JONATHAN STRANGE & MR. NORRELL

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5 Rezensionen
-Vor Jahren gab es in der Stadt York eine Gilde von Zauberern. Sie trafen sich jeden dritten Mittwoch des Monats und lasen sich lange, langweilige Traktate über die Geschichte der englischen Zauberkunst vor.-
Kaptiel 1: Die Bibliothek von Hurtfew - Herbst 1806 bis Januar 1807
Zyklus/Band -
Autor Susanna Clarke
Original Jonathan Strange & Mr. Norrell
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Bloomsbury Berlin
ISBN 3-8270-0522-1
Subgenre Phantastik/Pseudo-historisch
Seitenzahl 1020
Probekapitel -

Worum's geht:
Anfang des 19. Jahrhunderts liegt die englische Zauberei darnieder, und es sieht so aus, als wären nur noch theoretische Kenntnisse in dieser einstmals weit verbreiteten Kunst vorhanden. Doch dann findet einer der belesenen Gentlemen Mr. Norrell. Der alte Herr besitzt nicht nur eine geradezu sensationelle Bibliothek, sondern ist auch in der Lage, wirklich zu zaubern. Norrell geht nach London, um eine Renaissance der englischen Zauberei einzuläuten, und nach einer ersten Wundertat wird er auch als Kriegszauberer gegen die Franzosen eingesetzt. Allerdings hat er unwissentlich eine Macht in England freigesetzt, die zu großem Unheil fähig ist...
Da Mr. Norrell einen sehr eigenen Zugang zur Zauberei hat, ist er mehr als verstört, als plötzlich eine seltsame Prophezeiung und auch noch ein zweiter echter Zauberer - Jonathan Strange - auftauchen. Nach langem Hin und Her nimmt Norrell Strange als Schüler an; doch die Wesen der beiden sind so verschieden, daß sich ein Streit anbahnt...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Im angehenden 19. Jahrhundert wird in England viel über Zauberei geredet - und ein wenig gezaubert. Susanna Clarke liefert ein wunderbares Porträt der Gesellschaft jener Zeit, das vor allem zu Beginn mit seinen Gesellschaften und Tänzen Leser von Jane Austen in Verzückung versetzen dürfte. Die leichte Abwandlung zur englischen Geschichte besteht darin, daß in Clarkes Welt Statuen zum Sprechen gebracht und Elfen als Diener herbeizitiert werden können, daß gar eine jahrhundertealte Tradition englischer Zauberei existiert, die nahtlos in die "reale" Geschichte eingefügt ist. Historische Persönlichkeiten wie etwa Lord Byron oder Wellington sind geschickt in die Handlung eingewoben und geschichtliche Ereignisse werden in neuem Licht dargestellt.
Mit originellen Ideen und sprachlicher Qualität kann man also auf jeder der mehr als 1000 Seiten rechnen. Und dennoch gibt es ein großes Aber: Wenn Mr. Norrell von Zauberei sprach, so schreibt die Autorin, dann klang es wie Geschichtsunterricht. Ähnlich verhält es sich leider mit dem Roman - er ist nicht langweilig, denn dazu hat er zu viel Witz und eine zu unterhaltsame Sprache, aber langwierig scheint er bisweilen schon. In den Dialogen wird jedes Thema bis zum letzten besprochen, und die Hauptfiguren sind über weite Strecken damit beschäftigt, sich selbst reden zu hören. Während Monate und Jahre dahin plätschern, wächst eine Distanz zum Geschehen, die auch dadurch erhöht wird, daß die Hauptfiguren in keinster Weise Sympathieträger sind. Gewiß erwachen sie durch Clarkes Talent in kürzester Zeit zum Leben, aber man fühlt sich bei ihnen nicht besonders wohl und auch nicht zu Hause, dabei wäre es auf der Strecke von tausend Seiten durchaus wünschenswert, eine Art heimeligen Hafen zu finden, in den man gerne zurückkehrt.
Mit einer etwas strafferen Struktur hätte man es leichter gehabt, bei der Stange zu bleiben, denn gegen Ende zieht die Geschichte um die Rückkehr der englischen Zauberei den Leser dann richtig in ihren Bann, und die letzten zweihundert Seiten laden zu einem Lese-Marathon ein. Doch dorthin ist es ein weiter Weg, auf dem man sich zwar gut amüsieren kann, aber nicht, ohne daß man das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten.
Das große Highlight des Romans sind übrigens die ausladenden Fußnoten (an manchen Stellen gibt es mehr Fußnote als Roman), die ein glaubhaftes Bild der englischen Zaubertradition und ihrer Vertreter liefern. Verwoben mit Volksagen von der Anderwelt und den Elfen verleihen sie der Geschichte eine starke Authentizität, so daß man sich fast fragt, warum man in einschlägigen Geschichtsbüchern nie etwas von den Zauberern gelesen hat.
Für Fans des schönen Elfenvolkes sei noch gesagt, daß Jonathan Strange & Mr. Norrell mit den verrücktesten und trotzdem realistischsten Elfen ausgestattet ist, die es in der Fantasy seit langem gab.
Ein etwas zu ausführlicher Roman, der amüsiert, auch wenn es sich zieht, und durch gute Ideen besticht: Susanna Clarke hat viel geschrieben - und ein wenig gezaubert.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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Stardust/Sternwanderer

