DAS BLAUE PORTAL
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Wertung: ø 4 von 5
2 Rezensionen
-Friedrich haßte die windschiefe, ausgetretene Steintreppe. Er haßte sie mindestens so sehr, wie er sie fürchtete. Doch sie war der einzige Weg nach unten.-
1: 22. September 1981
Zyklus/Band Die Chroniken der Anderwelten (1)
Autor Peter Lancester
Übersetzung -
Erscheinungsjahr 2004
Verlag Eldur Verlag
ISBN 3-937419-01-2
Subgenre Phantastik
Seitenzahl 366
Probekapitel -
Worum's geht:
Die Mitglieder zerrüttete Familie von Grauenfels leben auf ihrer Burg in Hessen aneinander vorbei: Otto, der Graf, flüchtet sich in die Welt seiner unnützen Erfindungen, sein Bruder Friedrich frönt dem Alkohol und Ottos Tochter Eva betreibt jugendlichen Anarchismus. Eines Tages dringen seltsame Gestalten aus dem Keller in die Burg ein, die schier unglaublich sind: Sprechende, kleine Pferde.
Der ehemalige Sprachwissenschaftler Friedrich identifiziert ihre Sprache als Mittelhochdeutsch. Im Keller entdeckt die Familie unendlich lange Treppen, die in die Tiefe führen, zu einem seltsamen Tor - in eine andere Welt? Eva und Friedrich wollen neugiereig weiterforschen, aber die kleinen Pferde machen Probleme: Sie sind aus der Welt hinter dem Portal der Sklaverei entflohen, und fürchten Verfolger auf ihren Fersen...
Bibliotheka Phantastika verleihtSterne:
Aha, ein Buch von einem kleineren, unbekannten Verlag. Da könnte man ja schon mal präventiv die Nase rümpfen, denn kleine Verlage haben schon so manches Ärgernis durch schlecht bis gar nicht lektorierte Bücher in erkennbar hausgemachter Aufmachung zustande gebracht, tonnenweise Rechtschreibfehler und andere Kuriositäten inclusive. Nicht so Das blaue Portal. Das Buch macht von vorne bis hinten einen professionellen Eindruck, und ist ganz offensichtlich sorgfältig lektoriert worden. So viel zu den Formalien, die in diesem Bereich nicht selbstverständlich sind.
Das phantastische Abenteuer entführt den Leser als erstes ins Deutschland der 80er Jahre, wo die eher unerfreuliche Realität der adligen Burgbewohner durch das Eindringen der sprechenden Pferdchen empfindlich gestört wird. Von da an reißen die phantastischen Geschehnisse nicht ab: Familie von Grauenfels muß mit schwertschwingenden Eindringlingen zurechtkommen und mit einem Land tief unter ihrer Burg, möglichst ohne alles an die große Glocke zu hängen. Das Tempo ist anfangs hoch, wie es sich für ein rasantes Abenteuer geziemt, und man kann sich schnell von der Spannung mitreißen lassen, wenn in zwei Erzählsträngen berichtet wird, wie die Burgbewohner immer mehr unglaubliche Entdeckungen machen und wie die Pferde - in einer Rückblende - aus der Sklaverei des unterirdischen Reiches in eine vermeintlich bessere Welt fliehen. Ein interessantes und schönes Detail ist dabei, daß recht intensiv auf das deutsche Mittelalter eingegangen wird und die Pferde (und später auch andere) Mittelhochdeutsch sprechen und sich erst langsam verständlich machen können. Der geschichtliche Aspekt vertieft sich ab der Mitte des Buches, denn in einem neuen Erzählstrang wird berichtet, wie Heinrich Graf von Grauenfels einst das Portal unter seiner Burg entdeckte.
In der Jetzt-Zeit bzw. den 80er Jahren flacht die Spannungskurve zu diesem Zeitpunkt etwas ab, denn plötzlich wird ein größerer Zeitraum überbrückt, und die Alltagsprobleme der Protagonisten treten in den Vordergrund. Vor allem Evas psychische Probleme wirken anfangs etwas deplaziert in dem vorher actiongeladenen und schnellen Handlungsstrang. Am Ende des Buches klären sich etliche Fragen und die beiden Zeitebenen werden in gewisser Weise schön zusammengeführt; trotzdem bleibt das Ende offen und leitet direkt zum Nachfolgeband über, dem man dann durchaus mit einiger Spannung entgegenblicken kann.
Die grundlegende Thematik der Tore in eine andere Welt ist nichts neues, doch wurde ihr hier einiges an Substanz und Hintergrund verliehen - was sich erst gegen Ende des Romanes im ganzen Ausmaß abzuzeichnen beginnt. Die Konfrontation der modernen Protagonisten mit einer unglaublichen, magischen Welt ist ein Thema, das beispielsweise auch Wolfgang Hohlbein immer wieder bearbeitet hat, und mit diesen Romanen kann es Das blaue Portal locker aufnehmen: Ein solides Abenteuer, bei dem vor allem spannende Unterhaltung im Vordergrund steht.
(rezensiert von: mistkaeferl)
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1 vorhanden

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Coraline

Fazit: Ein spannender und temporeicher Auftaktband in ein phantastisches Abenteuer, der sich flüssig wegliest.



weitere Rezensionen:

