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Wertung: 5 von 5
1 Rezension
-Vor zwölf Jahren hatten scheußliche Massaker die Türschwelle eines jeden Wunderländers mit Blut besudelt.-
1 1.Teil
Zyklus/Band Alyss of Wonderland (Übersetzung) (1)
Autor Frank Beddor
Original The Looking Glass Wars
Erscheinungsjahr 2004, dt. 2005
Verlag dtv
ISBN 3-423-24500-X
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 316
Probekapitel -
Worum's geht:
Vor zwölf Jahren gab es im Wunderland einen Bürgerkrieg, von dem sich das Land nur langsam erholt hat. Jetzt herrscht ein brüchiger Friede. Die Matriarchinnen der Familien Karo, Kreuz und Pik neiden Genevieve, der Königin aus der Herzdynastie, ihre Macht. Doch ihre größte Feindin entstammt der eigenen Familie, es ist Genevieves Schwester Redd. Prinzessin Alyss verschwendet keinen Gedanken an Krieg. Sie feiert heute ihren siebten Geburtstag. An der Parade, die ihr zu Ehren veranstaltet wird, findet sie keinen rechten Gefallen. Sie wartet sehnsüchtig auf die Heimkehr ihres Vaters. Er war zu König Arch von Grenzland gereist, um ihn für eine Allianz gegen Redd zu gewinnen, deren Truppen sich Berichten zufolge zum Angriff rüsten. König Nolan wird jeden Moment zurückerwartet, doch Alyss' Vater kommt nicht nach Hause - niemals mehr. Redds Soldaten haben ihn und seine Männer niedergemetzelt. Danach stürmen sie den Palast, ermorden die Königin und jeden, dessen sie habhaft werden können. Mac Rehhut, der Leibwächter der Königin, packt Alyss und springt mit ihr in den Spiegel. Doch im Teich der Tränen werden die beiden getrennt. Mach Rehhut landet im Paris des Jahres 1895 und Prinzessin Alyss im viktorianischen London.

Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Ihr kennt doch sicher die Geschichte von Alice im Wunderland. Bestimmt habt Ihr irgendwann einmal das Buch von Lewis Carroll gelesen oder eine Verfilmung davon gesehen. Erinnert Ihr Euch an die Königin, die jeden, der ihr widersprach, umbringen lassen wollte, und die ständig "Kopf ab, Kopf ab" rief? Die war witzig, nicht??? Wenn Ihr das denkt, dann solltet Ihr einmal Alyss fragen, wie es war, als Redd mit ihrer Mordtruppe den Palast stürmte und jeden töten ließ, der sich ihr in den Weg stellte. Fragt sie, wie es war, als der grinsende Kater den Hauptmann der Palastgarde mit einem Prankenhieb zerfetzte. Ihr könnt versichert sein: Das war nicht witzig! Gott sei Dank blieb Alyss es erspart, mit ansehen zu müssen, wie ihre Tante Redd ihrer Mutter eigenhändig den Kopf abschlug.
Reverend Dodgson hat gewußt, wie es war, als er Alice' Abenteuer unter der Erde schrieb, das Buch, das er später unter dem Pseudonym Lewis Carroll veröffentlichte und das unter dem Titel Alice im Wunderland weltberühmt wurde. Alyss hat ihm ihre wahre Geschichte erzählt, damals bei dem Ausflug, als sie als Adoptivtochter bei den Liddells lebte und "Alice" genannt wurde. Aber er hat ihr nicht geglaubt, er hat sogar ihren Namen falsch geschrieben, wie alle anderen in der realen Welt auch und er hat es vorgezogen, eine alberne Geschichte für Kinder daraus zu machen. Reverend Dodgson hat sich über Alyss lustig gemacht und sie hintergangen. Erst viel später hat ein anderer die wahre Geschichte von Alyss im Wunderland aufgeschrieben. Sein Name ist Frank Beddor und er hat diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Alyss wahre Geschichte ist aufregend, blutig und nichts für schwache Nerven, doch sie ist auch voller Hoffnung, denn neben all den Grausamkeiten, die sie beschreibt, erzählt sie auch vom Sieg der Weißen Phantasie über das Böse. Spannend und atemberaubend schildert Beddor den Kampf zwischen Alyss und ihren Getreuen und der abgrundtief bösen Redd und deren Verbündeten, aber er vermag auch die leisen Töne anzuschlagen. Er benötigt nur wenige Worte, um den Leser an der Traurigkeit des Leibwächters teilhaben zu lassen, wenn er über eine junge Frau schreibt, die die zu Redds Mordtruppe gehörenden Gläserne Augen abgeschlachtet haben: Mac hatte sie sehr gern gehabt. In diesen sechs Wörtern steckt eine ganze wunderbare Liebesgeschichte.
Die Figuren und Schauplätze aus Carrolls Romanen sind leicht wiederzuerkennen, aber dennoch anders, allen voran Alyss. Alyss ist hier im Wunderland zu Hause. Wie alle Frauen ihrer Familie kann sie mit Hilfe ihrer Phantasie Dinge erschaffen. Die Quelle aller Schaffenskraft ist der Herzkristall, ein riesiger Edelstein. Was in ihm aufgeht, regt in anderen Welten die Phantasie an. Alyss muß lernen, ihre Phantasie zu kontrollieren. Dabei hilft ihr der Hauslehrer Nanik Schneeweiß, dem Carroll als hektisches weißes Kaninchen ein zweifelhaftes Denkmal gesetzt hat. Der verrückte Hutmacher wird zum Modisten Mac Rehhut, Genevieves und Alyss' Leibwächter, der über ein tödliches Waffenarsenal verfügt.
Die Cheshire-Katze ist Redds rechte Hand, ein grausamer und gnadenloser Killer mit neun Leben. Erleidet er eine tödliche Verletzung, schließt sich die Wunde, der Kater erhebt sich und mordet weiter. Redd hat ihn auf Alyss angesetzt.
Beddor vermischt aber nicht nur seine Fiktion mit der Carrolls, sondern er webt auch die Realität kunstvoll in seine Geschichte ein. Carrolls Roman ist tatsächlich entstanden, nachdem Reverend Dodgson mit der zehnjährigen Alice Liddell und ihren Schwestern einen Boots-Ausflug unternommen hatte. Alyss' Situation bei den Liddells schildert Beddor sehr real. In dieser Familie wird sie zu Alice, einem normalen Mädchen, dem seine Phantasie von den Eltern ausgetrieben wird. In dem Maße, in dem Alice ihre Phantasie verliert und ihre Erinnerungen an das Wunderland verblassen, verringert sich auch die Hoffnung der Wunderländer auf die Befreiung von Redds Gewaltherrschaft durch Prinzessin Alyss. Es gibt auch Wunderländer, die sich mit der neuen Herrin arrangieren. Der Karobube wird zum widerwärtigen Opportunisten und löst im Leser den heftigen Wunsch aus, ihn bei zukünftigen Kartenspielen schnellstmöglich loszuwerden.
Unterdessen erhält Alice in der Realität einen Heiratsantrag von Prinz Leopold, einen Sohn Königin Viktorias. Das ist ein unglaublicher und einzigartiger gesellschaftlicher Aufstieg für ein Waisenkind von zweifelhafter Herkunft. Wenn der Leser anfängt ernsthaft zu überlegen, ob Alice Liddell tatsächlich einen Sohn Queen Victorias geheiratet hat, dann weiß er endgültig, daß ihn "die wahre Geschichte" der Alice im Wunderland in ihren Bann geschlagen hat.
(rezensiert von: Top Dollar)

Wertung
gesamt
Welt
Aufmachung
Sprache
Story
Karte
Personenglossar
Sachglossar
Hinweise zu Sprache/Aussprache
Illustrationen
Zeichnungen/Sonstiges

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Der Blumenkrieg

Fazit: Tempo- und actionreicher Fantasyroman, der virtuos zwei fiktive Geschichten und historische Realität miteinander verknüpft.


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