Fazit: Witz, eine Flut von Ideen und ein Anflug von Langeweile.



weitere Rezensionen:

Jonathan Strange & Mr Norrell:
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Ziemlich dickes Buch. Stilvoll. Ruhig. Very british. Kein Zweifel, Clarke hat ein schönes Buch geschrieben, ein paar Gentlemen, einiges an Magie, viel England. Da verzeiht man die eine oder andere Länge. Z.B. die von Seite eins bis Seite 500. Da ist der Roman vielleicht ein wenig zu britisch, langsam und geduldig, ohne die mindeste Aufregung wird der Leser in die schöne Atmosphäre eingeführt, die zur Hälfte aus einem Jane Austen Roman und zur anderen Hälfte aus der Urvorstellung von europäischer Magie entlehnt zu sein scheint. Zauberbücher, Zaubersprüche, Kerzen, Spiegel und silberne Schüsseln werden nahtlos in die englische Gesellschaft zur Zeit der Napoleonischen Kriege eingefügt. Auch wenn lange nichts wirklich Spannendes passiert, kehrt man immer wieder gerne in diese gelungene durch und durch magische Welt zurück. Die Hauptpersonen sind recht seltsam. Der misstrauische, egoistische, eigenbrötlerische Mr Norrell entpuppt sich immer mehr als paranoider Mistkerl. Jonathan Strange ist sympathisch, aber so weltfremd und abwesend, dass man ihm öfter als nicht einen gehörigen Tritt verpassen möchte. Er entwickelt sich allerdings zu einer echten Hauptperson als die Handlung dann endlich an Fahrt aufnimmt. Plötzlich wird es doch noch spannend und dem Bösen, in Gestalt eines komplett irren Elfen (es wird in diesem Buch suggeriert, dass der Wahnsinn bei den Elfen eher den Normalfall darstellt) erwächst doch noch ein Konkurrent. Trotzdem wird die Handlung nie so richtig rund. Am Ende löst sich alles mehr oder weniger zufällig auf. Sagte ich alles? Nein, viele Personen werden völlig vernachlässigt, einen echten Schluss mit einem Ausblick in eine wie auch immer geartete Zukunft gibt es nicht. Die Magie in England ist im Aufschwung, ein Fluch halb aufgelöst, mehrere Beziehungen bleiben irgendwo in der Schwebe. Das ist irgendwie das Fazit, vor dem der Leser am Ende steht. Ich dagegen versuche noch ein Echtes zu ziehen: Wegen der schönen Sprache und dichten Atmosphäre auf jeden Fall lesenswert, aber leider kein Meisterwerk.
(rezensiert von: Naegar aus dem Sumpf)


