DAS ZERBROCHENE SCHWERT

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3 Rezensionen
-Es war ein Mann, Orm der Starke genannt, ein Sohn von Ketil Asmundssohn. Ketil war Freisasse im Norden von Jütland, und seine Sippe lebte dort schon seit Menschengedenken und besaß viel Land-
1
Zyklus/Band -
Autor Poul Anderson
Original The Broken Sword
Erscheinungsjahr 1954/überarbeitet 1971, dt. 2002
Verlag Heyne
ISBN 3-453-86369-0
Subgenre High Fantasy
Seitenzahl 303
Probekapitel -
Worum's geht:
Als Säuglinge werden Skarfloc, der Sohn des Wikingers Orm, und Valgard, der Sohn des Elfenfürsten Imric und einer wahnsinnigen Trollfrau, vertauscht aufgrund der Intrige einer rachsüchtigen Hexe. Während Skarfloc zu einer wichtigen Stütze Imrics wird, läßt sich Valgard durch die Hexe in die Arme des Trollkönigs Illrede treiben. Elfen und Trolle liegen seit langem im Krieg mit einander; doch das Auftreten der zwei Krieger läßt den Krieg eskalieren. Die Trolle gewinnen die Oberhand und die letzte Hoffnung der Elfen ruht auf dem zerbrochenem Schwert, einem Geschenk der Asen an Skarfloc...
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Die Geschichte spielt wohl im fortgeschrittenem neunten Jahrhundert (die Hexe spricht von der Landnahme der Wikinger) in England, Skandinavien und den magischen Reichen der Elfen, Trolle und Göttern zu einer Zeit als diese Reiche noch mit der Welt der Menschen verbunden und die Asen mächtig waren.
Der im Vordergrund stehende Konflikt zwischen Elfen und Trollen ist kein Konflikt zwischen "Gut" und "Böse", sondern zwischen "Schön" und "Häßlich".
Die Elfen sind feine und schöne Kreaturen, unsterblich und mit großer Zaubermacht ausgestattet. Ihren Freunden gegenüber sind sie gut und zu ihren Feinden grausam: Imric vergewaltigt eine seit 900 Jahren gefangene Trollfrau um Wechselbälger zu zeugen; die braucht er um an Menschenkinder zu gelangen, die im Gegensatz zu den Elfen Stahl berühren können. Auch sonst ist die elfische Gesellschaft von den menschlichen Normen verschieden; so gibt es keine Ehe, doch Sexualität gehört zum Alltag, selbst zwischen Geschwistern.
Von den Trollen erfährt man weit weniger. Sie sind grobschlächtig und häßliche Kreaturen, unsterblich und mit brutaler Macht ausgestattet. Generell sind sie einfach gestrickt - sie bevorzugen einfache Vergnügen und einfache Lösungen; oftmals spielt brutale Gewalt dabei eine Rolle. Der Hang zu simplen Plänen und die Verletzlichkeit durch das Sonnenlicht sind die größten Schwächen der Trolle.
Es treten noch eine Reihe von anderen Zauberwesen wie Zwerge, Kobolde, Götter usw. auf, doch deren aktive Rolle ist vergleichsweise gering.
Vom Seelenleben der Charaktere erfährt man wenig, für gewöhnlich sind sie damit beschäftigt zu tun, was zu tun ist um den Krieg zu gewinnen, doch immer wieder sind Szenen eingestreut, die der vordergründigen Geschichte etwas mehr Tiefe verleihen: Da ist die Liebesbeziehung zwischen Skarfloc und seiner Schwester Frieda. Für Skarfloc, der bei den Elfen aufwuchs, ist dieses unproblematisch, aber die Christin Frieda würde es abscheulich finden, käme sie dahinter. Dazu u.a. kommt die Haß-Beziehung zwischen Skarfloc und Valgard und die Eifersucht die Lia, Imrics Schwester gegenüber Frieda empfindet.
Schließlich ist in dem Krieg zwischen Elfen und Trollen der Konflikt zwischen den alten Göttern und Christus eingeflochten. Es gibt eine schöne Szene, in der Skarfloc den letzten Faun trifft. Dieser war aus Hellas geflohen als die Christen die Faune, Dryaden und letztlich auch die alten Götter der Griechen vernichteten und fragt sich, ob er nicht besser ebenfalls gestorben wäre. Ein Schicksal, das Elfen, Trollen und Göttern gleichermaßen droht.
Die Geschichte an sich ist nicht besonders originell; um die Welt der Elfen vor der Zerstörung durch die Trolle zu retten, muß der Held eine Queste nach einem magischen Artefakt unternehmen. Doch die darin enthaltenen persönlichen Motive und Unternehmungen der Akteure, insbesondere der Liebesgeschichte um Skarfloc und Frieda, verleihen der Geschichte eine weitere Dimension und machen so das Buch zu einem ungewöhnlichen.
Zum Sprachstil ist zweierlei zu bemerken: Zum einen ist Anderson knapp und präzise, er holt zwar oftmals weit aus, doch mit Riesenschritten treibt er die Dinge voran, es gelingt ihm komplexe Sachverhalte in wenigen Sätzen treffend abzuhandeln - aber auch länger zu verweilen, wenn es dem besseren Verständnis oder der Spannung dient. Zum anderen lehnt er in Wortwahl und Satzbau seine Geschichte an skandinavische Sagas an, allerdings wählt Anderson immer wieder einen Mittelweg um den Lesegewohnheiten der Moderne entgegenzukommen.
(rezensiert von: Theophagos)
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Der Herr der Ringe

