Worum's geht:
Die Pläne des dunklen Herrschers Satoris, einst einer der Sieben
Schöpfer, die Prophezeiung zu verhindern, die seinen Untergang vorhersagt,
drohen zu scheitern: Der Träger des Wassers des Lebens, das Satoris'
Macht brechen kann, ist unterwegs zur Festung Darkhaven, und die Heere
der freien Völker sammeln sich zum Angriff gegen den verhaßten
Feind.
Doch immer noch hat Satoris Cerelinde in seiner Gewalt, die Herrin der
Ellylon, die, um die Prophezeiung zu erfüllen, Aracus, den Herrscher
der Menschen des Westens, heiraten müßte. Satoris weigert sich,
seine Gefangene zu töten, und so müssen seine Marschälle
Tanaros, Ushahin und Vorax Darkhaven zur Verteidigung rüsten und
die Heere der Fjelltrolle, die ihnen unterstehen, anleiten...
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Bibliotheka Phantastika verleiht Sterne:
Hält man Godslayer zum ersten Mal in der Hand, kommt man nicht
umhin zu fragen, ob Jacqueline Carey es tatsächlich schafft, eine
derart epische Geschichte auf vergleichsweise wenigen Seiten auch wirklich
zu Ende zu erzählen - immerhin wird hier das mittels Prophezeiung
erstellte Aufgebot gegen den dunklen Herrscher in die letzte Schlacht
geschickt und ein Zeitalter beendet, in insgesamt nur zwei Bänden
mit jeweils weniger als 500 Seiten: Das ist eine Seltenheit in der sonst
eher zum Format "Ziegelstein" tendierenden epischen Fantasy.
Und bei diesem Kuriosum allein bleibt es nicht, denn wie schon im ersten
Band sind beim Kampf der Guten gegen die allseits anerkannten Bösen
schwarz und weiß absolut nicht so festgefahren, wie es wirkt, und
die Überzeugungen von belesenen Fantasy-Fans werden gehörig
in Frage gestellt. Satoris ist vielleicht düster, aber der Haß,
den ihm die freien Völker entgegenbringen, verwundert den Leser,
wenn er ihm und seinen Dienern über die Schultern schauen darf. Einmal
hat er gewagt, seinem Bruder, dem Schöpfer Haomane, zu widersprechen
und dessen Entscheidungen in Zweifel zu ziehen, und schon darf er für
alle das Böse der Welt repräsentieren und mit Verve niedergemacht
werden. So also die Ausgangssituation von Godslayer, die dem Leser
deutlich mehr Eigeninitiative bei der Wahl der Sympathien abverlangt,
als der übliche Kampf um das Wohl einer Welt.
Unter allen Vorbildern Careys sticht wiederum Tolkien hervor - die Autorin
spielt mit Themen und sogar Zitaten aus dem Herrn der Ringe und
dem Silmarillion, etliches, wie etwa der Träger des Wassers
des Lebens, der selbiges in die Festung des dunklen Herrschers bringen
muß, scheinen direkt übernommen; allein der Blickwinkel ist
ein anderer, und das macht all die Anspielungen so reizvoll.
Unaufhaltsam strebt die Geschichte von der ersten Seite an ihrem Ende
entgegen - und auch hier ist Carey ihren Vorbildern auf ganz eigene Art
treu geblieben: In dem gelungenen Ende bleiben nur wenige Fäden offen,
und wenn man etliche andere Werke mit ihren nicht tot zu kriegenden Stehauf-Bösewichten
heranzieht, ist hier eine verblüffend konsequente Lösung gefunden
worden. Manchmal wundert man sich, daß für die Seite des "Guten"
alles so arg glatt läuft, und die Prophezeiung wie am Schnürchen
erfüllt wird, eher zum Leidwesen des Lesers. Zum Großteil hat
die Autorin auch der Versuchung widerstanden, die Guten als die eigentlich
Bösen darzustellen. So wenig man ihnen als Leser den Sieg wünscht,
ihre Motive sind dennoch nachvollziehbar und nicht weniger ehrlich als
die von Satoris.
Der epische Ton verleiht der Welt Urulat eine tiefe Geschichtlichkeit,
und es ist gelungen, daß alle ihre Bewohner einen eigenen Zauber
besitzen. Die völlig neue Interpretation des Kampfes von Licht und
Dunkel findet also in einer ganz gewohnten Umgebung ab, das macht The
Sundering zu einem absolut lesenwerten Klassiker im neuen Gewand.
Und wer schon immer mal leise schnüffeln wollte, wenn eine Fjell
(hier das Pendant zum Ork) erschlagen wird, ist ohnehin an der richtigen
Adresse.
Und vielleicht, wenn man ein weiteres Mal in die Tiefen der epischen Fantasy
einsteigt, wird man sich nach der Lektüre von Godslayer hin
und wieder fragen, ob der nächste dunkle Lord, dem seine Macht entrissen
werden muß, nicht doch nur ein mißverstandener Rebell ist...der
Kampf von Gut und Böse bleibt also trotz déjà-vu-Gefahr
spannend!
(rezensiert von: mistkaeferl)
Zur englischen Ausgabe: Ungewöhnlicher Worschatz und epischer
Ton - eher ein Fall für geübte Leser.
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