Worum's geht:
In vier Erzählungen und
Geschichten erfährt man etwas über die unheimliche Seite des
Meeres, der immer wieder Seeleute zum Opfer fallen...
Die Boote der Glen Carrig sind zwei Rettungsboote - alles, was
nach einem Sturm von einem Passagierschiff übrig geblieben ist -
die sich durch unbekannte Gewässer schlagen und auf Inseln mit geheimnisvollen
und gefährlichen Bewohnern treffen, immer auf der Suche nach Nahrung,
Wasser und einer Möglichkeit, wieder in die Heimat zu gelangen.
Die Herrenlose ist ein treibendes Wrack, das von der Besatzung
eines vorüberkommenden Schiffes entdeckt wird, und das ein unheimliches
Geheimnis verbirgt...
Die Nachtwache eines kleinen Schiffes hört plötzlich eine Stimme
in der Nacht. Der Sprecher sitzt in einem kleinen Boot und fleht um
Nahrung, aber er will sich um keinen Preis zeigen. Die Geschichte, die
er zur Erklärung erzählt, ist ein reiner Alptraum, aus dem keine
Flucht möglich ist...
Die Crew der Lancing segelt durch tropische Gewässer, als
plötzlich Dampf aus dem Meer aufsteigt. Ein fremdes Schiff nimmt
ihre Verfolgung auf, und als es sich nähert wird klar, daß
dessen Crew alles andere als menschlich ist...
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Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
In vier Geschichten wendet sich der britische Autor William Hope Hodgson
seinem Lieblingsthema - der See - zu. Aber nicht Riffe, Haie, Piraten
oder Skorbut sind es, gegen die die Seeleute hier bestehen müssen,
sondern weitaus übernatürlichere Schrecken der Meere. Hodgson,
der selbst zur See gefahren ist, plaudert aus dem Nähkästchen
und verlangt dem Leser einiges an maritimem Vokabular ab, aber die Geschichten
sind auch ohne Spezialkenntnisse verständlich - auf die Gefahr hin,
nicht ganz genau zu wissen, welcher der Masten gerade vom Sturm geknickt
wurde...
Die Crew der Lancing ist die längste der vier Geschichten,
mit 160 Seiten eigentlich ein eigener Roman. Sie wartet mit dem unkommodesten
der vier Ich-Erzähler auf - keinem einfachen Seemann, sondern eine
wohlhabenden, gebildeteten Passagier, der einen affektierten, sehr ausführlichen
Sprachstil pflegt. Deshalb eignet sich die Geschichte nicht sonderlich
gut zum Einlesen ins Hodgsons Stil; sie ist auch die am wenigsten überzeugende
der Sammlung. Ursprünglich als Fortsetzungsroman erschienen, gibt
es in den kurzen Episoden zwar massenhaft Abenteuer zu bestehen, Kämpfe
gegen tückische Meeresteufel, schleimige Blutsauger und heulende
Bäume; Stürme werden überstanden und fremde Länder
erkundet - aber einen großen Spannungsbogen oder eine Entwicklung
der Geschichte gibt es nicht.
Die Herrenlose wird von einem Schiff entdeckt, das mit dem Schiffsarzt
und dem naturwissenschaftlich interessierten Ich-Erzähler eine Besatzung
aufbietet, die eine wissenschaftliche Erklärung für die übernatürlichen
Vorgänge auf dem Wrack sucht - aber sie scheitert und erfährt,
daß die See unerklärlich und unerfassbar bleibt. Auch in dieser
Geschichte gibt es Kämpfe und Action, und Hodgson versteht es, die
Atmospähre des Übernatürlichen langsam aufzubauen und in
den Alltag der Seeleute in Form eines treibenden Wracks eindringen zu
lassen.
Die beeindruckendste Geschichte der Sammlung ist allerdings das titelgebende
Stimme in der Nacht. Hier erfährt nicht der Ich-Erzähler
und mit ihm die Besatzung des Schiffes am eigenen Leib, welche Schrecken
das Meer bereithält, sondern nur durch die Worte der geheimnisvollen
Stimme, die ihr Schicksal von einem Rettungsboot aus erzählt, wird
das reine Grauen vermittelt. Hodgson vermag es, den Leser an die unglaublich
Erzählung des Fremden zu bannen. Die Thematik ist eine ähnliche
wie bei der vorausgehenden Geschichte, aber hier läuft alles ohne
Action ab und das Unheimliche stiehlt sich leise und eindringlich in die
Vorstellung des Lesers.
Die Crew der Lancing schließlich setzt auch auf eine unheimliche
Begegnung mit einem anderen Schiff, und hat aufgrund des tropischen Settings
einen etwas anderen Charakter als die vorausgehenden Erzählungen.
Dennoch ist sie nach einem ähnlichen Muster aufgebaut.
Wenn man sich auf Hodgsons mittlerweile etwas antiquierten Stil einläßt,
wird man feststellen, daß die Faszination des Unbekannten, das auf
und unter den endlosen Wassern lauert, bis heute nicht nachgelassen hat.
Der Autor versteht es, der "Nachtseite" des Meeres erschreckende
Gesichter zu geben. Man fühlt sich bisweilen an den Cthulhu-Mythos
erinnert bei den Gestalten, die die See in diesen Geschichten ausspuckt,
und es verwundert nicht, daß H.P. Lovecraft Hodgsons Werk schätzte.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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