DIE ABENTEUER DES ARTHUR GORDON PYM

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Wertung: 4 1/2 von 5
1 Rezension
-Als ich vor einigen Monaten - nach seltsamen Abenteuern in der Südsee und in anderen Zonen - in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, geriet ich in Richmond zufällig in die Gesellschaft von Herren, die sich für die Gegend, die ich durchschifft hatte, lebhaft interessierten und mich inständig baten, ja, es für meine Pflicht erklärten, die Erzählung meiner Abenteuer dem Publikum zugänglich zu machen.-
Zyklus/Band -
Autor Edgar Allan Poe
Original The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket
Erscheinungsjahr 1838, dt. Neubearbeitung 1922
Verlag Bastei Lübbe
ISBN 978-3-404-15788-4
Subgenre klassische Phantastik
Seitenzahl 177
Probekapitel -
Worum's geht:
Arthur Gordon Pym berichtet dem bekannten Autor Edgar Allen Poe von seinen erstaunlichen Abenteuern. Der jugendliche Held fasst den Entschluss, sich als blinder Passagier auf einem Wahlfänger Richtung Süden einzuschiffen. Mit Hilfe seines Freundes August gelingt ihm der Coup, bald muss er jedoch erkennen, dass das Abenteuer ganz und gar nicht nach seinen Vorstellungen verläuft. Nach Wochen voll härtester Entbehrungen und nie gekanntem Grauen überschreitet Pym die Grenzen der bekannten Welt und sieht Dinge, die kein Auge zuvor erblickte...

Bewertet mitSternen (Besucher-Rezension):
Edgar Allen Poe, im allgemeinen bekannt durch seine düsteren Gedichte und Kurzgeschichten, legte mit den Abenteuern des Artur Gordon Pym seinen ersten und einzigen Roman vor. Nach Lektüre des Buches wird klar, warum der Klappentext den Text als "heimliches Meisterwerk" unter den Gothic-Novels tituliert.
Das Buch beginnt recht klassisch mit einem Vorwort, in dem der Autor sich selbst als handelnde Person etabliert, indem er behauptet, die Geschichte basiere auf realen Begebenheiten, die ihm von titelgebendem A.G. Pym berichtet wurden.
Die eigentliche Handlung spielt sich um das Jahr 1830 herum ab. Der jugendliche Held und sein Freund schiffen sich, vom Fernweh gepackt, auf einem Wahlfänger ein. Wie bei Abenteuergeschichten aus dieser Zeit (etwa Moby Dick) üblich, zeichnet sich der Hauptcharakter, der auch als Ich-Erzähler fungiert, nicht durch die plakativen Charakterzüge aus, die man aus aktuellerer Literatur gewohnt ist. Er fungiert eher als Projektionsfläche für Emotionen und Handlungen, denn als eigenständige Person. Auch andere Protagonisten präsentieren sich eher archetypisch als vielschichtig, was sich aber problemlos mit der zu Beginn recht klassischen Erzählstruktur verträgt.
Die ersten Kapitel ziehen sich dann allerding doch etwas, der Titelheld ist hauptsächlich mit Leiden beschäftigt, was auch ausführlich beschrieben wird. Kompensiert wird das freilich durch den einmaligen Stil Poes, der es wie immer meisterhaft versteht, durch sehr einfache Mittel eine stete Athmosphäre von unterschwelligem, nicht direkt greifbarem Grauem zu erzeugen. Außerdem unterbrechen immer wieder interessante Ereignisse die relative Eintönigkeit, so dass das der "Eine-Seite-noch"-Effekt nie verloren geht.
Ab der 2. Hälfte des Romans gewinnt der Plot dann endgültig an Fahrt; nicht zuletzt, weil der Autor spürbar mehr fiktive Elemente einfließen lässt. Die Protagoisten stoßen in Regionen vor, die zum Zeitpunkt der Niederschrift noch Terra Incognita waren, und Poe versäumt nicht, hier einige recht ausgefallene Ideen anzubringen, die in ihrem Zusammenspiel eine herrliche Mischung aus klassischer Entdecker-Story und psychologischem Horror bieten. Immer surrealer und reduzierter werden die Beschreibungen der Ereignisse, bis das Buch schließlich in einem Schluss gipfelt, wie er in der mir bekannten fantastischen Literatur seinesgleichen sucht.
Ich will nicht viel dazu sagen, da das sehr befremdliche und aprupte Ende einen Großteil des Reizes dieser Geschichte ausmacht. Nur soviel: Poe gelingt hier der Kunstgriff, quasi keine Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu geben und den Leser trotzdem nicht unbefriedigt zurückzulassen.
Dem Buch folgt ein Nachwort, in dem eine Begebenheit der Handlung noch einmal wissenschaftlich beleuchtet, aber nicht erklärt wird, was zusammen mit dem pseudo-dokumentarischen Vorwort die Trennlinie zwische Fiktion und Realität nochmals angenehm verwischt.

Anmerkung: Das Buch wurde später von Jules Verne (!) fortgesetzt, (siehe Die Eissphinx) der das hohe Niveau in Bezug auf Atmosphäre und Stil meiner Meinung nach leider nicht ganz halten kann.
(rezensiert von: Gaspode)

Wertung
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Fazit: Wer sich mir dem gewichtigen Stil des 19.Jh. anfreunden kann, der sollte unbedingt einen Blick riskieren.Er wird mit einem grandiosen Gothic-Novel mit erstaunlichem Ende belohnt werden.


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