Worum's geht:
Schon seit Jahrhunderten haust
der dunkle Herrscher Satoris - einst einer der sieben Schöpfer -
in seiner Festung Darkhaven und brütet Armeen von Fjelltrollen und
Weren aus, um die freien Völker der Ellyl Menschen zu versklaven.
Aber eine Prophezeiung des Ersten der Schöpfer, Haomane, besagt,
daß Satoris vernichtet werden kann. Eine Verbindung zwischen den
Ellyl und den Menschen ist der erste Punkt der Prophezeiung, und so planen
Cerelinde, die schöne unsterbliche Herrin der Ellylon, und Aracus,
der vertriebene König des Westens, zu heiraten, um die Erfüllung
in die Wege zu leiten...
Satoris, der weiß, daß sein Bruder Haomane auf diese Weise
gegen ihn kämpft, versucht, die Hochzeit zu verhindern und schickt
seine drei Marschälle Tanaros, Vorax und Ushahin hinaus in die Welt.
In Wirklichkeit ist der dunkle Herrscher ein Gejagter, der seinem rachsüchtigen
Bruder einmal nicht gehorchte und dafür in die Rolle des finsteren
Weltenzerstörers gedrängt wurde. Er ficht einen verzweifelten
Verteidigungskampf...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Ohne Tolkien gäbe es Banewreaker nicht. Diese Aussage mag
auf vieles aus dem Fantasy-Bereich zutreffen, aber die wenigsten Bücher
sind so stark sowohl an das Silmarillion als auch den Herrn
der Ringe angelehnt wie dieses.
Wer Tolkien begeistert gelesen hat und sich schon lange ein Buch mit ähnlicher
epischer Breite und mythologischem Hintergrund wünscht, wird bei
The Sundering fündig werden. Vieles ist direkt entliehen,
etwa die Namen und Aufgabenbereiche der der sieben Schöpfer, die
ganz verdächtig Tolkiens Valar ähneln, genauso wie Careys
Ellylon auch gut und gerne Elben hätten heißen
können. Aber - und jetzt wird`s interessant - auch Leser, die Tolkiens
extreme Schwarz-Weiß-Malerei weniger leiden konnten, und die sich
schon immer gefragt haben, ob Morgoth oder Sauron nicht doch nur Rebellen
statt die Verkörperung des absolut Bösen waren, bekommen hier
eine interessante Version der Geschichte aufgetischt. In erster Linie
sieht man nämlich in Banewreaker den überall anerkannten
Bösewichten über die Schulter. Die Leier von Gut und Böse
wird verdreht und undurchsichtig. Haomane der erstgeborene Schöpfer,
der für Vernunft und rationales Denken steht, läßt seine
Anhänger, die "guten" freien Völker im besten Glauben
gegen den ausgewiesenen Obermotz Satoris in den Krieg ziehen, und das
schon seit Jahrhunderten. Satoris, der für Leidenschaft und die fleischliche
Zeugung von Leben steht, wird als mächtige, düstere Kreatur
gezeichnet, den ein immerwährender Schmerz plagt und der für
die Rebellion gegen seinen Bruder bitter büßen muß und
verzweifelt dagegen ankämpft, das zu werden, was alle in ihm sehen.
Der Ansatzpunkt ist somit ein ganz anderer als bei Tolkien (und den meisten
seiner Nachfolger).
Aber man verfolgt auch die Machenschaften der "hellen" Seite,
die sich voll im Recht fühlt, das Land vom Verflucher zu befreien.
Carey schafft dabei auf beiden Seiten faszinierende und sehr menschliche
Charaktere (auch wenn eine ganze Reihe davon quasi-unsterblich ist), die
Düsterlinge liegen ihr aber eindeutig mehr. Was durch diesen verwirrenden
Standpunkt allerdings komplett wegfällt, ist das Böse. Widerlinge
gibt es hier nicht, und alle Charaktere, egal welcher Fraktion, sind edel
und gut, höchstens einmal starrköpfig - aber abgesehen von diesem
immerwährenden Konflikt scheint die Welt Uru-alat von Schlechtigkeit
frei zu sein.
Ein wenig leidet die Intensität des Buches auch unter der Fülle
von Charakteren, denn man hätte sich gewünscht, ein wenig länger
bei den Einzelnen verweilen zu können, statt gleich wieder zum nächsten
aus der Riege überzugehen.
Dennoch ist Banewreaker ein großes Lesevergüngen für
Fans von klassischer Fantasy. Wo es nötig ist, beherrscht Carey die
epische Breite und hochtrabende Sprache und fängt so die Atmosphäre
sehr gut ein, aber gleichzeitig ist es mehr als ein weiterer Tolkien-Abklatsch,
denn hier hat sich jemand ausführlich mit dem Stoff beschäftigt
und ihn weiter bearbeitet, statt nur zu kopieren. Trotzdem macht es Spaß,
die vielen verdrehten Anspielungen auf Tolkien zu entdecken und genauer
zu untersuchen...
(rezensiert von: mistkaeferl)
Zur englischen Ausgabe: Sprachlich ist das ganze recht ausgefallen
und nicht ganz leicht, eher für fortgeschrittene Leser. Das schwülstige
Cover animiert dazu erstmal auf die TB-Ausgabe zu warten und sich ein
besseres zu erhoffen :-)
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