DIE STERBENDE ERDE
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1 Rezension
-Turjan saß mit ausgestreckten Beinen auf einem Hocker in seinem Werkraum, den Rücken gegen den Tisch gelehnt, die Ellbogen darauf gestützt.-
Turjan von Miir
Zyklus/Band Die sterbende Erde (1)
Autor Jack Vance
Übersetzung The Dying Earth
Erscheinungsjahr 1950, dt. 1978
Verlag Heyne
ISBN 3-453-30970-7
Subgenre Science Fantasy
Seitenzahl 224
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Erde stirbt: Die Sonne ist klein und rot geworden, jedem Wesen auf der Erde ist klar, daß sie früher oder später ganz verlöschen wird. Dann wird die Erde in ewige Dunkelheit gehüllt sein. Doch bis es so weit ist, lebt die degenerierte Gesellschaft den Exzess - jede Nacht wird mit fiebriger Heiterkeit gefeiert und an hohen Festen werden sogar Götter der eigenen Lust geopfert. Inmitten dieser zivilisierten Brutalität und künstlichen Wildniss versuchen einige Menschen ihrem Glück etwas näher zu kommen und begeben sich auf die Suche nach uraltem, verloren gegelaubtem Wissen.
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Welt von Vance beschreibene Welt ist ungewöhnlich und spannend. Es ist die Erde in einer fernen Zukunft, physisch ausgelaugt, die einst spitzen Berg sind durch den Wind zu sanften Hügeln geschliffen worden, die Natur hat viele Gebiete zurückerobert und es ist nicht immer ratsam, die Wildnis zu bereisen. Denn in den überwucherten Ruinen der Zivilisation treiben sich vielfach groteske Geschöpfe herum und nicht wenige davon sind gefährlich. "Ich begehre jene, die zu Euch gekommen ist. Ich hungre nach ihrem Fleisch", erklärte der Deodant mit seiner sanften Stimme. (S. 75) Wie alle Kreaturen sind auch diese dämonischen Kannibalen immer höflich.
Mit Hilfe der Magie lassen sich seltsamste Kreaturen formen: Mazirian schafft sich wunderschöne Tier-Pflanzen Hybriden; wenn ein Maulwurf sich in seinen Garten zu schaffen macht, schreien sie gequält auf, können sie den Übeltäter verdauen, stöhnen sie befriedigt. Magie nimmt eine zentrale Stellung ein, sowohl was die Bedeutung als auch was die Häufigkeit angeht; sie ist eine sonderbare Mischung von Technik und traditioneller Magie: Mittels komplizierter mathematischer Formeln kann ein Magier Raum und Zeit falten und die Grundlagen der Materie manipulieren. So lassen sich Menschen mit beliebigem Aussehen und Charakter erschaffen oder mit der "Exzellenten Prismatischen Berieselung" die Feinde mit magischen Pfeilen beschießen. Hört sich wie D&D/AD&D an? Das Magie-System dieses Rollenspiels beruht in weiten Teilen auf Vances Ideen.
Zusammen mit der Sonne schwindet auch die Zivilisation; die Gesellschaft degeneriert. Man ist kaum mehr an der Person seiner Mitmenschen interessiert - dagegen sehr an ihren Fertigkeiten, Besitztümern - oder Äußeren - je nach dem, was gerade benötigt wird.
Die Protagonisten spiegeln dieses mal mehr, mal weniger wieder, aber negative Charaktereigenschaften haben alle; sie sind Individualisten, die ihre persönlichen Ziele anstreben, keiner von ihnen hat das Wohl der Gesellschaft im Sinn, bestenfalls ist ihnen ihr Partner nicht egal. Hervorstechend ist hier Lian der Troubadourbandit. Leichtfüßig und mit viel Charme tänzelt er von Eskapade zu Eskapade, so daß man dem fröhlichen und farbenfrohen Schelm seine grausamen Folterungen und Morde fast nicht übelnimmt.
Das Buch besteht aus einer Reihe von sehr lose miteinander verknüpften Questen. Da ist Turjan, der von Pandelume die Urmatrix erbittet, um in seinen Trögen Menschen züchten zu können; Mazirian, der die schöne T`sain fangen und Turjan sein Wissen abpressen will; T`sais, die nur Haß und Häßlichkeit kennt, sucht Liebe und Schönheit; Lian will ein Artefakt erlangen, um sich die sanfte Hexe Lith gefügig zu machen; Ulan Dhor sucht nach den Tafeln des Rogol Domedonfor, die das Wissen der Menschheit tragen, um seine persönliche Stellung am Hofe zu verbessern und schließlich will Guyal von Sfere den Kurator des Museums der Menschheit finden, damit er die Leere in seinem Gehirn füllen kann. Mögen die Plots eintönig scheinen, gewinnt die Geschichte durch die ungewöhnlichen Charaktere; im Vordergrund steht immer die Schilderung der bizarren, sterbenden Erde.
Sprachlich ist das Werk durchaus gelungen. Die Sätze sind meistens einfach, aber dafür mit Eleganz zusammengestellt. Das Vokabular ist üblicherweise unkompliziert, an passender Stelle aber durchaus malerisch bis überbordend.
Ob die Geschichte überhaupt zur Fantasy gehört oder doch zur Science Fiction, hängt sicherlich vom Standpunkt des Lesers ab. Einerseits könnte man in der Magie nur eine besondere Wissenschaft, eine Unterart der Mathematik sehen und die sonderbaren Kreaturen für Auswüchse der Kreativität von Menschen mit der Fähigkeit, Materie zu formen, halten, andererseits funktioniert die Geschichte aber genau wie ein Fantasy-Abenteuer und die Artefakte der untergegangenen Zivilisation mögen zwar technischer Art sein, erscheinen den Protoganisten aber wie Produkte des Übernatürlichen. Meiner Meinung nach ist die Geschichte wie die Magie ein Hybrid der Fantasy und SciFi.
(rezensiert von: Theophapos)
Wertung
gesamt
Welt
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Fazit: Eine aufregende Geschichte bietet dieses Buch nicht - dafür kann der Leser aber zusehen, wie sich ungewöhnliche Figuren aus einer degenerierten und absterbenden Gesellschaft in einer bizarren Umwelt zurechtfinden.


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