stimmung ist aber keineswegs weihnachtlich und es geht sehr gewaltsam zu.
Selbstverständlich dürfen Geschichten vom Christkindchen nicht fehlen: Der allererste Weihnachtsbaum wird vom fröhlichen Christkind und dem etwas griesgrämigen Weihnachtsmann geschmückt und in ein Haus getragen. In Ein Weihnachtsmärchen klopft ein armes, frierendes und hungerndes Kind eines Winterabends an die Tür armer Tagelöhner und weil sie es freundlich bei sich aufnehmen, werden sie reich belohnt. Wer wohl das arme Kindlein war?
Am anrührendsten ist die Geschichte vom Nürnberger Rauschgoldengel, der dem dortigen Christkindlmarkt den Namen gegeben hat. Sie erzählt vom Schmiedemeister Erasmus Ebner, der ein herzensguter Mann war und verfolgte Hugenotten bei sich aufgenommen hat. Einen dieser Gäste, ein Holzschnitzer aus Lyon, trifft ein schreckliches Unglück. Ebners Frau sinnt darüber nach, wie sie den trauernden und verzweifelten Mann aufmuntern könnte und schließlich hat sie einen ganz besonderen Einfall…
Es gibt auch gruselige Geschichten in dieser Anthologie, am gruseligsten ist Die Frühpredigt zu Landsberg, gleichzeitig gehört sie zu den außergewöhnlichsten Erzählungen.
Normalerweise werden gute und fromme Menschen in Märchen belohnt. Die Frau, von der diese Geschichte handelt, ist gut und fromm, sie hat nur das Unglück, daß ihr ein Irrtum unterläuft, an dem sie keine Schuld trägt und dieser Irrtum wird ihr zum Verhängnis: Ein altes Mütterchen erinnert sich am Weihnachtsabend, wie sie früher Heiligabend gefeiert hat. Nun sind all ihre Lieben gestorben: Eltern, Ehemann und auch die Kinder. Sie ist traurig, betet und geht zu Bett, am nächsten Morgen um fünf Uhr will sie die Frühmesse nicht versäumen. Als sie aufwacht, sieht sie, daß es draußen dämmert, zieht sich rasch an und eilt zur Kirche. Unterwegs trifft sie auf den Geist eines Ratsherren. Beherzt fragt sie ihn, wie sie ihn erlösen könne. Er antwortet, sie solle in jener Kirche ein Vaterunser für ihn beten. Zwar voller Angst, aber gewillt, den unglücklichen Sünder zu erlösen, betritt sie die Kirche. Dort ist die Gemeinde schon versammelt. Diese Frühmesse wird für das fromme, barmherzige, alte Mütterlein zum schrecklichsten Erlebnis ihres ganzen langen Lebens.
(rezensiert von: Top Dollar)

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Fazit: Sagenhafte Weihnacht bietet eine gelungene Mischung aller Arten von Winter- und Weihnachtsgeschichten und ist hervorragend dazu geeignet an langen Winterabenden (vor-)gelesen zu werden, auch als abendliche Gutenachtgeschichten, wenn man -je nach Alter der Kinder- die gruseligsten Geschichten überspringt.


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