Worum's geht:
Gibt es einen Mord-Komplott gegen den König des anglo-französichen
Reiches? Wer hat die zwei Mordopfer beim Gasthof Gryhon d'Or so
aufwendig versteckt und wer war die unbekannte Leiche, die niemand vermißt?
Wer ermordet Zauberer so trickreich, daß die Morde unmöglich
erscheinen? Fragen, die sich der Oberste Ermittlungsrichter des Königlichen
Adelsgerichtshofs Lord Darcy zusammen mit seinem Assistenten, dem Justizhexer
Sean O Lochlain, stellen muß. Die Zeit drängt, denn nimmt man
die Verse, die der Mörder hinterläßt, ernst, so wird er
noch neun mal zuschlagen...
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Warum's so gut
ist:
Fantasy meets Detektiv-Geschichte! Doch leider nur bedingt gut.
Schauen wir uns zunächst die Fantasy-Umgebung an. Wir schreiben das
Jahr 1988, das anglo-französische Reich unter dem gütigen John
IV, einem Sproß der beliebten Plantagenet-Familie, beherrscht die
Welt. Nur die machthungrigen Polen könnten eine Bedrohung darstellen,
denn sie unterhalten einen heimtükischen Geheimdienst, die Serka.
Es gibt die Bahn, doch sie fährt kaum wegen des Unwetters, es gibt
Gewehre, doch die Langbögen sind irgendwie besser. Es gibt keine
Autos, die Kuriere benutzen immer noch Pferde. In Amerika gibt es nur
Neu-England und Neu-Frankreich. An Demokratie denkt niemand, Frauen sind
nur schmückendes Beiwerk und Nicht-Weiße tauchen in Europa
nur in Erzählungen auf. Die Schlüsselpositionen werden von reichen,
weißen Männern besetzt. Im Reich wie im Roman. Wäre nicht
an einer Stelle das Jahr 1988 explizit genannt worden, so hätte ich
eher auf 1860 getippt. Magie scheint in dieser Gesellschaft eine große
Rolle zu spielen - im großen und ganzen gelingt es ihr die Technik
von 1900 zu kopieren. Im Roman bleibt sie allerdings weitestgehend machtlos:
Entweder sie wird durch Zufälle umgangen oder fördert kaum etwas
Brauchbares zu Tage. Nur an den Stellen, an denen auch ein paar Wachmänner
gereicht hätten, gelingt sie.
Nun zur Detektiv-Geschichte. Das ganze Buch gibt sich den Anschein, eine
klassische Detektiv-Geschichte zu sein, sogar der Titel Zehn kleine
Zauberer ist eine Anspielung auf A. Christies Zehn kleine Negerlein
(heute: Und dann gabs keines mehr). Doch es wird gegen 7 (3, 9,
10, 11, 13, 19 und 20, auch 8 und 16, das ist aber der Fantasy geschuldet)
der 20 Regeln S.S. van Dines verstoßen, man fragt sich ob dieses
überhaupt eine Detektiv-Geschichte ist. Es scheint eher das Gegenstück
zu einer Hard-boiled-Geschichte zu sein: Der Ermittler sammelt umherreisend
Hinweise, es gibt keine Action und das Umfeld ist - mit wenigen Ausnahmen
- moralisch liebenswert. Dazu werden die Verdächtigen kaum eingeführt
- es gibt bis kurz vor Schluß eigentlich keine Verdächtigen
und dann wird der Fall nicht vollständig und logisch schlüssig
aufgeklärt. Nötig ist das auch gar nicht, da die Hinweise so
offensichtlich sind, daß sie den geübten Leser kaum herausfordern.
Leider nutzt der Autor viele Klichees. Das einfache Volk ist ... einfach,
wahre Intelligenz bleibt dem Adel vorbehalten. Normannen sind stämmig,
Deutsche sind Soldaten und alle Militärs sprechen in kurzen und knappen
Sätzen. Frauen sind nur pittoreskes Beiwerk - die nymphomane Magd
wird nur zufällig zum Mordopfer und die Herzogin von Cumberland spielt
bei den Ermittlungen auch keine größere Rolle als die Wand
beim Ballspiel.
Dazu sind mir ein paar Sätze aufgefallen, die ohne Negation im jeweiligen
Kontext keinen Sinn ergeben.
(rezensiert von: Theophagos)
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