Warum's so gut ist:
Faszination und Langeweile liegen bei diesem Buch oft sehr nah beieinander und machen eine eindeutige Bewertung schwer. Wo die Autorin wirklich ganze Arbeit geleistet hat, ist beim Entwurf der Welt Matrin und der menschlichen Gesellschaft Iberas. In einem ganz und gar nicht alltäglichen, exotisch-tropischen Setting blühen die Reste einer menschlichen Gesellschaft, alle anderen Bereiche der Welt sind von einem magischen Krieg zerstört und "verschmutzt" worden - die Magie hat Menschen, Tiere und das Land verändert. So herrscht bei den letzten Menschen dieser Welt große Angst vor Magie, und diese wird in der Gesellschaft mit grausamen Strafen unterdrückt und nur im Geheimen praktiziert - dafür gibt es aber einen recht hohen technischen Standard (beispielsweise Luftschiffe). Die kulturellen Aspekte wurden dann auch sehr detailreich und stimmungsvoll ausgearbeitet, so weit, so gut - aber leider hat dieser Perfektionismus nicht mehr für Charaktere und Handlung gereicht.
Die eigentliche Haupthandlung, die man mit viel Mühe irgendwo hinter allem vermuten könnte, ist extrem langsam und kein bißchen spannend; und erst einmal wird dem Leser ein Poutpourri verschiedenster Ideen vorgeworfen, um was es denn gehen könnte, die sich aber alsbald wieder in Luft auflösen - so etwas kann durchaus manchmal positive, spannende Verwirrung stiften, aber diese dauernde Unbestimmtheit nimmt der Geschichte dann doch den Wind aus den Segeln. So versinkt die anfangs ganz interessant aufgebaute Intrigengeschichte um die großen Familien in der Mitte des Buches urplötzlich auf Nimmerwiedersehn im Nirvana und wird von komplett neuen Elementen abgelöst. Diese bunte Mischung aus Intrigen und Abenteuern mag ja abwechslungsreich gemeint sein - aber es ist einfach zu viel des Guten und viel zu wenig determiniert.
Leider ist auch der Hauptcharakter insgesamt etwas flach und wird fast ausschließlich über den Fluch bestimmt - daß es auch besser geht, zeigen einige farbige und gute Nebencharaktere wie Doghall und Ian. Manchmal zweifelt man aber allgemein an den Figuren und ihren Entscheidungen, vor allem, wenn sie allesamt die plötzlich auftauchenden Ratschläge körperloser Stimmen fraglos annehmen.
Daß einige nette Elemente wie Kaits Wolfs-Freund kurz eingebunden werden, um dann nie wieder aufzutauchen, macht die Sache auch nicht besser. Insgesamt kann so diese Geschichte, die eigentlich eine gute Ausgangssituation und gute Ideen in sich birgt, nicht überzeugen und vor allem den Leser nicht in ihren Bann schlagen.
(rezensiert von: mistkaeferl)

Zur englischen Ausgabe: Recht einfach zu lesen und auch für Anfänger machbar.

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Fazit: Eine zu zerfahrene Handlung wird der schönen Welt nicht gerecht und verspielt die ganze Faszination.