DER SANDMANN

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Berwertungsschlüssel:

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4 Sterne = gut
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Wertung: ø 3.75 von 5
2 Rezensionen
-Mir war es als würden Menschengesichter ringsumher sichtbar, aber ohne Augen - scheußliche, tiefe schwaze Höhlen statt ihrer. »Augen her, Augen her!« rief Coppelius, mit dumpfer, dröhnender Stimme.-
Seite 9, Zeile 19 ff.
Zyklus/Band -
Autor E.T.A. Hoffmann
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 1817 (neu: z.B. 1991)
Verlag Suhrkamp
ISBN 3-15-000230-3
Subgenre klassische Phantastik
Seitenzahl 42 (plus Anhang)
Probekapitel -
Worum's geht:
Nathanael ist Student in einer kleinen Stadt, zu Hause wartet seine Verlobte Clara auf ihn - ein scheinbar perfektes Leben. Doch die Vergangenheit holt Nathanael ein: als Kind beobachtete er seinen Vater bei geheimen alchimistischen Versuchen mit dem Advokaten Coppelius, einem kinderhassenden, unfreundlichen Riesen. Bei einem letzten Experiment geht etwas schief und Nathanaels Vater stirbt bei einer Explosion, Coppelius ist aber verschwunden. Eines Tages klopft es an Nathanaels Tür und der Wetterglashändler Coppola tritt ein. Nathanael ist zu Tode erschrocken: Coppola sieht genauso aus wie Coppelius! Aber ist er es wirklich, oder tut er dem Wetterglashändler unrecht? Und was ist mit der seltsamen Nachbarstochter, die ihn die ganze Zeit beobachtet?

Warum's so gut ist:
Der Sandmann war eine Pflichtlektüre im Deutschunterricht und ich war anfangs gar nicht davon begeistert. Der Titel versprach anscheinend Einschlafgarantie, aber das Buch hat mich sehr positiv überrascht.
Die Novelle beginnt mit einem Briefwechsel von Nathanael an Clara bzw. Lothar, deren Bruder, wo Nathanael seine Situation schildert. Bereits auf den ersten Seiten erfährt man, wie sehr der Besuch des Coppola ihn mitnimmt und welch starken Gefühle Nathanael ergreifen. Schon allein dieser eine Besuch und die Erinnerung an das Unglück bringen ihn völlig aus der Fassung und zerstören fast sein Liebesglück, denn er kann sich nicht von seinen Gefühlen trennen. Zunächst flacht dann die Spannungkurve etwas ab, bevor sie wieder rassant steigt: eine weitere Person betritt das Geschehen, Olympia, die Tochter eines Professors. Doch wie passt sie da hinein und warum beobachtet sie die ganze Zeit Nathanael?
Ob Nathanael nun einen Sinn für das "böse Prinzip" in der Welt hat oder vielleicht geisteskrank ist, wird vom Autor nicht verraten. Clara versucht durch den ganzen Roman einen guten Einfluss auf ihren Verlobten zu haben, doch der entzieht sich immer mehr ihren beruhigenden Worten. Realität und Phantasie verschwimmen und am Ende bleibt es dem Leser überlassen, über Nathanael zu urteilen.
Hoffmanns Bild von Nathanael zeigt die Gefährdung des Menschen, wenn dieser nicht mehr in der Lage ist, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Nathanael ist gefangen in seiner Vorstellung, den Mörder seines Vaters gegenüberzustehen. Doch ob Coppola und Coppelius ein und dieselbe Person sind, wird nicht verraten.
Neben den romantischen Leitbildern lässt Hoffmann auch bitterböse Ironie über die damalige Gesellschaft mit einfließen. Genau diese Ironie rundet den Roman hervorragend ab.
Nur wenige Bücher haben mich so überzeugt wie dieses. Obwohl es schon fast 200 Jahre alt ist, erzeugt es immer noch Spannung und ein gewisses Gänsehautgefühl, gerade heute, da die eigentliche Thematik aktueller den je ist.
(rezensiert von: Sam)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Fazit: Ganz und gar nicht verstaubter Grusel- und Science- Roman mit gekonnter Ironie.



weitere Rezensionen:

Der Sandmann:
Warum's so gut ist:
Wie bei einer Pflichtlektüre gewöhnlicherweise üblich, geht man schon von Anfang an mit der niedrigsten Erwartung an Spannung oder Unterhaltung das Buch an. Leider hat das Buch in dieser Hinsicht auch wirklich nicht viel zu bieten, die Stärke liegt eher in der Aussage von Hoffmann, der der Aufklärung ein glückliches Ende verschafft, und die romantische Hauptfigur dem Wahnsinn verfallen lässt. Der geschickte Perspektivenwechsel des Autors fesselt zwar ab und zu, ansonsten musste ich mich leider durch das Buch zwingen, auf 42 Seiten kann man keinen "wirklichen" Roman konstruieren. Die Schwierigkeit, Story und Aussage interessant zu verbinden, finde ich in diesem Buch nur teilweise geglückt, was vielleicht vom Autor auch nicht angestrebt wurde. Dem Leser fällt es jedoch dann umso schwerer, den Gedanken und Denkansätzen zu folgen, was aber auch an den vielen unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten liegt.
Auf jedenfall gelungen dagegen ist die Darstellung der Abgründe der Psyche und die Motiv der Augen, die sich durch die ganze Erzählung zieht.
(rezensiert von: Tim Taylor)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Ingesamt aber finde ich das Buch eher langweilig und unspektakulär, die Hauptgedanken haben mich nur wenig fasziniert.

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