GEOMANCER
zur Übersicht über den ganzen Zyklus
HIER

Anderer Meinung?

Dieses Buch für Bibliotheka Phantastika rezensieren:
Mitarbeiter gesucht

Berwertungsschlüssel:

5 Sterne = spitze
4 Sterne = gut
3 Sterne = geht so
2 Sterne = unbefriedigend
1 Stern = übel
Wertung: 1 von 5
1 Rezension
-Tiaan could hear her foreman's fury from halfway across the manufactory.-
Chapter One
Zyklus/Band The Well of Echoes (1)
Autor Ian Irvine
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2002
Verlag Orbit
ISBN 1-84149-137-3
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 613
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Menschen von Santhenar verteidigen sich in einem schon über 100 Jahre dauernden Krieg gegen die Attacken von Wesen aus dem "Void". Dieser Krieg hat in der Gesellschaft zu tief greifenden Veränderungen geführt, die immer totalitärere Züge annehmen. Trotzdem scheinen die Menschen Stück für Stück in dem Kampf zu unterliegen, besonders weil ihre große Stärke, die Kriegsmaschinerie, an Wirksamkeit und Zuverlässigkeit zu verlieren scheint. Von diesem Problem wird Tiaan, eine sehr talentierte Entwicklerin der magischen Steuereinheit dieser Maschinen, ziemlich direkt betroffen. Zusätzlich muss sie sich auch noch gegen Intrigen einer eifersüchtigen Konkurrentin und eines enttäuschten Verehrers wehren.

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Geomancer ist einer meiner von Zeit zu Zeit getätigten Spontankäufe gewesen. Bevor ich angefangen habe zu lesen, habe ich nur einen schnellen Blick auf bisherige Rezensionen zu dem Autor hier auf BP geworfen, eine mittelmäßige Bewertung gefunden, ohne sie zu lesen, und bin somit mit relativ neutraler Erwartung ans Buch gegangen.
Nach nun 78 gelesenen Seiten ist für mich jedoch Schluss. Schon vorher habe ich mich mehrfach überwinden müssen, doch noch weiterzulesen, inzwischen habe ich aber die Hoffnung auf Besserung aufgegeben. Im Folgenden kommt also hauptsächlich eine Auflistung all meiner Kritikpunkte an dem Buch.

Grundsätzlich ist der Aufbau der Welt recht interessant angelegt. Eine Gesellschaft, die sich anscheinend durch einen Krieg vom Zustand der Aufklärung immer mehr in ein totalitäres System verändert hat, ist eine schöne Idee. Um mehr Ressourcen - auch menschliche - für den Krieg aufzubringen, werden Kinder schon in frühester Kindheit in die Lehre verkauft und befinden sich damit quasi in einem Zustand bezahlter Sklaverei. Von den Frauen wird zusätzlich erwartet, dass sie ihrem Volk durch das Gebären von möglichst vielen Kindern dienen. Dies sind alles gute Ansätze, die nur leider sehr schlecht umgesetzt werden.
Am auffälligsten wird dies am unkonsequenten totalitären System. So wird das Arbeitsverhältnis allgemein als der Sklaverei nah beschrieben. Vorgesetzte oder Höherrangige haben die Macht, Auszubildende oder auch andere Arbeiter, die sich nicht freigekauft haben, beliebig an andere Arbeitsplätze, wie beispielsweise die "Gebärfabriken", weiterzuverkaufen. Am Eingang von Fabriken, Minen und Städten sind überall Wachen postiert, die allerdings scheinbar keine echte Aufgabe haben. So scheint Tiaan, der Hauptcharakter, nahezu dauerhaft ohne die erforderliche Erlaubnis die Wachen zu passieren, ohne dafür mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Auch ihr Freund, ein Minenarbeiter, kann sich nicht nur frei nehmen, wenn er seinen Wochensoll erreicht hat, sondern er kann dies auch noch tun, ohne sich abzumelden. Des Weiteren verhalten sich die Charaktere eigentlich dauerhaft so, als wären sie in einer aufgeklärten Gesellschaft aufgewachsen und nicht als Arbeitssklaven ohen Bildung abseits ihres Arbeitsgebiets.
Auch ansonsten weist die Szenerie logische Schwächen auf. Beispielweise verfügen die Menschen zwar zum einen über hochfiligrane Technik, die es ihnen ermöglicht, große Kriegmaschinen zu bauen und dank magischer Kristalle zu steuern, zum anderen besteht aber die Ausrüstung dieser Gefährte und der Menschen aus mittelalterlichen Waffen.