Jonathan Strange & Mr Norrell:
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Das Buch ließe sich leicht auf ein Drittel seines Umfangs reduzieren, ohne an Inhalt einzubüßen. Wenn andere Leute sich gerne reden hören, so mag Susanna Clarke sich offenbar gern lesen. Leider setzt sie merkwürdige Prioritäten: Wirklich schöne, phantasievolle Szenen werden innerhalb einer knappen Seite abgehandelt, dafür dehnt Clarke überflüssige, für den Handlungsverlauf völlig unerhebliche Passagen aus. Atmosphäre schaffen ist wohl ihr Ansinnen. Hm. In ihrem Bemühen, den eleganten, altertümlichen Stil phantastischer Literaten vergangener Jahrhunderte nachzuahmen, scheitert sie hoffnungslos. Schriftsteller wie z.B. Wilde, Dickens oder Poe mögen hier als Inspiration gedient haben, aber jene besaßen im Gegensatz zu Clarke einen eigenen, individuellen Stil. Der vorliegenden Schreibe allerdings fehlt die Authentiziität, sie wirkt unausgegoren, aufgesetzt und künstlich, wie eine billige Kopie und paradoxerweise ohne jede Magie. Sie zieht den Leser bis zum Ende einfach nicht in ihren Bann.
Natürlich war die Idee fein, ein Buch mit Schauplätzen in England und den dazugehörigen Gentleman mit entsprecheneden Sprache zu versehen, aber Clarke ist ist eben keine J. Austen oder E. Bronte (inwieweit die Übersetzerinnen hier Mist gebaut haben, kann ich nicht beurteilen; sicherlich sind sie nicht ganz unschuldig), sondern laut Biographie eine Kochbuchautorin und ehemalige Lehrerin.
Bis auf Norrells Diener erscheinen sämtliche Charaktere merkwürdig neutral, ihre Handlungen und Gedanken sind nicht schlüssig und widersprüchlich - selbst als Leser von der allwissenden Warte aus lassen sie sich nicht definieren. Es gibt weder klare Zuweisungen von Gut und Böse, noch eingehendere psychologische Erklärungen zu den teilweise völlig unlogischen Verhaltensweisen der Figuren. Möglichkeiten zur Identifikation sucht man vergebens, und daher ist dieses Werk einfach nur fade.
Was hätte man aus diesem Stoff alles machen können - leider geht eine feine Idee in der substanzlosen Umsetzung der Autorin unter...
(rezensiert von: Thanatos)

gesamt
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Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Mit diesem umfangreichen Debüt hat sich Autorin schwer verhoben.

Jonathan Strange & Mr Norrell:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
"Und wieder ein Roman über Zauberer; Und wieder spielt er in England; Und wieder ist er geschrieben von einer Frau", so würde der Roman wohl allgemein aufgenommen werden. Doch wer den Erstling von der jungen Autorin Susanna Clarke voreilig als einen weiteren Potter-Klon abtut, der irrt sich gewaltig. Ja: In beiden Büchern wird gezaubert, beide spielen in England, beide sind von einer Frau geschrieben worden; das sind aber wirklich die einzigen Gemeinsamkeiten zwischen Potter und Strange. Denn ansonsten haben die Bücher wirklich nichts gemein. Denn Susanna Clarke schafft hier eine wohl im Moment noch gänzlich einzigartige Chimäre aus Historischem Roman, Fantasy und Komödie. Wenn in einschlägigen Rezensionen Brücken zu so unterschiedlichen Autoren wie Tolkien, Jane Austen und Charles Dickens geschlagen werden, sagt dies einiges über den Roman aus.
Clarke verbindet in Ihrem über 1000 Seiten starken Werk phantastische Elemente mit einem historischen Kontext, verliert dabei aber nie kleine Episoden im Leben der Protagonisten ihrer Geschichte aus den Augen. Die Geschichte ist so facettenreich, dass der Versuch, sie in ein paar Sätzen zu beschreiben, einfach scheitern muss. Am Anfang des Romans lernt der Leser Mr. Norrel kennen, einen kauzigen, eigenwilligen Gelehrten, der vorgibt, ein praktischer Zauberer zu sein. Dies ist völlig ungewöhnlich, denn im England des 19. Jahrhunderts gibt es zwar viele Zauberer, aber beschränken sich ihre Studien doch auf die Geschichte und Theorie der Zauberei. Daher wird Norrel schnell zum Liebling von Regierung und Volk und unterstützt die Engländer im Krieg gegen Napoleon. Später im Roman wird Jonathan Strange Norrels Schüler und somit der zweite praktische Zauberer Englands. Dies ist das Grundgerüst für eine wirklich absolut umwerfende und einfallsreiche Geschichte um Macht, Elfen, Prophezeiungen und (ja auch das) Liebe!
Doch das eigentlich einzigartige an dem Roman ist die Sprache und der Stil. Susanna Clarke nutzt hier alles, was die Literatur und die Englische Sprache zu bieten hat und diese Einzigartigkeit bleibt Gottlob auch in der Deutschen Übersetzung erhalten.
(rezensiert von: Dominik M. Aufderheide)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Alles in allem ist Jonathan Strange und Mr. Norrel ein durch und durch empfehlenswertes Buch. Doch Achtung, wer hier etwas Potter-Artiges sucht, wird wirklich enttäuscht sein, es ist keine kleine nette Geschichte über das Erwachsenwerden, sondern wirklich ein Monster von Roman und teilweise auch nicht ganz leicht zu lesen. Doch wer sich durch die 1040 Seiten "kämpft" bekommt einen der intelligentesten und humorvollsten Romane der letzten Jahre zu Gesicht, von dem wohl noch lange die Rede sein wird.