Das blaue Portal:
Bewertet mit Sternen (Besucher-Rezension):
Mit diesem Roman beginnt der fünfbändige Zyklus der Chroniken der Anderwelten.
Dieser rankt sich um die Burg Grauenfels in Hessen und ihr brisantes Geheimnis: Hinter einem Regal im Weinkeller der Burg führt eine Treppe weit hinunter in die Tiefe und zurück ins Mittelalter - in die Stadt Unterhessen. Von dort sind merkwürdig aussehende kleine Pferde der Sklaverei entflohen und mitten in das unerfreuliche und eintönige Leben der Familie von Grauenfels geplatzt. Ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr wie zuvor und die Familie versucht nun einerseits die Pferdchen vor der Verfolgung aus dem unterirdischen und andererseits vor den neugierigen Blicken im oberirdischen Hessen zu schützen. Das ist leichter gesagt als getan und bald schon sieht sich Familie von Grauenfels in haarsträubende Ereignisse verwickelt…
Der Roman ist in zwei Handlungsstränge gegliedert, von welchen der eine im Deutschland des beginnenden 15. Jahrhunderts angesiedelt ist und über die Entdeckung des blauen Portals durch den Grafen Wilhelm von Grauenfels berichtet. Dieser stößt in einer Handschrift auf Hinweise zur Lage eines "Tores in die Anderwelt" in der "Burg auf dem grauen Felse" - dem Stammsitz der Grafenfamilie von Grauenfels. Wilhelm - für seine Zeit ein aufgeklärter und fortschrittlich denkender Mann - macht sich auf die Suche und wird fündig. Bald darauf geschehen auf der Burg merkwürdige Dinge und der Graf empfängt sehr seltsame Gäste.
Das macht nicht nur seine tiefreligiöse Frau misstrauisch…
Diese Teile der Erzählung sind sehr eindrucksvoll beschrieben und kein Gesichtsbuch vermag den Geist dieser Zeit so intensiv heraufzubeschwören wie es Peter Lancester hier gelungen ist: Die Gerüche, die einer Stadt ohne fest angelegte Straßen und Kanalisation entströmen, die rauen Aufnahmerituale einer mittelalterlichen Universität und die Unsicherheit auf Reisen werden so bildreich dargestellt, daß man wirklich froh ist, dies nicht miterlebt zu haben…
Der zweite Handlungsstrang spielt in den beginnenden 1980iger Jahren und hat die Alltagssituation der Burgbewohner und ihren Umgang mit der Anwesenheit ihrer ungewöhnlichen Gäste zum Thema. Hier ist es vor allem Eva, die Tochter des Hauses, auf die der Autor sein Augenmerk richtet: Ein pubertierendes, widerspenstiges Gör das über sehr hohe Intelligenz und einigen Mut zum Risiko verfügt. Im Vordergrund der Handlung stehen, vor allem im letzten Drittel des Buches, Evas psychische Probleme. Die vielen phantastischen Ereignisse, über die sie außerhalb des engen Familienkreises nicht sprechen darf, die aber ihre Gedanken immer stärker beherrschen, dazu die Probleme mit ihren Eltern und der Schule belasten Eva, so daß sie schließlich vom ihrem Vater in ein Internat gegeben wird, wo sie Abstand gewinnen und auf andere Gedanken kommen soll. Grundsätzlich ist zu sagen, daß die Charakterzüge sämtlicher Hauptfiguren in diesem Band wohl nur grob vom Autor vorgezeichnet worden sind. Es ist noch einiges zu erwarten und man darf gespannt sein, in welche Richtung die persönliche Entwicklung jedes einzelnen im Verlauf der Geschichte gehen wird… Erzählt wird im lockeren Plauderton, der sich gut lesen lässt. Die einzelnen Figuren drücken sich unterschiedlich gewählt aus: Bei der fünfzehnjährigen Eva ist schon mal der ein oder andere deftige Ausdruck dabei, während der Butler, entsprechend dem Klischee, ein wenig gestelzt daherredet und die Besucher aus dem mittelalterlichen Unterhessen sich zunächst einmal gar nicht verständlich machen können, da sie Mittelhochdeutsch sprechen. Diese Details sind zu einem schönen Ganzen zusammengefügt, die der Geschichte noch zusätzlich Hintergrund und Tiefe verleihen.
Der Roman ist ähnlich einem Tagebuch aufgebaut: Manchmal werden die Ereignisse, die sich an verschiedenen Tagen eines Monats abspielen, beschrieben, manchmal wird auch der ein oder andere Zeitsprung von mehreren Jahren vollzogen. Am Ende dieses ersten Bandes der Chroniken der Anderwelten werden die beiden Zeitebenen in gewisser Weise zusammengeführt und leiten direkt zum Folgeband über, der seinen Fokus auf die seltsame, unterhalb von Hessen gelegene Welt richten wird.
Das blaue Portal ist der interessante und spannende Auftakt zu einer Reise in eine fremde und rätselhafte Welt, in der es das sagenumwobene alte Volk geben soll, das geheimnisvolle Schriften in dem unterirdischen Reich, in dem die Zeit im Mittelalter stehen geblieben ist, hinterlassen hat…
(rezensiert von: Katerchen)

gesamt
Welt
Sprache
Aufmachung
Story

Fazit:
Interessanter und spannender Auftakt zu einer Geschichte um ein unterirdisches, geheimnisumwittertes Reich, das darauf wartet, entdeckt zu werden.

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