STURM ÜBER WINDHAVEN

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Wertung: ø 4 von 5
2 Rezensionen
-Maris ließ sich von den Sturmböen über das Meer dahintreiben. Sie zähmte die Winde mit breiten Flügeln aus Metallfolie. Waghalsig flog sie über die Wellen, die Gefahr und die Gischtspritzer bereiteten ihr Vergnügen, die Kälte störte sie nicht im Geringsten. Der Himmel hatte eine ominöse kobaltblaue Färbung angenommen, der Wind frischte auf, und sie hatte Flügel, das reichte ihr. Sie hätte jetzt sterben können und wäre glücklich gestorben, im Flug.-
Teil 1: Stürme
Zyklus/Band -
Autor George R.R. Martin / Lisa Tuttle
Original Windhaven
Erscheinungsjahr 1981, dt. 1985 (neu: 2003)
Verlag Phönix (Fantasy Productions)
ISBN 3-89064-531-3
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 352
Probekapitel -
Worum's geht:
Auf dem fremden Planeten "Windhaven", dessen Oberfläche zum größten Teil aus Wasser, durchsetzt nur von einigen Inseln, besteht, existiert eine Klasse von Fliegern, die mittels der Reste eines uralten Sternensegels, das einst von einem havarierten Raumschiff zurückgelassen wurde, als Botschafter zwischen den Inseln fungieren. Die Flieger gelten als privilegiert; die kostbaren Flügel werden innerhalb der Familie vererbt, und niemand, der nicht ein "geborener Flieger" ist, also einer solchen Familie angehört, hat jemals die Möglichkeit sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. Maris von Amberly, eine so genannte "Landgebundene" begehrt gegen diese Tradition auf, um ihre unstillbare Sehnsucht nach dem Fliegen zu erfüllen.
Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Bei Windhaven handelt es sich um einen der frühen Roman von George R.R. Martin (1981), den dieser mit Lisa Tuttle zusammen geschrieben hat. Vor dieser Ausgabe des Phönix-Verlages erschien der Roman bereits als Taschenbuch in zwei Bänden bei Möwig (unter dem Titel Kinder der Stürme 1 + 2).
Zunächst muss man einmal dem Verlag ein großes Lob aussprechen. Phönix (ein Imprint der Fantasy-Productions, die bisher vor allem für ihr Engagement im Rollenspiel-Bereich bekannt waren) hat sich zum Ziel genommen, sämtliche Werke George R. R. Martins in neuen, der Qualität seiner Bücher angemessenen, Hardcover-Ausgaben heraus zu bringen. Die Reihe besteht bis zu diesem Zeitpunkt aus drei Veröffentlichung (Windhaven, Eisenthron, Die Flamme erlischt), die allesamt sehr schön gestaltet und in jeder Beziehung ihren Preis wert sind. Hinzu kommt noch, dass alle Romane, was die Übersetzung betrifft, auf frühere Fehler hin überarbeitet wurden.
Der Roman selbst bietet gewohnt hohe Martin-Qualität und ist, trotz einiger geringerer und unbedeutender Mängel, absolut empfehlenswert. Die Stimmung des Romans, der mit dem Fliegen natürlich ein sehr poetisches Topic bietet, schwankt zwischen träumerischer Romantik und tiefer Melancholie, ohne in diesem Sinne jedoch auf die Nerven zu gehen. Zentraler Konflikt ist der Kampf zwischen Tradition und Neuerung, bzw. die Verantwortung des Einzelnen, der die Überkommenheit althergebrachter Regeln erkannt hat, und nun, seinem Gewissen und seinen Träumen folgend, den persönlichen Mut aufbringen muss, gesellschaftliche Hindernisse zu überwinden und als Einzelner gegen das als falsch erkannte vorzugehen. Die Story beschreibt folglich den Lebensweg einer entsprechenden Figur, Maris von Amberly, die ihrem Gewissen folgt und damit weitläufige gesellschaftliche Umwälzungen einleitet, die sie in ihrer Konsequenz vielleicht nicht immer so gewollt hat, wie sie sich letztlich entwickeln. Das Leben und Wirken der Maris von Amberly wird dabei in drei großen Teilen dargestellt, zwischen denen sich jeweils mehrere unbeobachtete Jahre erstrecken. Das stellt sich jedoch nicht unbedingt als negativ für den Aufbau des Romans dar, obwohl es dem Ganzen eine gewisse Ausschnitthaftigkeit verleiht. Besonders beeindruckend sind natürlich, wie bei Martin nicht anders zu erwarten, der Stil des Schreibens, und die herrlichen, in wunderbaren Farben gemalten Bilder, die sich zumeist um die Elemente Luft und Wasser drehen und natürlich das Fliegen selbst in wahrlich großartiger Manier beschreiben.
Alles in allem ein schönes Fantasy-Erlebniss.
Einzige Kritikpunkte wären vielleicht die - bereits erwähnte - Ausschnitthaftigkeit der Handlung und, gegen Ende, ein kleiner Hauch zu viel Edelmut im Charakter der Hauptfigur. Aber das ist Geschmackssache und trübt den Genuss, wenn überhaupt, nur unerheblich.
(rezensiert von: V. Groß)
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Schwester des Sturms