Jonathan Strange & Mr Norrell:
Worum's geht:
Am Anfang des 19. Jahrhunderts glaubt in England keiner mehr an wirkliche Zauberei.
Bis der zurückgezogen lebende Mr. Norrel auftaucht und die Statuen der Kathedrale von York sprechen und tanzen lässt. Als sich die Nachricht von diesem Ereignis verbreitet, geht Mr. Norrel nach London um der Regierung im Krieg gegen Napoleon zu helfen. Dort trifft er Jonathan Strange, den er als Schüler bei sich aufnimmt.
Aber bald wird aus der Partnerschaft Rivalität. Mr. Norrel ist ein eifersüchtiger Einzelgänger, während Strange sich von den gefährlichsten Zauberkünsten verführen lässt. Seine Faszination für den "Rabenkönig", einen schattenhaften Zauberer aus der alten Zeit, bedroht nicht nur seine Partnerschaft mit Norrel sondern auch alles andere was ihm lieb ist.


Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):

Bei Jonathan Strange & Mr. Norrell handelt es sich um eines der seltenen, aber genialen Fantasy-Werke, die komplett in einem Buch abgeschlossen werden. Das Geschichte ist von Anfang bis Ende spannend, mitreißend, überraschend und wunderbar bildhaft erzählt.
Das Buch spielt im England des 19. Jahrhunderts, alles ist geschichtlich autentisch, wie z.B. die Kriege mit Napoleon, allerdings immer wieder mit phantastischen Besonderheiten gespickt, die genau in diese Welt hinein zu gehören scheinen. Zum Beispiel betreiben reiche Gentlemen in York eine Zauberer-Gilde, die sich allerdings auf das Studieren von alten Zauberbüchern spezialisiert hat und nichts von praktischer Zauberei hält.
Susanna Clarke beschreibt die Personen in dem Buch so liebevoll und detailgetreu, dass sie beim Lesen bildlich vor einem erscheinen. Dabei wird der charakterliche Unterschied zwischen Strange und Norrell so deutlich, dass man regelrecht auf Konflikte zwischen den beiden wartet.
Die Autorin wechselt regelmäßig zwischen den verschiedenen Perspektiven. Dadurch wird besonders der Unterschied zwischen dem, was Norrell & co. von sich selbst denken und der Wirkung, die sie auf andere Leute ausüben, deutlich
Besonders hervor sticht auch die geheimnisvolle Gestalt des "Rabenkönigs", die nicht nur auf Strange, sondern auch auf den Leser eine erstaunlich anziehende Wirkung ausübt.
Und natürlich kommt auch die romantische Seite in diesem Buch nicht zu kurz, allerdings auch nicht immer so wie erwartet.
Ein besonderes Plus haben auch die Fußnoten verdient, die größtenteils sarkastische Komentare zu dem Geschehen abgeben.
Das einzig negative an dem Buch ist, dass vereinzelt etwas zu detailliert beschrieben wird und die Geschichte dann etwas langatmig wirkt. Allerdings fällt dieser Makel kaum ins Gewicht und ändert nichts an der Tatsache, dass Jonathan Strange & Mr. Norrell zu den besten Büchern gehört die ich je gelesen habe.
Als besonderes Extra ist das Buch in zwei Auflagen erschienen. In der "Schwarzen" Version und in der "Weißen".
(rezensiert von: Lena)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Alles in allem ein Buch, das einen bleibenden Eindruck im Herzen eines begeisterten Fantasylesers hinterlässt.


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