Diese Brüche in der Logik setzen sich leider in jeder Größenordnung fort. Zum Beispiel findet die Produktion der Steuereinheiten der Kriegsmaschinen in einem großen Fabrikkomplex mit mehreren hundert Mitarbeitern statt. Der dazu benötigten logistischen Organisation widersprechen jedoch einige andere Details. Zum Beispiel muss sich Tiaan persönlich zu ihrem Freund in die Mine begeben, um den Rohstoff für den Steuerkristall zu bekommen, der dort von ihrem Freund geschärft wird. Als würde dies nicht ausreichen, scheint der Abbau in der Mine, der auf mehreren Ebenen abläuft, völlig willkürlich zu sein, da besagter Freund nach eigenem Gutdünken seinen Arbeitsplatz wechseln kann. Außerdem fördert er auf Anfrage Tiaans nach einem kurzen Arbeitsplatzwechsels und etwas Stochern einen Kristall der gewünschten Art zu Tage. Irritierend dabei ist nur, dass dies eigentlich seine dauerhafte Aufgabe ist, und man sich fragt, warum er denn vorher nicht seiner Arbeit nachgekommen ist und dort nachgeschaut hat, wo er diesen Kristall dann findet.

Jede Unstimmigkeit für sich ließe sich vielleicht noch in irgendeiner Form erklären oder mit etwas gutem Willen ignorieren. Es ist die schiere Masse, die einen zur Verzweiflung bringt. Leider endet die Liste der Kritikpunkte allerdings noch nicht mit den logischen Schwächen. Zusätzlich schafft es der Autor nämlich nicht, die Charaktere in glaubhafter Form handeln zu lassen.
Auf allen 78 Seiten, die ich gelesen habe, waren sie nämlich abwechselnd damit beschäftigt, vollkommen vorhersehbar oder unglaublich dämlich zu agieren. Die Charaktere sind so klischeehaft angelegt, dass es fast schon komisch wirkt. Da ist zum einen natürlich die unglaublich talentierte, unschuldige Heldin aus zerrütteten Familenverhältnissen, da sie aus einer der Gebärfabriken stammt, demnach ihren Vater nicht kennt und kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Trotz dieser Handicaps und der weiter oben beschriebenen nicht existierenden Kindheit hat sie es irgendwie geschafft, nahezu alle Werte eines aufgeklärten Menschens in sich zu vereinen. Des weiteren gibt es den ehrgeizigen Verehrer, der sich vollkommen naiv von der eifersüchtigen und ebenso ehrgeizigen Mitarbeiterin Tiaans verführen und später erpressen lässt. Hinzu kommt ein verständnisvoller väterlicher Freund und ein Vorarbeiter, der sich nicht entscheiden kann, ob er nun eine Person ist, die die Arbeiter mit Drohungen klein hält, oder der Verständnis für andere Menschen hat und nur von oben zu hartem Durchgreifen gezwungen wird.

Bei diesen Grundlagen überrascht es nicht, dass man schon im Voraus erahnen kann, dass im nächsten Moment die große Liebe Tiaans auftauchen wird. Auch dass Tiaan sich mit ihren engsten Freund über Dinge unterhält, die für beide keinen neuen Informationen enthalten, weil der Leser in die Welt und den Hintergrund Tiaans eingeführt werden muss, passt nur stimmig ins trostlose Bild. Die einzigen Überraschungen, die es noch gibt, sind dann leider auch noch schlechter Art und durch die Dämlichkeit der Charaktere verursacht. So ist beispielsweise Tiaan tatsächlich schockiert, als sie feststellt, dass ein bestimmter Geschichtsband nicht in der Bibliothek existiert, obwohl sie einige Seiten vorher dem Leser mitgeteilt hat, dass es verboten sei, diese Geschichte zu erzählen. Das Tragische ist, dass der Autor Aktionen dieser Art zu benötigen scheint, um seine Hauptperson in eine Notlage zu manövrieren, an der dann wahrscheinlich die eigentliche Geschichte aufgehängt wird. Da ich jedoch das Lesen bereits abgebrochen habe, bevor es soweit kommt, kann ich nicht sicher sein, dass sich auch diese Vermutung bestätigen wird.

Allgemein kann ich aus all den oben geschilderten Gründen nur von dem Buch abraten. Der Autor schafft es, die gute Grundlage der Geschichte durch eine Vielzahl von groben handwerklichen Schnitzern zu verderben.
(rezensiert von: Calavera)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

Buch gemocht? Vielleicht gefällt dann auch...

Perlensaga

Fazit: Eine schöne Idee wird vom Autor nach allen Regeln der Kunst zu Grunde gerichtet.


©mistkaeferl 2002-07. Es ist nicht gestattet, diese Seiten in fremden Framesets darzustellen oder Inhalte anderweitig zu veröffentlichen. Zum Impressum