Fazit: Romantisch-melancholisches Fantasy-Erlebniss zwischen Himmel, Erde und Ozean.



weitere Rezensionen:

Sturm über Windhaven:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Vorsicht: Wer George R.R. Martins glänzende Meisterwerke wie The Ice Dragon oder A Song of Ice and Fire kennt und liebt, wird von diesem Science-Fantasy-Roman vielleicht enttäuscht sein. In Sturm über Windhaven steht nicht wie in den obengenannten Werken die Erschaffung einer epischen Sekundärwelt mit ausgereifter Mythologie im Mittelpunkt. Stattdessen hat das kleine, aber feine Büchlein ganz andere Qualitäten, die trotz allem doch wieder irgendwie typisch für Meister Martin sind. Je weiter man liest, desto bestimmter wird jedenfalls die Überzeugung, dass man eine echte Perle vor sich hat.
Lisa Tuttle kitzelt aus GRRM völlig ungewohnte Seiten heraus: Anstelle von haarsträubenden Horroreffekten, düster-realistischen Kriegsbeschreibungen und eingängig beschriebenen, originellen Charakteren stehen hier eher die inneren Beweggründe der Charaktere und ihre Konflikte mit gesellschaftlichen Normen im Vordergrund (solche Konflikte finden natürlich in Martins Werken öfter statt, aber in der Regel eher unauffällig und subtil verpackt). Es wäre interessant, zu erfahren, wie genau Tuttle und Martin die Arbeit an diesem Roman unter sich aufgeteilt haben. Man meint, für Martin typische Elemente wie die Existenz eines Mythos im Mythos zu erkennen (ich bin überzeugt, dass Martins phantastische Welten zu einem guten Teil deshalb so realistisch erscheinen, weil es oftmals innerhalb der Fiktion eine eigene Überlieferung von Märchen- und Liedgut gibt, wie sie jeder Kultur eigen ist). In diesem Falle ist dies die Geschichte des Jungen, der unter dem Namen Holzflügler in die Lieder und Sagen von Windhaven einging, weil er als Landgeborener den Traum vom Fliegen träumte und sich mit einem Paar selbstgebauter Flügel von einer Klippe in den Tod stürzte. Dennoch gebührt Martin sicher nicht alles Lob für die dichte Atmosphäre des Romans - ich kann es jedoch schlecht beurteilen, weil ich keine weiteren Arbeiten Lisa Tuttles gelesen habe und mir daher diejenigen Elemente, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf GRRM zurückzuführen sind, eher ins Auge fallen.
Vergangene Ereignisse wie Kriege zwischen einzelnen Inseln, frühere Konflikte innerhalb der Fliegerkaste und die Besiedelung der Meeres- und Felsenwelt von Windhaven werden eher beiläufig erwähnt. Auch typische Elemente wie Seeungeheuer oder Priesterkasten und Fliegerfürsten (welche die weiter entfernt liegenden Inseln sowie den anscheinend einzigen Kontinent Windhavens beherrschen), die man in einem solchen Roman geradezu erwarten würde, spielen eher nebensächliche Rollen. Martins kluges Diktum, dass in der Fantasy der Schauplatz eine eigenständige Rolle spielt, findet hier nur eingeschränkt Verwendung. Die AutorInnen tun also nicht, was man vordergründig von ihnen erwarten würde. Das ist aber gar nicht mal schlecht, denn so kann man sich ganz auf den der Handlung zugrundeliegenden Konflikt, die sich anbahnenden gesellschaftlichen Veränderungen auf den nahezu isolierten Inseln und die Rollen und Beweggründe der einzelnen Protagonisten darin konzentrieren.
Dreh- und Angelpunkt des gesamten Plots ist die Hauptfigur Maris von Klein Amberly, welche die elitäre Kaste der Flieger herausfordert und damit eine Dynamik auslöst, die wiederum Maris' anfänglich feste Überzeugung erschüttert, auf jeden Fall richtig zu handeln. Insbesondere muss sie sich die Frage stellen, ob sie wirklich im Namen des Allgemeinwohls überkommene Strukturen aufbrechen wollte oder den Stein nur ins Rollen gebracht hat, um ihren persönlichen Traum wahr werden zu lassen.
Wer jetzt glaubt, es handele sich hier um eine kitschige, typisch amerikanische Du-kannst-es-schaffen-wenn-du-nur-an-dich-selbst-glaubst-Geschichte - weit gefehlt. Stattdessen wird deutlich gemacht, dass auch immer dann größere Umwälzungsprozesse im Hintergrund stehen, wenn scheinbar eine einzelne Person die Welt auf den Kopf stellt, und dass man nie ganz Herr seiner Taten ist, da man als soziales Wesen stets in Interaktion mit seiner Umwelt steht. Sicherlich ein ungewöhnliches Thema für einen Fantasyroman, jedoch eigentümlich berührend und in der Größe der Darstellung einer klassischen Tragödie angemessen.
Übrigens ist mehr oder minder parallel zum Hardcover von Fantasy Productions auch eine broschierte Ausgabe im Blanvalet Verlag erschienen, leider jedoch (wie so oft bei Blanvalet) mit einigen störenden Unregelmäßigkeiten in der Übersetzung.
(rezensiert von: Marengo)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Absolut nicht das, was man erwartet, aber darum nicht weniger faszinierend.

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