Fazit: Eine kraftvolle, an Tabus kratzende Sword and Sorcery Gesichte im Stil einer Saga.



weitere Rezensionen:

Das zerbrochene Schwert:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Das zerbrochene Schwert - 303 Seiten Spannung und Abenteuer - gefolgt von Schrecken. Vatermord, Brudermord, Sippenmorde, Hexerei, Magie, Elfen, Zwerge, Menschen, Familienzusammenhalt, Tod, Geburt, Ehre, Schande, Inzest, Hass, Liebe, schreckliche Kämpfe - in diesem Buch ist das alles auf 303 Seiten verteilt. Ein Ereignis folgt dem anderen, Schlag auf Schlag. Man "muß" dieses Buch manchmal aus der Hand legen, um zu verarbeiten, was man gelesen hat. Die Geschichte ist schwer, nur wenige glückliche Momente heitern sie auf, Trauer und Schwermut umgibt die Personen wie Nebelschwaden. Jetzt, wo ich es gelesen habe, denke ich, eigentlich müßte dieses Buch tropfen, wenn man es hochnimmt. Es ist voll von Tränen und Blut - von Elfen, Zwergen und Menschen.
Poul Anderson hat die Fahne des Genres Fantasy in diesem Buch geradezu meisterhaft geschwungen. Und das zu einer Zeit, in der die Fantasy erst in ihren Kinderschuhen steckte (1954). Verglichen mit Herr der Ringe wurde das Buch wohl schon oft. Jedoch ist seine Komplexität nicht ganz so umfassend wie Tolkiens Schmöker. Die mitspielenden Sippen wie Elfen, Zwerge und Menschen mögen gleich sein, auch der Grund ihrer Kämpfe, jedoch ist die Geschichte eine andere.
Tolkien hat ein wunderschönes, fast märchenhaftes Epos der reinen Fantasy geschaffen, aber ich glaube, Poul Anderson hat mit seinem Buch Das zerbrochene Schwert ebenfalls einen der Grundsteine dazu gelegt.
(rezensiert von: Sorcha)

gesamt
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Story

Fazit:
Ein gutes, wenn auch schweres Buch, nicht gerade zur Zerstreuung oder Kurzweil geeignet, da es danach verlangt, gedanklich verarbeitet zu werden. Nichts für "zarte Seelchen".

