WÄCHTER DER NACHT
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1 Rezension
-Langsam und ächzend kroch die Rolltreppe nach oben. Kein Wunder, so alt wie die Station war. Dafür fegte der Wind durch die ganze Betonröhre, zerzauste ihm das Haar, zerrte an der Kapuze, schlängelte sich unter den Schal und drückte Jegor nach unten.-
Prolog
Zyklus/Band Wächter der Nacht (1)
Autor Sergej Lukianenko
Original Nochnoj Dozor
Erscheinungsjahr 1998, dt. 2005
Verlag Heyne
ISBN 3-453-53080-2
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 524
Probekapitel -
Worum's geht:
Neben den Menschen gibt es die Anderen - Magier, Vampire, Hexen, Werwölfe - und diese fechten einen ewigen Kampf um die Menschen, auf der guten und der bösen Seite.
Im modernen Moskau hat dieser Kampf allerdings mittlerweile etwas Bürokratisches, und Anton, ein kürzlich vom Programmieren zum Außendienst abkommandierter Anderer, geht auf Streife. Er trifft auf eine Frau, die mit einem schrecklichen Fluch belegt worden ist; einem Fluch, der ganz Moskau ins Verderben reißen könnte. Als ob das nicht genug wäre, rettet er auch noch einen Jungen vor einem Vampir-Pärchen, und es stellt sich heraus, daß dieser Junge ein hohes Potential als Anderer besitzt. Ein Potential, auf das beide Seiten scharf wären, sowohl die Wächter der Nacht, Antons Organisation des Guten, als auch die gegesätzlichen Wächter des Tages...

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Fantasy und SF sind in Rußland hochbeliebte Genres - nebst diversen Übersetzungen wird auch einiges an eigener Literatur produziert, aber eher selten verirrt sich etwas davon auf den deutschen Markt. Die Übersetzung von Sergej Lukianenkos Wächter der Nacht hat man wohl dem darauf basierenden Kino-Film zu verdanken.
Lukianenko erzählt in diesem Roman drei locker zusammenhängende Geschichten aus der Perspektive des Nachtwächters Anton Gorodezki, der eher zur heruntergekommeneren Sorte der Streiter für das Licht gehört und auch ein entsprechend flapsiger, aber durchaus interessanter Erzähler ist. Der Kampf zwischen Gut und Böse im modernen Moskau besticht durch allerlei gute Ideen - Vampire, die das Blutspendewesen vorantreiben, um auf der legalen Seite bleiben zu können, der insgesamt sehr bürokratische Ablauf des ewigen Hin und Hers zwischen Licht und Dunkel, der vor allem auf einem zugunsten der normalen Menschen geschlossenem Pakt beruht. Hier ist Ausgleich angesagt - wenn die eine Seite eine Seele rettet, darf sich die andere eine holen. Die ethischen Bedenken, die ein solcher Pakt in einer dermaßen schwarz-weißen Welt mit sich bringt, sind dann auch Thema der Handlung; allerdings wird die Problematik eher als Motor für die Spannung benutzt, als daß man sich in der Tiefe damit auseinandersetzen würde, aber einige Denkansätze sind vorhanden.
Die strukturierte Welt aus Gut und Böse mit ihren festen Regeln bietet einen wunderbaren Hintergrund für Intrigenspiel, und genau darauf basiert auch die Handlung der drei Geschichten. Die Schachzüge der Beteiligten sind recht elegant und kaum von Anfang an zu durchschauen - manchmal sind diese fast kryptischen Hintergrundgeschichten auch ein Manko, wenn man erst auf der letzten Seite einer Erzählung erfährt, was wirklich geschehen ist.
Wer sich von Wächter der Nacht - auch augrund des vollmundigen Herr-der-Ringe-Vergleichs von der Verlagsseite - eine große epische Handlung erwartet, die den Kampf zwischen Gut und Böse thematisiert, wird allerdings enttäuscht sein. Die drei Geschichten erzählen jeweils von einer Krisensituation, die gelöst werden muß, aber das Chaos bricht niemals aus und der Pakt zwischen Licht und Dunkel wird gehalten. Zusammengehalten wird das Ganze von der jeweils im Mittelpunkt stehenden Hauptfigur Anton, und einer Liebesgeschichte. Letzere findet aber innerhalb des Romans nicht statt, und wirkt deshalb einigermaßen unglaubwürdig, vor allem als Triebfeder der Handlung.
Mit der ersten der drei Geschichten liest man gleich die Beste, was auch daran liegen könnte, daß man dann weiß, wie der Hase läuft, und nicht mehr dermaßen überrascht sein wird. Das Ende dieses Bandes bietet aber noch einen Knaller und ist gut gelungen.
Sehr charmant bindet der Autor auch andere Werke der Phantastik mit ein, und steht damit augenzwinkernd zu seinen Inspirationsquellen von Alice im Wunderland bis Star Wars.
Vor allem aber die Erzählerfigur sorgt dafür, daß man gerne am Ball bleibt - zusammen mit Anton wachsen einem langsam Zweifel, ob "gut" und "böse" nicht einfach nur nichtssagenden Bezeichnungen in einem schmutzigen Kampf sind, und der ganz eigene, russische Charme und die eigenwilligen Ideen heben Wächter der Nacht vom Standard ab und sind sicher eine Bereicherung für Fans der düsteren Seite des Phantastischen.
(rezensiert von: mistkaeferl)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Niemalsland

Fazit: Eine ganz andere Art des Kampfes zwischen Gut und Böse.


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