DER VERGESSENE WICHTEL

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1 Rezension
-Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, lange vor der heutigen Zeit, ein Wichtel namens Aben. Er war der beste Spielzeugmacher am Nordpol.-
Der Nordpol
Zyklus/Band -
Autor Lorrie Moore, illustriert von T. Lewis
Original The Forgotten Helper
Erscheinungsjahr 1989, dt. 2004
Verlag Berlin Verlag / Bloomsbury
ISBN 3-8270-5024-3
Subgenre Kinder- und Jugendbücher
Seitenzahl 88
Probekapitel -
Worum's geht:
Aben mag ja der beste Spielzeugmacher in der Werkstatt des Weihnachtsmannes sein, aber der angenehmste Zeitgenosse ist er nicht gerade. Er ist hochnäsig geworden, kleidet sich nur noch aufs Feinste und weigert sich, anderen Wichteln zu helfen, aus Angst er könne seine elegante Kleidung ruinieren. Den fleißig arbeitenden Wichteln knotet er die Zipfelmützen zusammen und er gibt einem von ihnen einen Müsliriegel und behauptet, es sei ein Schokokeks im Tarnanzug. Wer schon einmal einen Schokokeks essen wollte und statt dessen aus Versehen in einen Müsliriegel gebissen hat weiß, daß das nicht lustig ist. Zu Abens Pech macht der Weihnachtsmann gerade eine Inspektion der Werkstatt, als Aben an einer Lampe unter der Decke hängt, mit einem rosa Partyhut auf dem Kopf, einer Maske um die Augen und eine Zigarre paffend. Der Weihnachtsmann kündigt ihm an, daß er ihn morgen auf die Schlittentour mitnehmen wird, aber Aben darf nicht mit den anderen Wichteln in die Häuser, sondern muß auf den Dächern bleiben und die Rentiere bewachen. Das ist so ungefähr der mieseste Job, den ein Wichtel am Heiligen Abend haben kann. Ausgerechnet beim letzten Besuch eines ungezogenen Mädchens brauchen die Wichtel ziemlich lange. Aben wird ganz unruhig. Neugierig macht sich Aben auf die Suche nach dem kleinen Mädchen und merkt erst zu spät, daß die anderen das Haus verlassen haben. Ach du Schreck! Jetzt muß er ein ganzes Jahr warten, bis er wieder abgeholt wird, wenn überhaupt, denn das Mädchen ist doch so böse und vielleicht kommt der Weihnachtsmann das nächste Jahr gar nicht mehr zu ihm. Was soll Aben jetzt nur machen?

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Bisher hatte der Rezensent ein äußerst gestörtes Verhältnis zu den Wichteln des Weihnachtsmannes, kannte er sie doch nur aus amerikanischen Filmen, in denen viel zu groß geratene Männer in lächerlichen grün-weiß-quer-gestreiften Kostümen albern herumhüpften. Das ist jetzt anders, denn Aben rettet die ganze Innung. Der kleine Kerl ist witzig, sieht gut aus (wie man an den gelungenen Illustrationen T.Lewis' leicht erkennen kann) und macht in seinen Gabardinehosen, der Fischgrätweste, dem plissierten Hemd mit Seidenkrawatte und dem Frack aus schimmerndem Samt richtig was her. Das wichtigste aber ist, daß das vorwitzige und übermütige Kerlchen das Herz auf dem rechten Fleck hat, obwohl seine Idee, aus der ungezogenen Eva ein liebes Mädchen zu machen nicht ganz uneigennützigen Motiven entspringt. Aben quartiert sich auf dem Dachboden ein und auf Anraten einer Schwalbe raunt er Eva durch die Dielenbretter "Sei lieb!" zu. Das nutzt aber nicht viel, denn Eva ist wirklich ein schwieriger Fall, sie ist wahrscheinlich das einzige Kind auf der Welt, das Weihnachten haßt, was daran liegen könnte, daß ihre Mutter die Familie vor langer Zeit verlassen hat, und der Vater kurz danach auf einem Schiff anheuerte. Jetzt muß Eva bei einer strengen Tante und deren Untermietern leben. Aben bastelt für Eva eine Puppe, an die er einen Zettel mit der obligatorischen Aufschrift "Sei lieb" gesteckt hat. Die Schwalben schreiben diesen Satz in den Schneematsch und füllen ihn mit Vogelfutter aus. Aber Eva ist auch in der Schule nicht besonders gut und liest "Seilhieb". Aben sieht langsam schwarz und konstruiert sich einen Vogelschrauber, mit dem er hofft zum Nordpol fliegen zu können. Sein Flugversuch geht schief und er kann von Glück sagen, daß er mit Müh und Not dem schrecklichen Nachbarshund entrinnen kann. Oje, oje und bald ist wieder Weihnachten…
Erfreulicherweise ist diese Weihnachtsgeschichte keine moderne Version des Trotzköpfchens, in dem ein aufgewecktes Mädchen mit einem individuellen Charakter in eine Erziehungsnorm gepreßt wird, sich dann endlich anständig benimmt und wie Effi Briests Tochter kaum etwas anderes mehr sagt als "Ja bitte, wenn ich darf."
Nein, dieses Buch erzählt von zwei etwas ruppigen Zeitgenossen, die sich unverhofft kennenlernen, sich wider Erwarten mit der Zeit sympathisch finden und deshalb auch am Ende ein etwas netteres und sozialverträglicheres Benehmen an den Tag legen, ohne daß der Leser befürchten muß, die beiden würden zu Musterkindern bzw. -wichteln mutieren.
Der vergessene Wichtel ist eine witzige Weihnachtsgeschichte mit liebenswerten Charakteren, die in möglichst vielen Nikolausstiefeln zu finden sein sollte ;-).
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Fazit: "Lieb sein", stammelte er, "ist, wenn du jemandem dazu verhilfst, dass ihm warm ums Herz wird."


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