TITUS TATZ

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Wertung: 4 von 5
1 Rezension
--"Das ist doch absurd", sagte Tante Juni und leckte sich in aller Seelenruhe ihre dicken Pfoten. "Wir sind reinrassige blaue mesopotamische Kurzhaarkatzen, die edelsten Katzen, die es gibt. Uns kann doch nichts Schlimmes zustoßen!"-
Founding, 1
Zyklus/Band -
Autor SF Said
Origina Varjak Paw
Erscheinungsjahr 2003, dt. 2005
Verlag Name
ISBN 3-551-553440-7
Subgenre Animal Fantasy
Seitenzahl 256
Probekapitel -
Worum's geht:
Titus Tatz ist keine gewöhnliche Katze, sondern Mitglied einer nahezu aristokratischen Katzenfamilie der Rasse mesopotamische Kurzhaar blau. Doch während seine Eltern, Geschwister, Tanten und Cousinen, mit denen er im Haus einer alten Komtess wohnt, ihr standesgemäß luxoriöses Leben genießen, steckt in Titus eine unerklärliche Sehnsucht nach einer Freiheit, die er nur aus den Geschichten von Jalal kennt. Sein geliebter Großvater erzählt die Geschichten über den Stammvater der Familie, der in alten Zeiten allein aus Mesopotamien in diese neue Welt kam. Für die Träumereien, die diese Geschichten in ihm auslösen, wird er vom dekadenten Rest der Familie verspottet. Nicht nur die romantische Abenteuerlust unterscheidet ihn von den anderen: Titus hat als einzige mesopotamische Kurzhaar blau bernsteinrote Augen. Mit diesen Makeln behaftet, ist es für Titus aussichtslos nach Verständnis unter seinesgleichen zu suchen. Als eines Tages ein Fremder mit zwei furchterregenden Katzen das Haus betritt und die Komtess nicht mehr erscheint, glaubt es ihnen natürlich niemand, als Titus und sein altmodischer Großvater Gefahr vermuten. Titus sieht sich trotzdem gezwungen nach Hilfe für seine Familie zu suchen und begibt sich in eine fremde, abweisende Welt voller Gefahren, die seit Generationen kein Tatz mehr betreten hat: Die Welt hinter der Gartenmauer. Schnell wird er in Stammesfehden streunender Katzen hineingezogen und auch sonst hält diese Welt allerlei Gefahrvolles für ihn bereit. Doch er erhält bald Unterstützung von den Straßenkatzen Holly und Tam - und von einem alten Verwandten, der ihn in seinen Träumen besucht...
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension) :
Dies ist keine niedliche Katzengeschichte. Die Atmosphäre wird durch die düsteren Illustrationen von Dave McKean stark geprägt. Durch diese Untermalung bekommt die Geschichte eine Grundlage um sich voll zu entfalten. Titus verlässt eine in Pomp und Eitelkeit erstarrte Welt, die vor Leblosigkeit schon fast morbide wirkt und ihm feindlich gegenübersteht, und begibt sich in eine brutale Halbwelt, die voller Bedrohungen steckt und deren Ausmaße und Gesetze sein Fassungsvermögen völlig übersteigen. Dennoch gibt es Lichtpunkte darin: sein Großvater, der alte Jalal und Holly und Tam, die mit gutem Herzen und Vertrauen ein Gegengewicht zu den äußeren Bedrohlichkeiten schaffen. Es ist eine Geschichte über eine Katze, die zu sich selbst findet, als sie um das kämpft, was ihr wichtig ist. Und natürlich merken wir, dass die Geschichte nicht nur von Katzen handelt, denn nicht nur in jedem Schmusekater steckt ein beherzter Kämpfer, der verlernt hat seinen Gefühlen und Instinkten zu folgen, weil seine enge Welt ihn abgestumpft hat. Anfangs handelt Titus in der Absicht seine Familie, trotz aller Geringschätzung, die sie ihm entgegengebracht hat, stolz zu machen und sich als gute und edle Mesopotamisch Kurzhaar blau zu erweisen. Doch durch die Lektionen des Lebens und die seines Urahns, vor allem aber die tiefe Freundschaft zu zwei Straßenkatzen findet er zu etwas Wichtigerem, was vor allem wir Menschen so an Katzen lieben - die eigene Persönlichkeit. Der lange Weg dorthin ist gepflastert mit Rückschlägen und Mutproben.
ACHTUNG, SPOILER! Unter den Straßenkatzen verschwinden regelmäßig einige spurlos. Titus entdeckt zufällig eine von ihnen wieder: als Spielzeug. Mir war irgendwie schleierhaft wie man aus einer lebendigen Katze ein Spielzeug machen kann. Später im Buch ist die Rede davon, dass der große Fremde, der diese Katzen gefangen hält, sie mit ins Arbeitszimmer nimmt. Danach haben sie Glasaugen und sind nur noch fähig monotone Texte abzuleiern. Es ist nicht eindeutig, was tatsächlich mit ihnen geschieht, doch es ist nicht nur ihr Fell, das etwa einer Roboterkatze angelegt wird, und um Tierversuche, die im Verborgenen an Katzenhirnen vorgenommen werden, handelt es sich anscheinend auch nicht. Für mich steht nur fest, dass diese geheimnisvolle Technik eine Metapher für die Entseelung von Lebewesen ist, die im Fall der Katzen durch ihre Domestizierung stattgefunden hat, aber natürlich auch uns funktionalisierten Menschen den Spiegel vorhalten soll.
(rezensiert von: Nungu)
Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: Eine metapherngeladene, atmosphärisch dichte Geschichte mit wunderbaren stimmigen Illustrationen.


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