DIE ZAUBERLATERNE

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1 Rezension
-Um die alte Burg Scharfenstein tobte eine grausige Nacht. Der Herbststurm fuhr heulend über die ächzenden Kiefern den Berg hinauf, peitschte den Regen vor sich her und rüttelte brüllend an dem zerbröckelnden Gemäuer.-
Erstes Abenteuer: Wie Ritter Kunibert auszog
Zyklus/Band -
Autor Wolfheinrich von der Mülbe
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 1937, (neu: 2005)
Verlag Piper
ISBN 3-492-26579-0
Subgenre Märchen, Fun-tasy
Seitenzahl 440
Probekapitel -
Worum's geht:
Burg Scharfenstein befindet sich in einem desolaten Zustand. Die Mauern bröckeln schon und alles nur, weil Ritter Kunibert lieber zu Hause bei Muttern sitzt, anstatt auszuziehen, um Drachen zu töten und eine reiche Fee zu heiraten, wie es andere seines Standes zu tun pflegen. Und Kuniberts Vater erst…der war ein ganzer Kerl, erzählt die Mutter zum x-tenmal. Um den Tiraden der Frau Mama zu entgehen, verläßt Ritter Kunibert mit seinem getreuen Knappen Schorse die heimatliche Burg, um Abenteuer zu suchen -und Reichtümer für die Instandhaltung des alten Gemäuers…

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Zauberlaterne ist eine charmante und humorvolle Mischung aus Ritterroman und Märchen. Ritter Kunibert muß drei Aufgaben bewältigen, um die Hand der schönen Prinzessin zu erringen. Die schwierigste davon ist, ein verzaubertes Rasierzeug, dessen Teile in alle Welt verstreut sind, für den zukünftigen Schwiegerpapa zu beschaffen. Kunibert muß viele Abenteuer bestehen, um den Wunsch des Königs zu erfüllen. Diese Abenteuer sind zum größten Teil humorvolle Anspielungen auf andere Werke und politische Umstände, die dem Autor unterschiedlich gut gelungen sind: Ein wenig Gesellschaftskritik, ein bißchen Mozart, eine Prise Hauff, Anklänge an Karl May und die Geschichten aus 1001 Nacht und überhaupt das ganze Märchen-, Sagen- und Abenteuer-Repertoire: Feen, Drachen, Riesen, Hexen, sprechende Tiere, Seeräuber usw. Manche Abenteuer sind wirklich witzig, wie z.B. Kuniberts Begegnung mit dem Drachen Knurks. Knurks ist ein gemütliches Kerlchen, nicht im Entferntesten so gefährlich wie seine feuerspeienden Verwandten, und er lebt mit einer Prinzessin zusammen, die im Laufe der Zeit wahre Hausfrauenqualitäten entwickelt hat und keinen Wert darauf legt, gerettet zu werden. Kuniberts Abenteuer im Lande Lappalien gehört zu den Glanzstücken des Buches. Der Autor liefert hier eine kafkaeske Satire auf Bürokratie und Diktaturen. Unoriginell ist auch in diesem Roman die abgewandelte Szene aus Pinocchio. Immer wieder benutzen Autoren die Geschichte, wie Pinocchio vom Wal verschluckt wird, und gestalten sie ein wenig um. Und jedesmal trifft der Held auf einen Bewohner, es tauchen Tische und Stühle auf und eine Mahlzeit, und es werden nützliche Dinge in den Bauch des Wales gespült. Auch wenn Wolfheinrich von der Mülbe einer der ersten gewesen sein mag, wünscht man sich, es möge sich endlich unter den Schriftstellern herumsprechen, daß die einzig originelle Bearbeitung dieses Themas von Carlo Collodi, dem Schöpfer Pinocchios stammt. Er hat die biblische Geschichte, in der Jona von einem großen Fisch verschluckt wird und drei Tage betet, bis Gott dem Fisch befiehlt, ihn wieder an Land zu speien, für seinen Kinderbuchklassiker benutzt, ihr dort ein neues Gewand verliehen und ein eigenes Gesicht gegeben. Alle anderen, die Collodi kopieren, liefern nur billige Plagiate, ob im Bauch des Wals nun Kellner, Bartender oder andere Gastronomen herumwuseln. Andere Szenen mit "Wiedererkennungswert" sind nicht so aufdringlich geraten, einem erfahrenen Leser ist aber z.B. klar, daß es die drohende Hinrichtung nicht geben wird, weil rechtzeitig eine junge Maid auftaucht, die den Delinquenten nach altem Brauch freibittet, um ihn zu heiraten. Das mindert die Spannung. Und je mehr Motive dem Leser bekannt vorkommen, um so mehr hat er das Gefühl, dieses oder jenes Abenteuer wird nur geschildert, weil es auf der "Noch-zu-erledigen-Liste" des Autors stand und er möglichst viele Anspielungen unterbringen wollte. Die Idee, bekannte Märchen, Sagen und Abenteuergeschichten zusammenzuwürfeln und daraus einen humorvollen Ritterroman zu machen, ist gut, aber sie trägt nicht über 440 Seiten. Eine Beschränkung auf weniger Abenteuer hätte der Geschichte gutgetan. Dennoch ist sie über weite Strecken witzig und unterhaltsam, besonders jüngere Leser und Märchenfreunde jeden Alters werden ihre Freude an Ritter Kuniberts Suche nach dem verzauberten Rasierzeug haben.
(rezensiert von: Top Dollar)


Wertung
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Fazit: Humorvolle Mischung aus Ritterroman und Märchen.


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