TIGERMOND

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Wertung: 4 1/2 von 5
1 Rezension
-Wie beginnt man eine Geschichte über Indien?-
Vorwarnung
Zyklus/Band -
Autor Antonia Michaelis
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2006
Verlag Loewe
ISBN 3-7855-5356-0
Subgenre Märchen, Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 365
Probekapitel -
Worum's geht:
Indien, 19. Jahrhundert: Der reiche Händler Ahmed Mudhi kauft während einer Reise die wunderschöne Safia. Weder ihr Vater noch ihr Ehemann wissen, daß das Mädchen keine Jungfrau mehr ist. Zum Glück erkrankt Ahmed Mudhi als die Beiden in seinem Haus angekommen sind, so daß die Hochzeitsnacht, die für Safia unweigerlich das Todesurteil bedeuten wird, vorerst nicht stattfinden kann. Die junge Frau wünscht sich nichts sehnlicher, als aus dem Harem zu fliehen. Sie freundet sich mit dem Diener Lalit an, und während Safia darauf wartet, entweder eine Gelegenheit zur Flucht oder, nach der Genesung ihres Mannes, den Tod zu finden, erzählt sie Lalit eine Geschichte, die sie Nacht für Nacht weiterspinnt.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
"Schon wieder ein deutscher Autor, dem nichts anderes einfällt, als Altbekanntes schlecht zu kopieren. Diesmal hat Sheherazade mit ihren Geschichten aus Tausendundeiner Nacht daran glauben müssen." Dieser Gedanke drängt sich auf, wenn man die ersten Seiten liest. Die Sprache ist teilweise übertrieben blumig und malerisch, ungefähr so, wie sich Klein Lieschen eine orientalische Erzählweise vorstellt, dann wieder ist sie auf unpassende Weise modern. Farhad, Hauptperson und Held der Geschichte, ißt ein Gebäck, das nicht "knusprig", sondern "kross" ist, und der ungebildete, sechzehnjährige Junge, der weder lesen noch schreiben kann und sich sein Geld im Indien des 19. Jahrhunderts als Dieb und Betrüger verschafft, sinniert über den britischen Kolonialismus: Eines Tages hatte Indien plötzlich einer englischen Gesellschaft gehört, und da kein Land einer Gesellschaft gehören kann, hatte die britische Krone es im Sinne der Gerechtigkeit und der größeren Zusammenhänge politischer Korrektheit einfach übernommen. Ein sechzehnjähriger Analphabet dieser Zeit ist weder zu solch sprachlich geschliffener Ironie fähig, noch hat er im Entferntesten die Idee, was es mit der in späteren Jahrhunderten so wichtigen politischen Korrektheit auf sich hat. Hier kapert die Autorin ihr Märchen, um sich in Szene zu setzen.

Und plötzlich ist alles ganz anders…Die Sprache wirkt nicht mehr übertrieben blumig, sondern märchenhaft und bezaubernd. Gerettet wird die Geschichte aber von ihrem wunderbaren Humor in all seinen Spielarten, von urkomisch bis melancholisch. Nicht nur, daß Farhad ein gewitzter Gauner ist, den man gernhaben muß, er hat auch einen ganz besonderen Gefährten, der über einen herrlich trockenen Humor verfügt: Nirtish, ein weißer Tiger, der eine Todesangst vor Wasser hat, da eine Prophezeiung besagt, wenn der salzige Saft des Lebens mich berührt, das kristallklare Blut der Erde, der Tropfen des Todes, dann werde ich zu Stein werden, zu hartem, kaltem Stein. Dummerweise ist Nirtish, der alte, zerzauste, räudige Tiger, der auf einer Insel festsitzt, dazu bestimmt, Farhad als Reittier zu dienen und muß daher auf irgendeine Weise, sowohl das Wasser, wie auch seine Angst überwinden. Das ist nur die erste von vielen gefährlichen Prüfungen, die die Beiden bestehen müssen. Dieses ungewöhnliche Pärchen, das mehr Angst als Vaterlandsliebe, besser gesagt, als Lust auf Abenteuer hat, entspricht so gar nicht der Vorstellung, die man von unerschrockenen Helden zu haben pflegt. Aber was bleibt ihnen anderes übrig? Gott Krishna, der sehr zornig werden kann, wenn man seine Anweisungen nicht erfüllt, hat ausgerechnet Farhad, den Dieb und Betrüger, auserwählt, seine Tochter zu retten, die von dem Dämonenkönig Ravana entführt worden ist. Also machen sich der Gauner und der weiße Tiger auf den Weg, die göttliche Prinzessin zu retten und den Leser die ganze Skala der Gefühle erleben zu lassen: Man lacht, schmunzelt, fürchtet um die Helden und die gefangenen Mädchen, die romantisch Veranlagten dürfen ein wenig dahinschmachten und die Sensiblen werden ein paar Tränen verdrücken, denn traurig und anrührend ist das Märchen auch.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Die Geschichte schwächelt am Anfang, entwickelt sich aber dann zu einem wunderschönen Märchen mit viel Humor, Spannung, und einem guten Schuß Romantik.


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