Das zerbrochene Schwert (Ausgabe Piper, 2005, ISBN: 3-492-28549-X):
Worum's geht:
Imric, der Elfenfürst, reitet nächtens durch England. Ein hundertjähriger Krieg zwischen Elfen und Trollen war zuende gegangen und Imric macht sich kundig, wie sich die Welt der Menschen verändert hat in dieser Zeit. Eine Hexe, auf die er trifft, macht ihn auf die Geburt in Orms Haus aufmerksam - das Kind ist noch nicht getauft. Mit einer gefangen gehaltenen Trollfrau zeugt Imric einen Wechselbalg und tauscht ihn in der nächsten Nacht gegen Orms Sohn aus, nicht ahnend, dass die Hexe ihre eigenen Rachepläne verfolgt. Skafloc wächst in Alfheim heran, sein Doppelgänger Valgard bei Orm. Beide gedeihen prächtig und werden gewandte, starke Krieger, doch Skafloc wird zusätzlich in allen Elfenkünsten und Magie geschult. Als Valgards jüngerer Bruder Ketil im Wald bei einer schönen Frau bleibt, sucht ihn Valgard und erschlägt ihn im Streit. Bei der Totenklage in Orms Haus wird er als Brudermörder entlarvt und mordet den Vater und weitere Männer. Auf der Flucht enthüllt ihm die Hexe seine wahre Herkunft und gibt ihm die erweiterte Sicht, Hexen, Trolle und Elfen zu sehen. Er setzt einen grausamen Plan um und entführt seine Schwestern nach Trollheim. In Alfheim rüstet Skafloc eine Expedition nach Trollheim, um die Stärke des Gegners zu erkunden. Dort trifft er erstmals auf den Berserker Valgard. Der Kampf löst den nächsten Krieg aus, in dem die Elfen Englands unterliegen und noch immer liegt das zerbrochene Schwert, das Geschenk der Asen zu Skaflocs Namensfest, nutzlos im tiefen Keller Alfheims.

Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):

Die überarbeitete Neuauflage enthält ein kommentierendes Vorwort von Kai Meyer und eine Einleitung des Autors, der 1971 die Überarbeitung der Fassung von 1954 begründet. Beide nehmen Bezug auf Tolkien, dessen Trilogie die Fantasy-Welt neu formte.
Die Saga ist urwüchsig im Stil und in der Handlung. Lange, schmückende Schilderungen sucht man vergebens. Das Rad der Zeit und Das Lied von Eis und Feuer sind diesbezüglich krasse Gegenstücke. Die Handlungsstränge wechseln zwischen den Protagonisten hin und her, trotzdem wird der Leser von einem einzigen Schwung mitgetragen.
Bei vielen Gelegenheiten dichtet Skafloc Stabreime, manchmal ist aber der Text im Umfeld so in diesen Sprachrhythmus eingetaucht, dass er wie ein alter nordischer Text wirkt und stabt - eine großartige stilistische Leistung.
Die sprachlich gezeichneten Bilder sind teilweise grausam, durch die Kürze der Beschreibung aber erträglich, zur erzählten Welt passend. Das Leid ist groß, Freude kommt nur im direkten zwischenmenschlichen Kontakt auf. Als Skafloc die unermessliche Tragik erlebt, der Geliebte der Schwester zu sein, versinkt er in Schwermut, der grenzenlos ist - eine finstere Polarnacht des Gemüts. Aber seine Depression lähmt ihn nicht total. Sie ist die Stimmung des Nordens, den Schicksalsmächten ausgeliefert, das eigene Leben gering achtend. Als mit Götterhilfe das Schwert neu geschmiedet wird, hat Skafloc eine Waffe gegen die Trollübermacht, doch der Fluch der Hexe trifft ihn, auch wenn diese nicht mehr lebt. Die Schicksalsmächte, die Nornen, dominieren über Menschen, Götter und Zwischenwelten.
(rezensiert von: wolfcrey)

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Fazit:
Urtümlich, sprachgewaltig, tief in der nordischen Seelenwelt verankert.

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